Das Selbstverständnis der Habsburger im Spiegel ihrer Residenzen   

erstellt am
24. 11. 11

Wien (öaw) - Vom 7. bis 10. Dezember 2011 widmet sich die internationale Konferenz „The Habsburgs and their Courts in Europa, 1400-1700: Between Cosmopolitism and Regionalism" in Wien dem Selbstverständnis der Habsburger und wie es sich in ihrer Herrschaftskultur widerspiegelt. Organisiert wird die Konferenz von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Kooperation mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften.

Spanien, Mitteleuropa, Spanische Niederlande: Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Habsburger zu einer europaweit verzweigten Großmacht. Das hatte Einfluss auf ihr Selbstverständnis als Herrscher, das sich zwischen einer internationalen Identität als Dynastie und einer lokalen Identität als regionale Herrscher entwickelte.

Residenzen als politische und kulturelle Zentren
Als offizielle Regierungs- und Verwaltungssitze waren die Habsburger-Residenzen in Wien, Madrid, El Escorial, Brüssel, Prag, Budapest oder Preßburg Zentren und Spiegel dieses neuen Selbstverständnisses und der sich daraus ableitenden Herrschaftskultur. “Der Austausch zwischen den europäischen Habsburgern war rege und fand seinen Niederschlag im höfischen Leben an den Residenzen", sagt Herbert Karner von der ÖAW-Kommission für Kunstgeschichte, der seitens der ÖAW die Konferenz organisiert.

Die Themen der Konferenz
Ausgehend von der Frage, wie sich das Selbstverständnis der Habsburger zwischen internationaler und regionaler Identität in Anlage und Nutzung der Residenzen verorten lässt, begeben sich die Forscherinnen und Forscher im Rahmen der Konferenz auf die Suche nach verbindlichen Leitideen in der Repräsentationskultur und den funktionellen Strukturen der Habsburgischen Häuser.

Abgrenzung und Religiosität
Thematisiert werden die gezielte Abgrenzung der Habsburger von anderen europäischen Herrschergeschlechtern, allen voran den Bourbonen, ebenso wie ihre tiefe Religiosität. „Die Habsburger Herrscher sahen sich bekanntermaßen als 'Herrscher von Gottes Gnaden'”, betont Karner. Sie präsentierten sich im Gegensatz zu den französischen Herrschern als göttlich entrückte Persönlichkeiten. Karner: „Die tiefe Religiosität der Habsburger zeigt sich nicht nur in den Raumfolgen in den Residenzen, sondern auch in der Anlage von Kapellen in und Kirchen oder Klöstern um die Residenzen herum."

Die Habsburger und die Muslime
Die Konferenz widmet sich ebenfalls dem für die europäische Residenzforschung zentralen Thema des Verhältnisses zwischen Habsburgern und Muslimen. In Spanien führten die Habsburger damals einen Abwehrkampf gegen die Mauren, im östlichen Mitteleuropa gegen die Osmanen. "Im Mittelpunkt steht hier die Frage, inwieweit die Rolle, die die Habsburger in beiden Kulturbereichen als Glaubensverteidiger eingenommen haben, auch in die Konstruktion ihrer Identität und ihrer Selbstdarstellung Eingang gefunden hat", erklärt Karner. So thematisiert Andrea Sommer-Mathis vom ÖAW-Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, die sich in ihrer Forschungsarbeit mit der Funktion von Theater und Fest an den Habsburgerhöfen der Frühen Neuzeit beschäftigt, im Rahmen der Konferenz insbesondere die Darstellung und Instrumentalisierung des Türkenbildes an den Habsburger Höfen.

Die internationale Konferenz „The Habsburgs and their Courts in Europa, 1400-1700: Between Cosmopolitism and Regionalism" ist die erste Großkonferenz des Projekts PALATIUM (Court Residences as Places of Exchange in Late Medieval and Early Modern Europe (1400-1700)) der European Science Foundation (ESF). Bis zu 100 Teilnehmer(innen) werden erwartet.

Weitere Informationen zur Konferenz sowie das Programm finden Sie unter http://www.oeaw.ac.at/vk/detail.do?id=171
     
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