Bericht über den 25./27.10.2011
 
 

erstellt am
28. 10. 11

Wien (öj/mg) - Für "Schlafkrankheit" (D/F/Niederlande 2011) wurde Ulrich Köhler bei der Berlinale 2011 mit dem Preis des ‚Besten Regisseurs' gekürt. In diesem Werk steht ein deutscher Arzt im Mittelpunkt, der seit 20 Jahren in der Entwicklungshilfe in Afrika tätig ist. Er soll nun, seiner Frau zuliebe, das Leben in Kamerun aufgeben und nach Deutschland zurückkehren. Das Fehlen von Zugehörigkeit, ein ,Dazwischenstehen', wird als das zentrale Gefühl in diesem Film vermittelt. Denn so wie ein Deutscher unfähig ist, die Rückreise nach Europa anzutreten, nachdem er sein halbes Leben in einer ganz anderen Kultur verbracht hat, so fühlt auch ein junger französischer Mediziner mit kongolesischen Wurzeln in Afrika völlig fremd. Was beide verbindet ist der ,Blick von Außen', die Unsicherheit gegenüber einer Kultur, die aufgrund der Entfernung längst nicht mehr als ‚eigen' bezeichnet werden kann. Dieses Fehlen von Zugehörigkeit wird vor allem durch die Sprache ausgedrückt - der ‚einheimische' Deutsche, der mit seinem typisch deutschen Akzent gebrochenes Französisch spricht, und der Franzose, der sich in Kamerun zwar in seiner Muttersprache problemlos verständigen kann, doch ohne die Hilfe des Deutschen nur mit größter Mühe vorankommt.

Nach dem großen Erfolg von "L'Enfant" (2005) der Brüder Dardenne, gewann auch dieses Jahr eine berührende Geschichte eines Kindes die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes. Jean-Pierre und Luc Dardenne kehren zu dem Drama eines zurückgewiesen Kindes zurück. In "Le gamin au velo" (F 2011) ist die Hauptfigur jedoch kein Kleinkind mehr, es ist ein 11-jähriger Junge, Cyril. Sein Vater möchte ein neues Leben beginnen und bringt den Jungen in einem Waisenheim unter, verspricht ihm jedoch, in einem Monat zurückzukehren, um ihn abzuholen. Als er nach mehreren Wochen kein Lebenszeichen gibt, macht sich Cyril auf die Suche nach ihm. Doch: wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere…

Die freie Adaption von "Faust", (R 2011), brachte dem russischen Regisseur Alexander Sokurov den Goldenen Löwen in Venedig. In den Hauptrollen sehen wir die Österreicher Johannes Zeiler (Faust) und Anton Adasinsky (Mephisto). Und auch wenn Wagners Frage nach dem Aufenthaltsort der Seele am Ende doch noch offen bleibt, so kann man auf jeden Fall sagen, dass es ein gebirgiger Ort sein muss.

Von der VIENNALE berichtet täglich Malgorzata Glac für das "Österreich Journal"
     
Informationen: http://www.viennale.at    
     
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