Ferkelschutzkorb-Erhalt beschlossen  

erstellt am
22. 12. 11

Stöger: Tragfähiger Kompromiss für den Tierschutz erreicht
Klargestellt wird in der Verordnung darüber hinaus, dass jedenfalls ab 2033 für alle Betriebe im Bereich der Abferkelbucht neue, strengere Regeln gelten.
Wien (bgf) -
"Nach über einem Jahr an Verhandlungen ist es gelungen, einen tragfähigen Kompromiss mit der Landwirtschaft in der Frage der Schweinehaltung zu erzielen", betonte Gesundheits- und Tierschutzminister Alois Stöger. "Ich habe die Missstandsfeststellung der Volksanwaltschaft als Handlungsauftrag verstanden und mich für eine Stärkung des Tierschutzes eingesetzt", so der Minister weiter. Die neue Regelung sieht vor, dass im Deckzentrum eine drastische Reduktion der Kastenstandstage schon ab 2013 umgesetzt wird. "Das ist deutlich früher als bis zuletzt von der Landwirtschaft gefordert", stellte Stöger fest.

Für den Bereich der Abferkelbucht wird es bis Ende 2017 ein wissenschaftliches Projekt geben, das von der neu eingerichteten, unabhängigen, an der Veterinärmedizinischen Universität angesiedelten, wissenschaftlichen Fachstelle bewertet wird. Nach der positiven Bewertung sieht die Verordnung "unverzügliche" rechtliche Änderungen vor. "Mein Ziel war es, die Kastenstände ab 2020 drastisch zu reduzieren. Jetzt geht es vielleicht sogar noch früher, das ist ein guter Verhandlungserfolg für den Tierschutz. Ich gehe davon aus, dass wir noch vor 2020 die Kastenstandstage von jetzt bis zu 365 Tagen im Jahr auf etwa 20 Tage pro Wurf senken können", erläuterte der Minister.

Klargestellt wird in der Verordnung darüber hinaus, dass jedenfalls ab 2033 für alle Betriebe im Bereich der Abferkelbucht neue, strengere Regeln gelten. Somit haben die Tiere ab diesem Zeitpunkt mindestens 5,5 Quadratmeter Platz in der Bucht. "Durch die strengeren Regeln wird der Tierschutz gestärkt und durch die neu eingerichtete, unabhängige Fachstelle beziehen wir erstmals auch die Wissenschaft in Haltungsfragen mit ein. Das ist eine deutliche Professionalisierung und dient dem Wohl der Tiere", so Alois Stöger abschließend.

 

 Berlakovich: Existenz tausender bäuerlicher Betriebe gesichert
Im Sinne von Bauern, Konsumenten und Ferkeln
Wien (bmlfuw) - "Nach schwierigen Marathonverhandlungen haben wir eine gemeinsame Lösung im Sinne einer fortschrittlichen Tierhaltung und der heimischen, bäuerlichen Qualitätsproduktion erzielt. Wir, die Landwirtschaft, haben durchgesetzt, dass ein gänzliches Verbot des Ferkelschutzkorbes und somit vollkommen überzogene Forderungen einseitiger Gruppen vom Tisch kommen. Dieser Korb bedeutet die Rettung von 500.000 Ferkeln vor dem Erdrücktwerden durch die Muttersauen, den Schutz der LandwirtInnen bei der Arbeit und die Bewahrung von tausenden bäuerlichen Betrieben. Diese hätten ansonsten aus der Produktion aussteigen müssen, da es derzeit noch keine praktikablen alternativen Aufstallungssysteme gibt", betonte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich am 21.12. bei einem Pressegespräch in Wien zur mit Gesundheitsminister Alois Stöger erzielten Einigung in der wichtigen Frage der Zuchtsauenhaltung.

"Mit dieser Lösung haben wir sichergestellt, dass es auch weiterhin eine ausreichende Versorgung mit heimischem Qualitätsfleisch geben wird. Ein Aus des Ferkelschutzkorbes hätte den Ruin der Zuchtsauenhaltung und damit einen massiven Anstieg der Importe aus anderen Ländern mit oftmals riesigen Produktionseinheiten bedeutet. Die Vernichtung der heimischen Schweinebranche, die mit Sicherheit zur Einfuhr von Tierleid geführt hätte, können wir somit erfolgreich verhindern. Unser Schnitzel muss österreichisch bleiben", so der Landwirtschaftsminister, der gleichzeitig aber auch die Verbesserung der Tierschutz-Situation für unsere Nutztiere hervorhob. So wird die Zeitspanne, in der sich die Sauen frei bewegen können, von rund 205 Tagen auf 265 pro Jahr verlängert.

"Die nun erzielte Lösung entspricht genau dem, was unsere heimischen Konsumentinnen und Konsumenten wollen", so Berlakovich. So haben bei einer Ökonsult-Umfrage 90% der Österreicherinnen und Österreicher betont, wissen zu wollen, woher ihre Lebensmittel stammen. 93% können sich eine Ernährungsweise ohne Fleisch und Wurst nicht vorstellen. 97% sind gegen eine Verteuerung von Fleisch und Wurst und gleichzeitig sehen 85% ein, dass höhere Tierschutzstandards höhere Fleischpreise bedeuten.

"Tierschutz und Landwirtschaft gehen einmal mehr Hand in Hand. Jeder Bauer weiß, dass nur derjenige die entsprechende Leistung erhält, der sein Tier gut behandelt. Unsere Bäuerinnen und Bauern sind mit Sicherheit keine Tierquäler. Wir, die Landwirtschaft, bekennen uns zu einer Weiterentwicklung mit Augenmaß", so Berlakovich, der auch positiv hervorhob, dass bis 2017 intensiv an neuen Aufstallungssystemen - unter Einbeziehung der Wirtschaftlichkeit - gearbeitet werden soll.

 

 Brunner: Stöger-Berlakovich-Kompromiss bringt noch keinen Tierschutz
Investitionen in Einstieg zum Umstieg werden auf lange Bank geschoben
Wien (grüne) - Skeptisch zeigt sich Christiane Brunner, Tierschutzsprecherin der Grünen, zum gestern präsentierten Stöger-Berlakovich-Kompromiss bei der tierschutzwidrigen Kastenstandshaltung von Schweinen. Brunner: "Ich sehe das vermeintliche Ergebnis äußerst kritisch. Bis jetzt erkenne ich nicht viel mehr als Absichtserklärungen und Verzögerungen, was fehlt ist die Substanz. Alleine schon, dass der Landwirtschaftsminister in einer Aussendung titelt, 'Ferkelschutzkorb-Erhalt durchgesetzt', lässt die Alarmglocken schrillen. Die Volksanwaltschaft hat eindeutig festgestellt, dass die Praxis der Kastenstandshaltung dem österreichischen Tierschutzgesetz widerspricht. Was Berlakovich hier verbreitet bedeutet übersetzt, dieser Rechtsbruch bleibt bestehen", erläutert Brunner.

Auch die Art, wie die Verhandlungen geführt wurden, kritisiert Brunner: "Die einzigen InteressensvertreterInnen, die an den Verhandlungen teilnehmen durften, waren die Schweinebauern, Tierschutzorganisationen blieben außen vor. Auch deshalb werden wir das Ergebnis genau betrachten müssen, bevor wir es abschließend bewerten".

Völliges Unverständnis erzeugt, dass ein Verbot von Neubauten mit fixem Abferkelgitter erst ab 2019 erfolgen soll. "Wieso investieren wir mit Hilfe von Steuergeldern in ein System das rechtswidrig ist? Minister Berlakovich muss sofort Investitionsförderungen an Tierschutzgesetz-konforme Standards binden und nicht den Rechtsbruch auch noch sieben Jahre fördern", sagt Brunner.

Ein Kastenstandsverbot soll es frühestens 2033 geben, aber dafür gibt es noch keine Garantie. Eine neu zu schaffende Fachstelle wird frühestens 2017 bewerten, ob es zur Umsetzung des Verbots kommt oder nicht. "Tierleid darf nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Ministerien haben sich hier zu lange Zeit gelassen. Schließlich hat die Volksanwaltschaft schon 2010 aufgeschrien", sagt Brunner.

"Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass durch Förderungen in den Umstieg dem Tierschutzgesetz zügig Rechnung getragen wird. Wenn Förderungen es attraktiv machen, Haltungssysteme zu verwenden, die dem Tierschutzgesetz entsprechen, dann werden wir hoffentlich nicht bis 2033 warten müssen, damit es den Tieren besser geht. Weiters fordern wir, ein staatliches Gütesiegel, dass auch Tierschutzkriterien berücksichtigt, die über die gesetzlichen Mindeststandards hinausgehen. Dann werden die KonsumentInnen durch Ihr Kaufverhalten auch dazu beitragen, dass der Kastenstand in Österreich Geschichte wird", sagt Brunner.

 

Wlodkowski: Tragfähige Lösung für heimische Ferkelhaltung erreicht
Haltung im Ferkelschutzkorb wird auf rund ein Viertel des Jahres reduziert
Wien (lkö) - "Mit dem Kompromiss bei der Zuchtsauenhaltung haben unsere überwiegend kleinstrukturierten heimischen Schweinehalter wieder eine Zukunftsperspektive. Alle bisher erreichten Verbesserungen im Bereich des Tierschutzes als auch die fachlichen Standards in Europa sind die Basis der neuen Verordnung. Einseitig radikale Verschärfungen, verbunden mit zusätzlichen Investitionskosten, und auch Importe von Billigfleisch aus jenen Ländern, in denen es keine vergleichbaren Tierschutzregelungen so wie bei uns gibt, können damit verhindert werden. Auch die Investitionsblockade in den bäuerlichen Betrieben, ausgelöst durch die intensive Tierschutzdiskussion der letzten Monate, wurde somit gelöst und Österreichs Schweinezüchter können wieder investieren, weil sie nun sichere Rahmenbedingungen haben", begrüßt Gerhard Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, den Kompromiss zwischen Landwirtschafts- und Gesundheitsminister betreffend der Zuchtsauen- und Ferkelhaltung in Österreich.

Endlich Kompromiss erreicht
Die Einigung der beiden zuständigen Minister trifft auch die Erwartungen der Bevölkerung voll und ganz. Denn laut neuester Oekonsult-Umfrage zum Thema Schweinehaltung in Österreich erwarten sich rund 81% der befragten Bürger von Tierschutzminister Stöger und Landwirtschaftsminister Berlakovich eine Lösung für die Schweinehaltung, die dem Tierschutz gerecht wird, ohne die Existenz der österreichischen Bauern aufs Spiel zu setzen.

"Im nun vorliegenden Kompromiss wurde für alle Schweinezuchtbetriebe festgelegt, dass die Muttersauen maximal fünf Wochen im Ferkelschutzkorb verbringen dürfen. Nach Schweden ist Österreich nun das zweite EU-Land, das so weitreichende Schritte mit konkreten Enddaten in der Schweinezucht festlegt. Ab 2013 müssen alle Neu- und Umbauten von Schweineställen wesentlich höhere Standards bringen. Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte 'Deckzentrum'. Die Haltung im Ferkelschutzkorb wird künftig auf rund ein Viertel des Jahres reduziert", so Wlodkowski weiter.

Wie berichtet, gibt es für die ersten Wochen nach dem Abferkeln zur Fixierung der Sau den sogenannten Ferkelschutzkorb, damit ganz junge Ferkel nicht von der Muttersau in der Säugephase erdrückt werden und das Betriebsmanagement leichter wird. Die durch den Ferkelschutzkorb vorübergehende Bewegungseinschränkung der Zuchtsau kurz vor und nach der Geburt rettet laut Expertenschätzung allein in Österreich bis zu 500.000 Ferkel pro Jahr. "Auf diese Weise werden die Geburts- und Erdrückungsverluste der Ferkel so substanziell reduziert, dass die zeitliche Bewegungseinschränkung der Muttersauen in der internationalen Nutztierhaltung auch aus ethologischer Sicht als vertretbarer Kompromiss angesehen wird", stellte Wlodkowski abschließend fest.

 

Auer: Vernunft siegt beim Ferkelschutz - Schweinebauern dürfen aufatmen
Berlakovich und Stöger gelingt endlich Durchbruch bei Tierhalteverordnung
Wien (bnauernbund) - "Das mehrmonatige, ernste Bemühen um eine Einigung beim Thema Ferkelschutzkorb hat endlich Früchte getragen. Letztlich hat die Vernunft gesiegt und ich freue mich mit unserem Verhandlungsführer, Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, dass er gemeinsam mit Gesundheitsminister Alois Stöger noch vor Weihnachten einen Kompromiss gefunden hat", gratulierte Bauernbund-Präsident Jakob Auer beiden Ressortchefs in einer ersten Reaktion zum Verhandlungsdurchbruch. Gesundheitsminister Stöger habe richtig erkannt, dass Tierschutz und heimische Fleischerzeugung weitgehend in Einklang zu bringen sind, und danach verantwortungsvoll gehandelt.

Perspektive und Rechtssicherheit für die Schweinebauern
"Etwa 10.000 österreichische Schweinezüchter haben sehr lange auf eine Lösung gewartet. Jetzt können unsere Bäuerinnen und Bauern aufatmen und durchstarten, weil die Investitionssicherheit für ihre Betriebe mit der neuen Verordnung wiederhergestellt ist", ist Auer erfreut und erleichtert, dass unter den jetzigen Rahmenbedingungen ab Anfang 2012 wieder in verbesserten Tierschutz investiert werden kann. "Eine Lösung in der Frage Ferkelschutzkorb war mir ein ganz wichtiges, persönliches Anliegen. Jetzt fällt mir ein schwerer Stein vom Herzen. Es hat sich gezeigt, dass es wider Erwarten doch eine rasche Lösung geben kann, wenn alle an einem Strang ziehen", so Auer, der in den letzten Wochen sein gesamtes Engagement auf eine Tierschutzlösung konzentriert hatte. "Damit geben wir einer ganzen Branche, die Perspektive zurück, einen Schweinezuchtbetrieb wirtschaftlich und mit der nötigen Rechtssicherheit zu führen", zeigte sich Bauernbund-Präsident Jakob Auer abschließend zufrieden mit diesem Meilenstein. 
     

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