Menschenrechtspreis 2011 des Landes Oberösterreich geht an Inge Jäger und Veronika Pernsteiner   

erstellt am
13. 12. 11

Linz (lk) - Traditionell verleiht das Land Oberösterreich rund um den 10. Dezember, dem Jahrestag der Deklaration der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen, den mit 8.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer zeichnete am 12.12. die Abgeordnete zum Nationalrat a.D. Ingeborg (Inge) Jäger aus Eferding und Veronika Pernsteiner, M.A., aus Feldkirchen-Lacken im Linzer Landhaus mit dem Menschenrechtspreis 2011 aus.

"Die beiden Preisträgerinnen leisten durch ihr Engagement einen wesentlichen Beitrag zum Mit- und Füreinander in Oberösterreich und weit darüber hinaus", so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer in seiner Laudatio. "Inge Jäger zeichnet sich durch ihren persönlichen Einsatz für die Menschenrechte und gegen Intoleranz aus. Veronika Pernsteiner setzt sich seit Jahrzehnten für ein Leben in Würde ein, insbesondere für die Kinder, die Opfer der Atomkatastrophe von Tschernobyl geworden sind".

Inge Jäger hat ihr Leben dem humanitären Einsatz, vor allem in entwicklungspolitischer Hinsicht gewidmet. Seit den 70er Jahren war sie in verschiedenen NGOs, in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, der autonomen Frauenbewegung, der Psychiatriereformbewegung, der Anti-AKW-Bewegung und der Lateinamerikasolidaritätsarbeit tätig. Während ihrer Zeit als Nationalratsabgeordnete von 1995 bis 2002 führte sie ihren Einsatz für humanitäre Anliegen als Entwicklungspolitik-Sprecherin und als Vorsitzende der ARGE Entwicklungspolitik fort. Überdies war sie von 1999 bis 2006 Vorsitzende von AWEPA (European Parliamentarians with Africa) der Sektion Österreich.

Als Gründungsmitglied des ÖIE (Österreichischer Informationsdienst für Entwicklungspolitik), später umbenannt in Südwind Entwicklungspolitik, war sie zwischen 1984 und 1988 Vorsitzende sowie als Geschäftsführerin von 1988 bis 1995 beim ÖIE-OÖ tätig und ist dort nach wie vor als Bundesvorsitzende aktiv. Außerdem ist

Inge Jäger Gründungsmitglied des Vereins "Aktionsgruppe für Internationale Solidarität", der in Folge den Weltladen Linz unterstützte und ausbaute, sowie von BILY (Familie, Jugend und Sexualberatungsstelle).

Weitere Entwicklungszusammenarbeit leistete Inge Jäger als Mitarbeiterin des Nord-Süd Institutes (2003 bis 2007), dem sie immer noch als Vorstandsmitglied treu geblieben ist, sowie der GEZA – Gemeinnützige Entwicklungszusammenarbeit GmbH (2007 bis 2008). Zudem verdankt der Verein EXIT-sozial, der aus der von ihr gegründeten "Bewegung für demokratische Psychiatrie" hervorging, sein Entstehen auch Inge Jägers Engagement.

Neben ihren Tätigkeiten in Vereinen und Institutionen und der intensiven Zusammenarbeit mit einigen Menschenrechtsorganisationen, wie der Volkshilfe Flüchtlingsbetreuung und SOS Mitmensch, war es Inge Jäger auch ein Anliegen, im Rahmen der Bosnienkrise eine bosnische Flüchtlingsfamilie bei sich zuhause aufzunehmen und über ein Jahr unentgeltlich bei sich wohnen zu lassen. Zahlreiche persönliche Interventionen für Menschen mit Migrationshintergrund bei unterschiedlichsten Behörden waren für sie ebenso selbstverständlich wie ihr Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz sowie Unterstützung für Menschen in Lateinamerika, insbesondere Chile und Nicaragua.

Im Europäischen Jahr der Freiwilligkeit 2011 soll weiters eine Frau geehrt werden, die sich seit Jahrzehnten tatkräftig für ein Leben in Würde einsetzt, ganz besonders für Kinder, die Opfer der Atomkatastrophe von Tschernobyl geworden sind. Im Artikel 25 der Menschenrechtserklärung steht: "Jeder Mensch hat Anspruch auf ein Lebenshaltung, die seine und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden gewährleistet." Von den schwierigen Lebenssituationen der Kinder, die Opfer der Atomkatastrophe in Tschernobyl geworden sind, hat sich Veronika Pernsteiner berühren lassen und ist seit 25 Jahren tatkräftig engagiert.

Veronika Pernsteiner hat von 1991 bis zur Beendigung im Jahr 2008 die "Tschernobyl-Kindererholungsaktion" der Caritas Auslandshilfe insgesamt 20 Mal (einige Male auch zusätzlich als Winteraktion) ehrenamtlich geleitet und organisiert. Sie war (und ist) Pionierin und umsichtige Organisatorin und hat selbst Kinder aufgenommen.

Durch die Tschernobyl-Kindererholungsaktion wurden nicht nur insgesamt mehr als 11.000 weißrussischen Kindern Erholung vom radioaktiv verstrahlen Leben geschenkt,

sondern auch die Gastfamilien erlebten die Zeit mit den Gastkindern als bereichendes, wenn auch mitunter anstrengendes Geschenk. Veronika Pernsteiner ist auch eine eifrige Leserbriefschreiberin zu gesellschaftlich relevanten Themen. In diesen setzt sie sich vehement für die Menschenrechte ein. Für sie sind es nicht nur Menschenrechte, sondern auch Verpflichtung: "Menschenrechte sind auch "Menschenpflichten". Sie ist als politisch denkende und handelnde Frau ehrenamtlich in dieser Grundhaltung schon seit Jahrzehnten aktiv.

Anlässlich des Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit, der Reaktorkatastrophe von Fukushima und des 25. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist die Verleihung des Menschenrechtspreises des Landes OÖ an Veronika Pernsteiner ein besonders wertvolles Zeichen für die über 2.500 Gasteltern und alle, die sich für den Atomausstieg einsetzen.
     
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