Österreichischer Hochschulplan  

erstellt am
21. 12. 11

 Töchterle präsentierte gemeinsam mit Hochschulpartnern Eckpunkte
750 Millionen Euro zusätzliche Mittel, 240 Millionen Euro Offensivmittel gesichert
Wien (bmwf) - „Mittel und Wege zur Hochschulentwicklung“ – unter diesem Motto hat Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle am 21.12. in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Rektor Dr. Heinrich Schmidinger, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Geschäftsführer Dr. Helmut Holzinger, Präsident der Fachhochschulkonferenz (FHK) und Dr. Helmut Fuchs, Sprecher der Senatsvorsitzenden, über das deutliche Budgetplus sowie die vorliegenden Eckpunkte zum Hochschulplan informiert. „Trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen gelingt es uns, beträchtlich mehr Mittel für die Hochschulen bereit zu stellen“, so Töchterle. 750 Millionen Euro gibt es an zusätzlichen Mitteln, 240 Millionen Euro Offensivmittel sind gesichert. Weiters werden mit dem Österreichischen Hochschulplan – in den vergangenen Monaten wurde gemeinsam mit den Hochschulpartnern intensiv daran gearbeitet – verbesserte Rahmenbedingungen für den Hochschulraum geschaffen. Auf Basis der vorliegenden Eckpunkte erfolgt der Abstimmungsprozess mit dem Koalitionspartner.

„Mit der vorliegenden Fassung zum Hochschulplan geht ein seit Jahren von der uniko eingemahntes Projekt in die Zielgerade. Die Voraussetzung, um das Papier mit Leben zu erfüllen, ist die entsprechende finanzielle Grundfinanzierung der Universitäten in der kommenden Leistungsvereinbarungsperiode“, betonte der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Heinrich Schmidinger.

Die Fachhochschul-Konferenz unterstützt grundsätzlich Minister Karlheinz Töchterle in der Erarbeitung eines gesamthaften österreichischen Hochschulplanes. Präsident Helmut Holzinger zeigt sich erfreut über den Ausbau des Fachhochschulsektors. Damit können die Fachhochschulen der großen Nachfrage Seitens Studierender und der Wirtschaft gerecht werden. Ebenso muss der Hochschulplan ein deutliches Signal in Richtung Basisfinanzierung für die anwendungsbezogene Forschung an Fachhochschulen aussenden.

Der Sprecher der Senatsvorsitzenden Helmut Fuchs begrüßt die Pläne des Ministeriums, die Koordination des Österreichischen Hochschulraums unter der Leitung einer Hochschulkonferenz vorzunehmen, die aus Vertretern der Senate und der Rektoren der Österreichischen Universitäten und Fachhochschulen besteht, und sagt die Mitwirkung der Senate zu. Als das wichtigste Ziel des Hochschulplans bezeichnet Fuchs die Beseitigung der eklatanten Unterfinanzierung der Universitäten und die Qualitätssicherung durch eine kapazitätsorientierte Finanzierung. „Die Finanzierungsfrage muss für alle Bereiche des Hochschulsektors gelöst werden. Jeder Studienplatz, den die Universitäten zur Verfügung stellen sollen, muss nach internationalen Maßstäben ausfinanziert sein. Wer auch in Zukunft auf die Stärken des österreichischen Universitätssystems setzen will, auch im Sinne eines breiten Zugangs, muss heute die Finanzierungsfrage in Angriff nehmen.“

Wege zur Hochschulentwicklung
Die übergeordnete Zielsetzung des Hochschulplans liegt darin, den österreichischen Hochschulraum weiterzuentwickeln, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und höchste Qualität in Lehre und Forschung unter Beachtung der gegebenen Rahmenbedingungen und einer effizienten Erbringung von Leistungen nach internationalen Standards sicherzustellen.

Die Arbeit am Hochschulplan erfolgt(e) in vier Teilprojekten: (1) Koordinationsmaßnahmen, (2) Bauleitplan, (3) Forschungsinfrastruktur/Internationales, (4) Kapazitätsorientierte Universitäts-finanzierung (Studienplatzfinanzierung)

Mittel zur Hochschulentwicklung
Hochschulen brauchen zur Erfüllung ihrer Aufgaben Planungs- und Finanzierungssicherheit. Die vergangenen Wochen waren geprägt von intensiven Verhandlungen zwischen Wissenschafts- und Finanzministerium, die unter sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stattgefunden haben. Die Finanzministerin legt aber ein klares Bekenntnis zu wichtigen Zukunftsinvestitionen ab und Wissenschaftsminister Töchterle konnte daher erreichen:

  • Das Globalbudget der Universitäten wird um 300 Millionen Euro aufgestockt (im Zeitraum 2013 – 2015 sind das jährlich 100 Millionen Euro).
  • Über den Hochschulplan-Strukturfonds fließen zur Umsetzung der Maßnahmen aus dem Hochschulplan 450 Millionen Euro (im Zeitraum 2013 – 2015).


Zusätzlich zu diesen 750 Millionen Euro kommen den Hochschulen die schon in Loipersdorf beschlossenen Offensivmittel in Höhe von 240 Millionen Euro (jährlich 80 Millionen Euro) zugute.

Der Ausbau des Fachhochschul-Bereichs soll umgesetzt werden. Damit werden wirtschaftsrelevante Berufsfelder und die Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte gestärkt und weitere tertiäre Ausbildungsplätze geschaffen. Dies entspricht auch den Empfehlungen der Experten, die im August ihren Bericht vorgelegt haben.

Die Wiederaufnahme des quantitativen Ausbaus umfasst:

  • Ab kommendem Wintersemester werden jährlich rund 500 neue Studienplätze finanziert.
  • Somit stehen im Vollausbau rund 4.000 zusätzliche Studienplätze zur Verfügung.
  • Dafür werden allein in den ersten drei Jahren der Ausbaustufen mehr als 40 Millionen Euro aufgewendet.

 

 Grünewald: Hochschulplan verfehlt Regierungsziel
Grüne: Zwei Prozent des BIP sollte für die Unis und Fachhochschulen zur Verfügung stehen
Wien (grüne) - "Anstelle der Hochschulmilliarde, gibt es nur mehr 750 Millionen für Universitäten. Damit sind die im Regierungsübereinkommen fixierten zwei Prozent des BIP, die für Universitäten und Fachhochschulen aufgebraucht werden sollen, niemals zu erreichen", kommentiert der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, die Ergebnisse der Pressekonferenz des Wissenschaftsministers.

"Vor allem sind damit keine nachhaltigen strukturellen Verbesserungen zu erzielen", betont Grünewald. Darauf verweisen auch die heimischen Rektoren und Rektorinnen immer wieder, worauf ihnen Töchterle unterstellt zu übertreiben. "Fakt ist aber, dass jährlich 300 Millionen fehlen." "Auch die von Töchterle angekündigte Studienplatzbewirtschaftung wird zeigen, dass mit den vorhandenen Mitteln deutlich weniger Studierenden als bisher ein qualitativ ausreichend gutes Studium angeboten werden kann", betont Grünewald.

 

 Neumayer: Industrie erfreut über Zukunftsinvestitionen in Hochschulen
IV-Generalsekretär: Zugesagte Mittel stärken Innovationsstandort Österreich - Zusätzliches Geld fokussiert vergeben - Hochschulplan endlich ausverhandeln
Wien (pdi) - "Mit der heute zugesagten knappen Milliarde für die Hochschulen tätigt die Bundesregierung eine richtige Zukunftsinvestition und macht damit dem Innovationsstandort Österreich ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk", sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Mag. Christoph Neumayer, in einer Reaktion auf die Aussagen von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. "Diese zusätzlichen Mittel dürfen aber nicht nach dem Gießkannenprinzip im allgemeinen Budget der Universitäten versickern, sondern müssen im Wettbewerb nach klar definierten Kriterien und Zielvorgaben vergeben werden", betonte Neumayer. Die zusätzlichen Mittel sollten aus Sicht der Industriellenvereinigung etwa anhand von Zielvorgaben wie Fokussierung auf zukunftsrelevante Studiengänge (z.B. Erhöhung der Zahl der Graduierten - insbesondere Frauen - in naturwissenschaftlichen und technischen Studienrichtungen), überregionale Bündelung der Aktivitäten von Hochschulinstitutionen mit ähnlichen Ausbildungsschwerpunkten, eingeworbene Drittmittel, Gestaltung eines aktiven Wissens- und Technologietransfermanagements, Anzahl der Spin-Offs oder Anzahl der Stiftungsprofessuren vergeben werden.

"Trotz dieser zusätzlichen Finanzmittel für Universitäten brauchen wir nach wie vor auch eine Einführung von Studienbeiträgen", sagte Neumayer. Diese seien neben klaren und verlässlichen Zugangsregelungen ein notwendiger Teil der Hochschulsteuerung, wobei "mit Hilfe von Studienförderung selbstverständlich kein fähiger, engagierter junger Mensch aus finanziellen Gründen vom Studium abgehalten werden würde". Zu den ebenfalls präsentierten Eckpunkten des Hochschulplanes sagte Neumayer: "Es ist in dieser Diskussion schon viel Zeit vergangen, die Verhandlungen der beiden Koalitionspartner allerdings noch immer ausständig. Hier besteht Handlungsbedarf." Wesentliche Elemente des Hochschulplanes wie eine Studienplatzfinanzierung mit Festlegung der Kapazitätsgrenzen für Universitäten seien "dringend erforderlich, um unsere Universitäten fit für die Zukunft zu machen und nicht den Anschluss an Mitbewerber im Wissensraum Europa zu verlieren", betonte Neumayer abschließend.

 

ÖH übt Kritik am heute präsentierten Hochschulplan von Minister Töchterle
Universitäten müssen ausgebaut und nicht kapazitätsorientiert kaputt gespart werden
Wien (öh) - Die Österreichische HochschülerInnenschaft betrachtet die präsentierten Eckpunkte des Hochschulplans von Minister Töchterle äußerst kritisch. "Die größte Gruppe der Hochschulen, die Studierenden, kommen im so genannten Hochschulplan nur im Zusammenhang mit Zugangsbeschränkungen vor", so Janine Wulz. "In die Entwicklung der Pläne wurden sie im Vorhinein nie eingebunden. Das Ergebnis nach eineinhalb Jahren ist dadurch ernüchternd und nichts Neues: eine Zusammenfassung der Wünsche des Ministeriums."

"Die Universitäten müssen ausgebaut und nicht kapazitätsorientiert kaputt gespart werden, ein Bekenntnis dazu fehlt bisher komplett", ärgert sich Martin Schott über Minister Töchterles Studienplatzfinanzierugsmodell. "Es braucht endlich mehr Geld, damit mehr Studienplätze angeboten werden können. Studierende von den Hochschulen zu drängen, weil der Wille zur Ausfinanzierung fehlt, ist keine zukunftsweisende Strategie."

"Töchterles Scheinmilliarde wird nicht einmal im Ansatz ausreichen um die Finanzmisere der Hochschulen zu lösen", so Peter Grabuschnig, ÖH Generalsekretär. "750 Millionen sind einfach keine Milliarde. Auch wenn versucht wird mit den Offensivmitteln den Schein zu wahren bleiben unterm Strich 330 Millionen pro Jahr, ein Tropfen auf den heißen Stein des Status Quo."

Von den dringend benötigten 2% des BIP ist das Hochschulbudget weit entfernt. "Mit dem heute präsentierten Budgetpfad erreichen wir bis 2020 maximal die 1,6% Grenze, allerdings ohne dabei die Inflation berücksichtigt zu haben", ist das Vorsitzteam der ÖH enttäuscht.  
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen.

Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.

 
zurück