Innovation durch Kooperation   

erstellt am
20. 10. 11

EU-Projekt - von der Rohstoffkrise zur Ressourceneffizienz – Ressourceneffizienz als Standort- und Wettbewerbsfaktor
Linz (lk) - In gegenseitiger Wechselwirkung tragen sowohl Unternehmen als auch (Landes)Politik Verantwortung in Puncto Umweltschutz und Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Die Ressourcen- und Energieeffizienz ist zu einem markanten wirtschaftlichen Erfolgs- und Standortkriterium geworden.

Grenzüberschreitende Kooperation zwischen Bayern und Oberösterreich
Die globale Wirtschaft und damit unsere Lebensqualität und unser Wohlstand hängen in hohem Maße von natürlichen Ressourcen ab. "Ressourcenschonendes Europa 2020" ist eine der sieben Leitinitiativen innerhalb der Strategie "Europa 2020". Mit diesem klaren Auftrag startete Anfang August dieses Jahres der Umwelttechnik-Cluster gemeinsam mit der Fachhochschule Landshut und dem Steyrer Unternehmen Profactor eine ausgedehnte Erhebung über die Ressourcensituation im angrenzenden Wirtschaftsraum Bayern und Oberösterreich. Sowohl Oberösterreich als auch das an-grenzende Niederbayern sind von einer hohen Konzentration an Produktionsbetrieben gekennzeichnet, die vergleichbare Voraussetzungen bei der Ressourcenbeschaffung aufweisen.

Das EU-Projekt
Ziel des mit 671.000 Euro dotierten und zwei Jahre laufenden Projekts ist die Effizienz im Rohstoff- und Materialverbrauch, die so genannte Ressourceneffizienz in den produzierenden Unternehmen beider Regionen zu verbessern. Dabei werden folgende Ebenen optimiert: Beschaffung, inklusive Sekundärrohstoffbeschaffung, Ressourceneffizienz bei Produkten und Verfahren sowie Ausschöpfen der Recyclingpotenziale. Basierend auf einer Ist- und Bedrohungsanalyse werden besonders betroffene Branchen identifiziert sowie technische Möglichkeiten der Ressourceneffizienz erhoben. In weiterer Folge sollen in Kooperation mit Experten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz entwickelt werden. Die Ergebnisse werden den Produktionsunternehmen in den Regionen zur Verfügung gestellt und mittels Workshops und Publikationen disseminiert.

Wirtschafts-Landesrat KommR Viktor SIGL
Grenzüberschreitende Kooperation zwischen Oberösterreich und Bayern
Die Ausrichtungen der einzelnen Cluster- und Netzwerkinitiativen unter der Dachmarke Clusterland OÖ GmbH verfolgen seit ihrer Gründung vor 13 Jahren eine klare Botschaft: Innovation durch Kooperation. Diese Philosophie und clusterorientierte Wirtschaftspolitik macht uns in Europa zur Vorzeigeregion in Bezug auf wirtschaftliche Vernetzung.

Ressourcenschonendes Europa - Strategie Europa 2020
"Ressourcenschonendes Europa 2020" - eine von sieben Leitinitiativen innerhalb der Strategie "Europa 2020". Die europäische Wirtschafts-politik setzt auf integratives sowie nachhaltiges Wachstum, um einerseits die Unternehmen dauerhaft zu stärken und andererseits den Klimaschutz voranzutreiben. Für die Betriebe bedeutet das nicht nur Kosteneinsparungen durch neueste Umwelttechnik, auch natürliche Rohstoffe werden dadurch geschont. Ressourceneffizienz ist zudem ein Treiber für innovative und nachhaltige Technologien geworden, die wiederum neue Arbeitsfelder schaffen.

Grenzüberschreitender Schulterschluss
Das vom Umwelttechnik-Cluster initiierte EU-Projekt soll die Effizienz im Rohstoff und Materialverbrauch, die Ressourceneffizienz, in den produzierenden Unternehmen in den Regionen Oberösterreich und Bayern untersuchen und verbessern. Einerseits um Oberösterreichs Position als technologisches Vorreiterbundesland zu stärken. Anderer-seits um die in dieser Region angesiedelten Betriebe wettbewerbs-fähiger zu machen und deren gesellschaftlichen Wert zu erhöhen. Dieses Kooperationsprojekt ist Zeichen für ein gemeinsames, innovatives Vordenken und verantwortungsvollen Handelns zur nachhaltigen, wirtschaftlichen Sicherung und zur Schonung unserer Umwelt für nachkommende Generationen.

Mag.ª Ulrike RABMER-KOLLER, Vizepräsidentin WKO OÖ & Beiratssprecherin UC
Ressourcen effizient eingesetzt - ein Gewinn für Unternehmen und Umwelt.
Dass sich die Schwierigkeiten bei der Rohstoffversorgung für viele produzierende Unternehmen zuspitzen, ist nicht neu. Der Wirtschaft bereiten die steigenden Preise und Beschaffungsengpässe zuneh-mend Probleme. Die Rohstoffe werden tendenziell teurer und die Verfügbarkeit seltener Rohstoffe für z.B. die High-Tech-Branche sinkt stark. In manchen Bereichen ist zudem die Rohstoff-verfügbarkeit selbst nicht langfristig gesichert.

"Die effiziente Nutzung von Ressourcen (Material, Rohstoffe, Energie) ist nicht nur unabdingbar für die Erhaltung der Wettbe-werbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Sie ist zum Wettbewerbs- und Standortkriterium geworden. Es freut mich, dass gemeinsam mit unseren bayerischen Nachbarn ein internationales Kooperations-projekt entstanden ist, von dem nachhaltig beide Regionen profitieren werden, denn Einsparungspotenziale sind in jedem Betrieb vorhanden. Zudem leistet die Ressourcen- und Energieeffizienz einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz," erklärt Mag.ª Ulrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin der WKOÖ und Beiratssprecherin des Umwelttechnik Clusters.

Beispiel Materialeinsatz
Die Materialkosten stellen im produzierenden Gewerbe mit rund 45 Prozent den mit Abstand größten Kostenblock dar. Zum Vergleich: Der Anteil der Personalkosten liegt in etwa bei der Hälfte und jener des Energieverbrauchs bei circa zwei Prozent. In vielen Unter-nehmen werden die Materialkosten aber nicht im Detail untersucht. Angesichts der Höhe dieses Kostenblocks ist also in vielen Betrieben ein immenses Einsparpotenzial vorhanden. Weniger Input für mehr Output - es geht um das optimierende Weiterdenken.

Mag. Markus MANZ
Leiter Umwelttechnik-Cluster und Netzwerk Ressourcen- und Energieeffizienz
Synergien nutzen, Potenziale heben
Ansteigende Rohstoff- und Materialpreise bei gleichzeitiger Knappheit führen zu Engpässen in der Produktion. Durch die Abhängigkeit der Hersteller von Lieferanten und Kunden betrifft die Ressourceneffizienz die gesamte Wertschöpfungskette. Dabei spielen "seltene Erden" (Erbium, Lanthan, Scandium, Yttrium, etc.) in der Elektronik-, Erdöl in der Kunststoff-, Eisenerz in der Stahl- oder Cellulose in der Papierindustrie eine große Rolle. Branchenübergreifend werden Ressourcen wie Energie, Boden, Wasser und Luft immer kritischer.

Projektebenen und -ziele
Das über zwei Jahre laufende EU-Projekt ist in drei Ebenen gegliedert: Beschaffung der Rohstoffe inklusive Sekundärrohstoffe; Ressourcen-effizienz in der Produktion und bei Verfahren; Recycling und Altstoff-rückführung. In zwei Schritten werden Experten und Intermediäre der verschiedenen Industriesektoren persönlich befragt (ca. 100 Betriebe) und die einzelnen, kritischsten Rohstoffe, Branchen und Subbranchen mit hohem Effizienzpotenzial definiert. Begleitend dazu soll ein Infor-mationsdefizit besonders bei den KMUs ausgeglichen werden. Weitere Ziele sind eine Bedrohungsanalyse mit Szenarien für Rohstoffe, eine Potenzialanalyse in den drei Ebenen, eine konkrete Potenzialverwer-tung und der Wissenstransfer an die Unternehmen mittels Workshops, Publikationen, etc.

Nutzen und Potenziale der Befragung
Nach einer ersten Interpretation werden die Ergebnisse in mehreren Experten-Workshops analysiert und konkrete Handlungsmodelle in den drei Ebenen erarbeitet (z.B. firmenübergreifende Beschaffung, abfall-reduzierte Produktionsverfahren, Recycling, etc.). Hier werden erste kostengünstige Maßnahmen (aber nicht nur) identifiziert, die rasch umgesetzt werden und eine signifikante Verbesserung der Ressourcen-effizienz sowie Wirtschaftlichkeit bewirken können.

Dipl.-HTL-Ing. Manfred Reiter
PROFACTOR GmbH, Bereichsleiter innovative Energiesysteme und Fertigungstechnologie
Profactor erkennt Ressourceneffizienz als Mission.
Seit 1995 forscht die Profactor GmbH für die Wettbewerbsfähigkeit der produzierenden Industrie in Europa. Das Unternehmen entwickelt und optimiert industrielle Produktionstechnologien und -prozesse und hilft dabei, Fehlentscheidungen zu vermeiden und den Planungsaufwand und damit sowohl Kosten als auch Risiken zu reduzieren. Die Unternehmens-mission und somit der Beitrag von Profactor zur Effizienz in der Produktion, wurde kürzlich mit den Aspekten der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit zum Nutzen der Menschheit ergänzt. Dieses Kredo wird in der Forschung und Entwicklung bei folgenden Themen umgesetzt: Effiziente und stabile Produktion ohne Verschwendung, Denken in Produktlebenszyklen, regenerative Energiesysteme, Rohstoffknappheit und CO2-Problematik.

"reduce und recycle": CO2 als wertvoller Rohstoff
Kohlendioxid, kurz CO2, wird in vielen Prozessen wie zum Beispiel bei der Stahl- und Papierherstellung oder bei der Zementproduktion in großen Mengen emittiert und ist hauptverantwortlich für die Klimaerwärmung. Unter dem Motto "reduce und recycle" arbeitet der Bereich Innovative Energiesysteme von Profactor gemeinsam mit dem Baustoffhersteller Wietersdorfer & Peggauer, dem steirischen Anlagenbauer Christoph und dem Kompetenzzentrum CEST an einem Projekt, das CO2 als Rohstoff verwertet. Mit dieser Technologie kann einerseits der CO2-Ausstoß von Zementwerken drastisch reduziert, andererseits CO2 recycled werden, um daraus Produkte zu gewinnen, die sonst aus Erdöl hergestellt werden müssten.


Mag. Maximilian Hauer
KAPPA Filter Systems GmbH, Marketingmanager
The Future has Zero Emissions
"Eine Zukunft ohne Emissionen" ist die Unternehmensphilosophie der 1993 gegründeten Kappa Filter Systems GmbH, ein mittelständisches und eigentümergeführtes Familienunternehmen mit Stammwerk in Linz sowie einer Zweigstelle in Steyr und seit Anfang 2011 auch in Düsseldorf. Kappa entwickelt, produziert, installiert und serviciert Systeme und Anlagen zur industriellen Luftreinhaltung und Energierückgewinnung. Fokus dabei: Die möglichst vollständige Abscheidung industrieller Emissionen unter wirt-schaftlichen Gesichtspunkten bei gleichzeitig minimalem Energieeinsatz.

Zero Emissions und Zero Wast of Energy: Walzwerkent-staubung made by Kappa
Den Kernbereich der Anlage eines internationalen Stahlkonzerns bildet das Kappa Ekon Großentstaubungssystem zur Abscheidung der primären Emissionen am Vorwärmofen und der diffusen Emissionen in der Walzstraße. Beim Warm-walzen wird das Vormaterial zunächst im Vorwärmofen auf die notwendige Temperatur erhitzt und anschließend in die gewünschte Form gewalzt. In beiden Prozessschritten werden große Mengen an Feinstaubemissionen und thermischen Emissionen freigesetzt. Kappa entwickelte und installierte ein System, das sowohl die Ofenent-staubung als auch die Hallenluftreinigung im Walzwerk bei gleichzeitig höchster Energieeffizienz und geringstem Raumbedarf kombiniert. Das bedeutet außerordentliche Wirtschaftlichkeit und nachweisbare Ressour-censchonung. Die Restemissionen des Kappa Ekon Großenstaubungs-systems liegen unter 0,5µm/m³, der notwendige Energieverbrauch konnte um mehr als 36 Prozent reduziert werden. Durch effizientes Produkt-design ist es gelungen, bei gleicher Leistung die Standfläche des Groß-entstaubers um über 60 Prozent zu verkleinern und damit 78 Tonnen Stahl einzusparen. Zusammengefasst konnten bei diesem Projekt durch Ein-sparungen im Materialverbrauch und -transport sowie bei der Energie-effizienz hochgerechnet auf zehn Jahre Betriebszeit zehn Millionen Kilogramm CO2 eingespart werden.
     
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