Ostermayer: Hans Maršálek war immer ein Kämpfer für eine gerechte Gesellschaft   

erstellt am
16. 01. 12

Gedenkveranstaltung für den langjährigen Leiter der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Mauthausen/Wien (bpd) - "In seinem Leben finden sich die Extreme des 20. Jahrhunderts in all ihren unterschiedlichen Facetten wieder", sagte Staatssekretär Josef Ostermayer am 13.01. anlässlich einer Gedenkfeier für Hans Maršálek im Bundeskanzleramt. Der Widerstandskämpfer, Chronist des Konzentrationslagers Mauthausen, Mitbegründer der Lagergemeinschaft Mauthausen und des Mauthausen Komitees ist am 9. Dezember im Alter von 97 Jahren gestorben.

Das Leben des gebürtigen Wieners mit böhmischen Wurzeln war geprägt vom Widerstand gegen Gewaltherrschaft und Tyrannei. Von Jugend an war er politisch tätig. "Für ihn war immer klar: Ablehnung und Gegnerschaft gegen jedes faschistische Gedankengut", sagte der Staatssekretär. Bereits während des Austrofaschismus sei der Sozialdemokrat und spätere Kommunist deshalb verfolgt und misshandelt worden.

Wegen seiner Aktivitäten gegen die Nationalsozialisten wurde Hans Maršálek 1941 verhaftet und war ab 1942 im KZ Mauthausen interniert. Er hatte den Beruf eines Schriftsetzers erlernt. Deshalb wurde er nach qualvollen anderen Zuteilungen letztlich als Lagerschreiber eingesetzt. "Die Arbeit in der Schreibstube war eine der wenigen Möglichkeiten für andere KZ-Häftlinge aktiv zu sein", sagte Ostermayer. "Ab dem Sommer 1944 begann Hans Maršálek dann auch in einer kleinen Widerstandsorganisation im Lager mitzuarbeiten und das illegale internationale Mauthausen Komitee aufzubauen."

Diese Arbeit habe er nach der Befreiung Österreichs fortgesetzt. Hans Maršálek beteiligte sich am Aufbau des Archivs und des Museums der KZ-Gedenkstätte. Der unermüdliche Mahner gegen Faschismus, Rassismus und Rechtsextremismus beeinflusste die gesamte Entwicklung der Gedenkkultur in Österreich maßgeblich. Ihm ist es dabei besonders wichtig gewesen, Jugendlichen politisches Bewusstsein zu vermitteln. Seine Chronik der "Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen" ist heute noch eines der Standardwerke über die Menschenverachtung der Verantwortlichen und der Mitläufer des Dritten Reiches. "Es gibt kein einziges wissenschaftliches Werk zu diesem Thema, das nicht auf seinen umfangreichen Dokumentationen, auf seinen Vorarbeiten, auf seinen Archivbeständen aufbaut, die er nahezu im Alleingang geschaffen hat", sagte der Staatssekretär. Maršálek sei nicht bereit gewesen, die Geschehnisse einfach zu historisieren, er habe die Topografie des Terrors genau nachgezeichnet. "Damit war er unangenehm in einer Gesellschaft, die diesen Teil der Geschichte zu verdrängen versuchte, zu vergessen versuchte", sagte Ostermayer. "Das alles ist seine Lebensleistung, für die er immer in Erinnerung bleiben wird."

"Hans Maršálek war immer ein Kämpfer für eine gerechte Gesellschaft. Diesen Kampf haben wir nicht nur in seinem Gedenken und in seinem Andenken weiterzuführen", schloss Staatssekretär Josef Ostermayer. Den Verstorbenen würdigten bei der Gedenkfeier im Bundeskanzleramt neben Staatssekretär Josef Ostermayer auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, der frühere Diözesanbischof von Linz Maximilian Aichern, der Präsident des Comité International de Mauthausen Dušan Stefancic und der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich Willi Mernyi.

Lesen Sie mehr über Hans Maršálek im "Österreich Journal" pdf-Magazin Ausgabe 103 vom 22. Dezember 2011.
     
Informationen: http://www.mauthausen-memorial.at/    
     
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