Mailath enthüllt Gedenktafel für George Tabori am Schauspielhaus   

erstellt am
20. 10. 11

Wien (rk) - "Gedenktafeln sind Fenster in die Geschichte. Sie halten Menschen lebendig und erinnern daran, wie wichtig sie für uns und für die Stadt waren", erklärte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am 19.10. bei der Einhüllung der Gedenktafel für George Tabori an der Fassade des Schauspielhaus Wien. Der 1914 in Budapest geborene charismatische Theatermacher und Spielleiter Tabori leitete das Schauspielhaus von 1987 bis 1990 und installierte dort das Theaterlabor "Der Kreis". Die Zeremonie wurde gemeinsam mit dem ungarischen Botschafter Vince Szalay-Bobrovniczky und dem Theaterleiter Andreas Beck durchgeführt. Auch zahlreiche Weggefährten Taboris, u.a. Rainer Frieb und Günther Einbrodt, nahmen an der Feier teil.

"Diese Tafel erinnert an die Jahre, als George Tabori hier am Schauspielhaus Theatergeschichte schrieb - ob als Autor, ob selbst auf der Bühne oder als Spielmacher", fuhr Mailath fort. "Wien hat Glück gehabt: Denn obwohl George Tabori den größten Teil seiner Familie durch das NS-Regime verlor, war sein Heimweh so stark, dass er alle seine inneren Widerstände überwand und einige wichtige Jahre hier verbracht und gearbeitet hat. Auch an dieses Glück, und an den wunderbaren Theatermagier, erinnert uns diese Tafel."

Der ungarische Botschafter, Vince Szalay-Bobrovniczky, hob die Bedeutung Taboris für sein Heimatland hervor: "Sein Lebenswerk entstand zwar im Westen, in Amerika und Deutschland, aber seine Wurzeln sind in Mitteleuropa, sein schwarzer Humor ist das Erbe der Jugendjahre in den Kaffeehäusern der Pester Józsefváros (Josefstadt). Er wurde immer wieder neugeboren, ließ sich in keine Schublade einstecken, aber in seinem tiefen Herzen und Denken blieb er lebenslang ein Mann mit Budapester Eigenschaften. Er wurde nirgendwo wieder heimisch und wird vielleicht eben deshalb weltweit geschätzt, am besten verstanden aber wahrscheinlich in Wien und Budapest."

Andreas Beck, künstlerischer Leiter des Schauspielhauses: "George Tabori war nicht bloß ein charismatischer, bezaubernder Theatermacher, sondern ein Spielleiter, der mit seinen Schauspielerinnen und Schauspielern ein Theaterlabor betrieb. Und dabei dachte und schrieb Tabori stets für seine Truppe, denn Schreibweisen beeinflussen Spielweisen, aber eben auch umgekehrt. Seine Arbeitsweise war für mich ein Auftrag: AutorInnen und RegisseurInnen mit einem ungewöhnlichen, neugierigen und selbstbewussten Schauspielhaus-Ensemble zusammen zu führen, das ihre Arbeit befördert und jeden Abend überrascht", schloss Beck.
     
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