Taktvolle Lärmkultur d'rent und herent   

erstellt am
04. 01. 12

Grenzüberschreitendes Aperschnalzen im Rupertigau / Neuer Grenzfall auf salzburg.at erschienen
Salzburg (lk) - Die letzten Silvesterknaller sind verstummt und haben den Beginn eines äußerst exklusiven Brauchs, der in dieser Form nur im bayerischen Rupertigau und dem angrenzenden Flachgau ausgeübt wird, übertönt: Zwischen dem Stefanitag am 26. Dezember und bis spätestens Faschingsdienstag lassen Gruppen kräftiger Männer und neuerdings auch Frauen und Kinder die Peitsche rhythmisch klingen. Über den Brauch des Aperschnalzens berichtet der jüngste "Grenzfall", der am 04.01. auf http://www.salzburg.at, der Plattform für die Europaregion, erschienen ist. Der Name und der Grund sind klar: aper, also schneefrei sollen Feld und Flur werden, die kalte Jahreszeit mit Lärm vertrieben und die guten Geister – Frühling und Sonne – geweckt werden. Schließlich erhoffte man sich damit in kunstdüngerfreien Vorzeiten eine im Jahresverlauf gute und reichhaltige Ernte auf den Feldern.

Die Schnalzerei mutet archaisch an, wird aber erst 1810 erstmals in Laufen schriftlich erwähnt. Offenbar wurde dort fleißig geschnalzt, denn knapp 20 Jahre später versuchten die Stadtväter per Gerichts-Verordnung die durch das Schnalzen verursachte Lärmbelästigung in den Griff zu bekommen. Es wurde ein Schnalzverbot in Ortschaften, an Straßen sowie nach dem Gebetsläuten und während der Gottesdienste erlassen, für Übertretungen wurde unter anderem „Arrest“ angedroht.

Chorgesang mit der Peitsche

Aperschnalzen ist Sport und Kunst gleichzeitig: Der Anführer der taktvollen Synchron-Lärmer heißt "Aufdrahrer", er gibt das Kommando "Aufdraht is'". Der kräftigste Schnalzer hält den "Bass", die schwerste "Goaßl"; wie die Peitsche dialektkonform anzusprechen ist. Dazwischen versuchen meist sieben oder neun weitere Peitschenschwinger mehr oder weniger einen Rhythmus mit den schnalzenden Peitschen-Enden zu erzeugen.

Was 1816 getrennt wurde, ist spätestens seit 1936 sportlich wiedervereint. Das Rupertigau Preisschnalzen führt Schnalzer-Gruppen (die Bezeichnung "Pass" soll vom Bass der tiefsten Peitsche herrühren) von d'rent und herent, also je nach Betrachtungswinkel aus Bayern oder Salzburg, zu Wettkämpfen zusammen, bei denen die Meisterschnalzer ermittelt werden. Oft existieren mehrere "Pass'n" in einzelnen Schnalzergemeinden; und auch die Jugend und Frauen haben den Brauch an der frischen Luft für sich entdeckt. Die erfolgreichsten Orte beim Gewinn der seit 1936 ausgesetzten Wandergoaßl sind Ainring mit 15 und Siezenheim mit 14 Siegen. Aber auch Gois mit zehn, Perach mit sieben, Ufering und Wals mit jeweils drei Siegen zählen zu den erfolgreichsten Schnalzer-Hochburgen.

Hören und sehen kann man die Schnalzer bei Gemeinde- und Gebietspreisschnalzen (Ainring am 22. Jänner, Kemating, Oberteisendorf und Wals-Siezenheim am 29. Jänner, Bergheim, Strobl-Alm bei Piding und Roth/Kirchanschöring am 5. Februar) sowie am 12. Februar in Teisendorf beim 59. Ruperti-Preisschnalzen.
     
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