Stabile Kriminalitätsentwicklung und steigende Aufklärungsquoten in Österreich   

erstellt am
19. 10. 11

Bekämpfung der Internet- und der Einbruchskriminalität als auch der Gewaltdelikte im Mittelpunkt
Wien (bundeskriminalamt) - Ein Vergleich der letzten neun Jahre zeigt deutlich, dass sich die Gesamtkriminalität in Österreich weiterhin stabil sinkend entwickelt. Wurden im Vergleichszeitraum 2003 noch über 480.900 Fälle und im Vergleichszeitraum 2007 noch über 441.000 angezeigt, so waren es in der ersten drei Quartalen des heurigen Jahres 398.724. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2010 ist eine Steigerung um weniger als ein Prozent zu beobachten - dies bewegt sich im statistischen Schwankungsbereich.

Mehr geklärte Fälle
In Österreich wurden in den ersten drei Quartalen im Jahre 2011 mehr Fälle geklärt: die Zahl konnte gegenüber dem Vorjahresvergleich von 161.273 auf 171.851 Fälle und somit um über sieben Prozent gesteigert werden..

Aufklärungsquote steigt auf 43,1 Prozent
Ein Vergleich der Quartalszahlen zeigt, dass die Aufklärungsquote in den ersten neun Monaten des Jahres 2011 im Vergleich zum Vorjahr von 40,5 Prozent auf 43,1 Prozent gestiegen ist.

Schwerpunkte der kriminalpolizeilichen Arbeit
IT-Kriminalität - kontinuierlicher Anstieg der Anzeigen
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 wurden in Österreich im Bereich der IT-Kriminalität 3.433 Delikte zur Anzeige gebracht, im Vergleichszeitraum 2010 waren es noch 3.081 angezeigte Vergehen. Eine starke Zunahme hat es im Bereich "Phishing" gegeben. Die Kriminalitätsform "Phishing" bezeichnet den Versuch, Internetnutzerinnen und Internetnutzer Geheimdaten (zum Beispiel für Online-Banking, Auktionsplattformen oder Onlineshops) zu entlocken. So scheint in den ersten drei Quartalen 2009 keine Anzeige, im Vergleichszeitraum Jahre 2010 41 und im Vergleichszeitraum 2011 bereits 93 Anzeigen in der Statistik auf. Einen weiteren Anstieg hat es im Bereich des Hackings gegeben: wurden im Vergleichszeitraum 2010 noch 86 Hackingangriffe angezeigt, so waren es in den ersten neun Monaten des heurigen Jahres bereits 162 Anzeigen, was einem Anstieg von 88,4 Prozent entspricht.

Das Bundesministerium für Inneres hat daher auf die Bekämpfung der Internetkriminalität einen Schwerpunkt gelegt und eine umfassende Cyber-Sicherheitsstrategie erarbeitet, die in allen Strukturen und auf mehreren Ebenen umgesetzt wird. Das Bundeskriminalamt nimmt durch die Errichtung des Cybercrime-Competencecenters, kurz C4, eine bedeutende Rolle ein und versteht sich als die strategische und operative Spitze einer umfassenden Neuausrichtung. Im Bundeskriminalamt erfolgen - immer in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie Europol, aber auch auf nationaler Ebene mit anderen Akteuren - die forensische Auswertung von Datenträgern, technische Analysen, aktive Recherche nach kriminellen Phänomenen und Delikten im Netz als auch die Konzeptionierung von Schutzmaßnahmen in enger Kooperation mit Wissenschaft und Wirtschaft.

Geringer Zuwachs bei Einbrüchen in Wohnungen und Einfamilienhäusern
Bei Einbrüchen in Wohnungen, bewohnten und unbewohnten Einfamilienhäusern ist langfristig ein Rückgang (Jänner bis September 2005: 15.368 Anzeigen, Jänner bis September 2009: 15.821 Anzeigen), jedoch im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2010 ein geringer Anstieg von 11.334 auf 11.668 Anzeigen im Vergleichzeitraum 2011 festzustellen.

Im Jahr 2009 wurde aufgrund des Anstiegs bei diesem Delikt insbesondere in den so genannten Hot-Spot-Bereichen im Osten Österreichs (Wien, südliches Niederösterreich und Burgenland) unter Federführung des Bundeskriminalamts ein so genannter Masterplan zur Bekämpfung und Eindämmung der Einbruchskriminalität entwickelt. Mithilfe dieses Masterplans konnten die Fallzahlen im Bereich der Einbruchskriminalität im Osten Österreichs deutlich gesenkt, mehr Straftäter auf frischer Tat betreten und entsprechende Struktur- und Intensivtäterermittlungen durchgeführt werden. (Burgenland: Rückgang um 9,5 Prozentpunkte, Niederösterreich: Rückgang um 7,9 Prozentpunkte und Wien ein Rückgang um 0,4 Prozentpunkte). "Diese Zahlen zeigen, dass unsere Maßnahmen im Osten greifen", so General Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts. "Unsere neue Herausforderung liegt jetzt hingegen im Westen Österreichs, wo wir einen Anstieg zu verzeichnen haben." Bei den Einbruchstätern handelt es sich verstärkt um ausländische Tätergruppen aus Georgien, Rumänien und dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. "Der Kampf gegen diese organisierten Banden ist oft einer gegen Windmühlen, da die Täter für uns oft schon 'amtsbekannt' sind und nach Abschiebung immer wieder nach Österreich kommen und der Polizei in die Hände geraten", so der Direktor. "Ich kann daher die Ankündigung von Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner die Strafandrohungen für Mehrfachtäter zu erhöhen, nur unterstützen."

Gewaltkriminalität - leicht steigende Anzeigen, hohe Aufklärungsquote
Die Anzahl der Gewaltdelikte - sowohl bei den Morden und Mordversuchen als auch bei Körperverletzungen - ist in Österreich leicht steigend. In den ersten drei Quartalen 2011 wurden insgesamt 125 Morde bzw. Mordversuche zur Anzeige gebracht, davon wurden 45 Taten vollendet, 80 Taten blieben versucht. 98 Mal gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Die Aufklärungsquote liegt bei 92 Prozent.

Bei den Gewaltdelikten (Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen, Körperverletzung mit tödlichem Ausgang und absichtliche schwere Körperverletzung) ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 6,1 Prozent zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote liegt derzeit bei 80,5 Prozent. Das Bundeskriminalamt setzt zur nachhaltigen Bekämpfung auf Forschung, Aufklärung und Prävention im Vorfeld der Eskalation und damit des polizeilichen Einschreitens. "Gewalt hat meist viele Ursachen, tritt in allen Gesellschaftsschichten, in allen Altersgruppen in den verschiedensten Ausprägungen auf", so General Lang. "Und genau so komplex wie die Ursachenforschung müssen auch unsere Maßnahmen und Antworten darauf sein." Das Projekt "Bündnis gegen Gewalt" und dessen Koordinierungsstelle im Bundeskriminalamt wird daher in enger Zusammenarbeit mit allen betroffenen Einrichtungen konkrete Maßnahmen erarbeiten. Noch im Dezember dieses Jahres wird das Bundesministerium für Inneres gemeinsam mit dem Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) unter Einbindung aller betroffenen Organisationen einen Kongress in Wien abhalten.
     
Informationen: http://www.bundeskriminalamt.at    
     
zurück