Staatspreise für Leopold Federmair und Ljubomir Iliev   

erstellt am
28. 12. 11

Preisträger des Österreichischen Staatspreises für literarische Übersetzung 2011 stehen fest: 40 Prämien im Gesamtwert von 61.600 Euro für literarische Übersetzung vergeben
Wien (bmukk) - Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur vergibt jährlich einen Staatspreis für die Übersetzung fremdsprachiger Literatur ins Deutsche und einen Staatspreis für die Übersetzung österreichischer Literatur in eine Fremdsprache. Nun stehen die von einer unabhängigen Fachjury nominierten Preisträger fest. Die beiden Staatspreise für das Jahr 2011 gehen an Ljubomir Iliev aus Bulgarien und an den österreichischen Übersetzer Leopold Federmair. Die Staatspreise werden im Rahmen eines Festakts anlässlich der 'Translatio' am 1. Juli 2012 in Klagenfurt überreicht und sind mit je 8.000 Euro dotiert.

Darüber hinaus werden alljährlich Prämien, die zwischen Euro 800 und 2.200 dotiert sind, für besonders gelungene literarische Übersetzungen zuerkannt. In diesem Jahr wurden 40 ÜbersetzerInnen (bzw. Übersetzergruppen) mit Prämien von insgesamt 61.600 Euro gewürdigt, 23 Übersetzungen österreichischer Literatur in eine Fremdsprache und 17 Übersetzungen fremdsprachiger Werke ins Deutsche. Prämiert wurden die Übersetzungen in bzw. aus folgenden Sprachen: Tschechisch, Polnisch, Mazedonisch, Georgisch, Niederländisch, Spanisch (und Mexikanisches Spanisch), Englisch, Italienisch, Estnisch, Slowenisch, Bosnisch, Französisch, Schwedisch, Türkisch, Chinesisch, Rumänisch, Albanisch, Makedonisch, Bulgarisch, Persisch, Serbokroatisch, Litauisch, Russisch und Ungarisch.

Kulturministerin Dr. Claudia Schmied unterstreicht anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger die Bedeutung ihrer Arbeit: "Hochwertige Übersetzungen sind von zentraler Bedeutung, wenn es um die Vermittlung von Literatur geht. Authentisch verfasste Sprache ist der Schlüssel dazu, literarische Texte im Sinne des Verfassers zu lesen und im relevanten Zusammenhang einordnen zu können. Die literarische Übersetzung ist eine hohe Kunst, die viel zum gegenseitigen Respekt, Interesse und Verständnis an der Vielfalt und Unterschiedlichkeit anderer Kulturen beizutragen vermag."

Über die diesjährigen Entscheidungen sagte Ministerin Schmied: "Die Auszeichnungen für Übersetzungen von bedeutenden Autoren aus dem romanischen Sprachraum und von zwei zentralen Werken der österreichischen Literatur, die zu den komplexesten Romanen der Weltliteratur zählen, in eine südosteuropäische Sprache, sind ein deutliches Zeichen für den hohen Stellenwert, den die Arbeit der literarischen ÜbersetzerInnen im österreichischen und internationalen Literaturbetrieb genießt."

Die Jury entschied sich für Leopold Federmair, "weil er seit zwei Jahrzehnten Übersetzungen aus dem Französischen, Spanischen und Italienischen gestaltet, die, in kritischer Nähe und Distanz zu gängigen Strategien, dem deutschsprachigen Leser Kultur und Lebenswelt der Ausgangstexte so nahe bringen, dass sich ihm die Erfahrung des Lesers des Originals weitestgehend erschließt".

Besonders hob die Jury hervor, dass Federmairs Stil einer "teilnehmenden" Übersetzung sich an Autoren unterschiedlicher Generationen und Stilrichtungen bewährt, darunter so wichtige Namen der Literaturgeschichte wie der Mexikaner José Emilio Pacheco, die Franzosen Michel Houellebecq, Michel Deguy und Francis Ponge, der Italiener Leonardo Sciascia sowie die Argentinier Ricardo Piglia und Rodolfo Walsh.

Der bulgarische Übersetzer Ljubomir Iliev erhält den Staatspreis vor allem für die Übersetzungen von Robert Musils 'Mann ohne Eigenschaften' (Sofia 2009) und Hermann Brochs 'Tod des Vergil' (1985, Neuausgabe Sofia 2010). "Iliev erfüllt die translatorischen Herausforderungen beider Autoren auf brillante Weise: die lyrischen Traumvisionen in Brochs Vergil überträgt er ebenso meisterhaft ins Bulgarische wie die realistischen Schilderungen Brochs oder die philosophischen Essays in Musils 'Mann ohne Eigenschaften'; die kongenialen Übersetzungen werden zu Recht als "bulgarischer Musil" und als "bulgarischer Broch" bezeichnet", so die Jury.
     
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