1. Wochenende (21./22.10.2011)
 
 

erstellt am
23. 10. 11


Wien (öj/mg) - Als ‚Highlight' des ersten Viennale-Wochenendes kann man Americano" (F 2011) von Mathieu Demy bezeichnen. Der junge Schauspieler hatte es als Sohn von Agnès Varda und Jacques Demy sicherlich einfacher, für seinen ersten Spielfilm eine Star-Besetzung zu engagieren, für die ihn so mancher unabhängiger Filmemacher gewiss beneidet. Und wen wundert es auch, wenn der Film doch eine wundervolle Hommage auf das Œuvre seiner Eltern ist. In der Rolle der Prostituierten Lola sehen wir Salma Hayek; Linda (Geraldine Chaplin) ist die quirlige und, nicht zu übersehen, gierige Freundin der Familie; Claire, die Partnerin des vom Autor dargestellten Hauptfigur Martin wird von Chiara Mastroianni verkörpert. Carlos Bardem verwandelt sich in den Nachtclub-Besitzer Luis. Mathieu Demy vereint wiederum mehrere Aufgaben - er ist Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller. An diesem Projekt arbeitete er rund 5 Jahre.

"Submarine" (Richard Ayoade, GB 2010) schwenkt zwischen einem prosaischen Alltag von zwei Jugendlichen und der Erinnerung an eine verrückte und längst vergangene Hippie-Zeit.

Roberto Guédiguian zeigt in "Les Neiges du Kilimandjaro" (F 2011) sein Lieblingsmotiv - Marseille. Dort hingegen eine "bürgerliche", wenn auch von der Weltwirtschaftskrise gezeichnete, Familie, die sich mit einem bisher unbekannten Problem auseinandersetzen muss - einem Raubüberfall. Dass aufgrund dessen zwei Jugendliche ins Gefängnis müssen und zwei Kinder ein neues Zuhause finden, scheint vorprogrammiert, wenn man den Werbeslogan der Gewerkschaft der Werft-Angestellten liest: "Ihr seid die Krise, wir sind die Lösung"

Die Filmemacherin Valérie Donzelli nimmt in "La Guerre est declarée" (F 2010) zwar Bezug auf den Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan, doch gilt die Kriegserklärung eigentlich dem Hirntumor des 3-jährigen Sohnes der Hauptfiguren Roméo und Juliette. Es ist ein Film, bei dem die Tränen so natürlich kommen, wie sich der Kampf der Jungfamilie gegen die schwere Krankheit entwickelt.

Mit "Mama Africa" (D/Südafrika/FIN 2011) ruft Mika Kaurismäki die Biografie Miriam Makebas, ‚der' Stimme Afrikas, nicht nur in der Musik-Branche, sondern auch im UNO-Hauptquartier im New York der 60er Jahre. Ihr Einsatz gegen die Apartheid und für die Rechte der schwarzen Bevölkerung in Südafrika wurde von Mika Kaurismäki in einem sehr rhythmischen Dokumentarfilm gezeigt.

Auch Ruthie Shatz und Adi Barash zeigen in der Doku "Rechokim" (Israel/USA/F 2011) soziales Unrecht. Im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit steht eine Flüchtlingsfamilie - der Vater, ein Informant des israelischen Geheimdienstes, der vor der Rache der Palästinenser nach Tel Aviv flüchten musste, seine halbwüchsigen Söhne, die sich auf dubiose Geschäfte einlassen, um der Familie zu helfen, deren Mutter, die versucht, das beste aus der Situation zu machen und schließlich zwei kleine Mädchen.

Von der VIENNALE berichtet täglich Malgorzata Glac für das "Österreich Journal"
     
Informationen: http://www.viennale.at    
     
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