Einkommensschere  

erstellt am
11. 01. 12

Lohnsteueraufkommen steigt 2010 um 3,9%, Bruttobezüge nehmen um 2,5% zu
Wien (statistik austria) - Laut Auswertung der Lohnsteuerstatistik (vor der Arbeitnehmerveranlagung) gab es 2010 insgesamt 6.333.211 lohnsteuerpflichtige Einkommensbezieherinnen und Einkommensbezieher (darunter 4.058.658 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowie 2.274.553 Pensionistinnen und Pensionisten) und damit um 1,4% mehr als 2009. Wie Berechnungen von Statistik Austria weiters zeigen, stiegen die Bruttobezüge um 2,5% und erreichten ein Volumen von 155,2 Mrd. Euro, während beim Lohnsteueraufkommen mit einem Wert von 21,6 Mrd. Euro eine Zunahme von 3,9% gegenüber 2009 verzeichnet wurde.

44,8% der unselbständig Beschäftigten waren Angestellte
Von den fast 4,1 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bildeten die Angestellten mit einem Anteil von 44,8% die zahlenmäßig größte Gruppe, knapp zwei Fünftel (37,9%) waren Arbeiterinnen oder Arbeiter. Die Vertragsbediensteten kamen auf einen Anteil von 8,0%, Beamtinnen bzw. Beamte auf 5,4% und 3,4% aller unselbständig Erwerbstätigen waren Lehrlinge; 0,5% hatten sonstige Aktivbezüge vorzuweisen (für die Anzahl der Steuerpflichtigen nach ihrer sozialen Stellung und nach den Stufen ihres Bruttobezugs siehe Tabelle 2).
Männer stellten Hälfte aller Lohnsteuerpflichtigen und bekamen 62% der Bruttobezüge

50,2% aller Lohnsteuerpflichtigen waren Männer und 49,8% Frauen. Der Anteil der Männer an der Summe der Bruttobezüge betrug mehr als drei Fünftel (62,0%), an der Summe der Sozialversicherungsbeiträge 62,3% und an der insgesamt einbehaltenen Lohnsteuer mit 71,6% fast drei Viertel; ihr Anteil ist dabei zwischen 2009 und 2010 – wie bereits im Vergleich 2009 zu 2008 – bei allen drei Werten leicht gesunken. Im Jahr 2009 betrugen die Anteile der Männer an der Summe der Bruttobezüge noch 62,3% (2008: 62,9%), an den Sozialversicherungsbeiträgen 62,5% (2008: 63%) und an der insgesamt einbehaltenen Lohnsteuer 72% (2008: 72,2%).
52,8% aller österreichischen Spitzenverdiener lebten in Wien und Niederösterreich

Betrachtet man die Anteile der Bundesländer an der österreichweiten Anzahl der Steuerpflichtigen, an den Bruttobezügen und an der insgesamt einbehaltenen Lohnsteuer (siehe Tabelle 3), fällt auf, dass bei allen Bundesländern mit Ausnahme von Wien und Niederösterreich der Anteil der Steuerpflichtigen den Anteil der Bruttobezüge übersteigt und letzterer wiederum höher ist als der Anteil an der Lohnsteuer (siehe Grafik 1). Nur in Wien und Niederösterreich sind die Verhältnisse umgekehrt: hier übersteigt der Anteil an der Lohnsteuer (24,0% bzw. 21,0%) den jeweiligen Anteil an den Bruttobezügen (21,2% bzw. 20,5%), welcher wiederum höher ausfällt als der Anteil an den Steuerpflichtigen (19,5% bzw. 19,4%). Dies lässt vermuten, dass in diesen beiden Bundesländern überdurchschnittlich viele Lohnsteuerpflichtige mit hohen Einkommen wohnen.

Diese Vermutung bestätigt sich, wenn man die Bundesländer-Anteile der Bruttobezüge und der insgesamt einbehaltenen Lohnsteuer jener Personen, deren Bruttojahresbezüge 100.000 Euro und mehr betragen, an allen Steuerpflichtigen betrachtet (siehe Tabelle 4). Während diese Personengruppe in allen anderen Bundesländern Bruttobezugsanteile zwischen 5,2% und 6,7% sowie Lohnsteueranteile zwischen 11,7% und 14,8% erreicht, sind in Wien und Niederösterreich sowohl die Bruttobezugs- (11,4% bzw. 8,4%) als auch die Lohnsteueranteile (22,3% bzw. 17,4%) der Personen mit Bruttojahresbezügen von 100.000 € und mehr an allen Steuerpflichtigen besonders hoch und liegen deutlich über den Werten für ganz Österreich (Bruttobezug: 7,6%, Lohnsteuer: 16,2%) (siehe Grafik 2). Die Fallzahlen zeigen, dass in diesen zwei Bundesländern die Spitzenverdiener, die aufgrund des progressiven Steuertarifs relativ viel Lohnsteuer zu bezahlen haben, einen überdurchschnittlich großen Anteil an allen Steuerpflichtigen ausmachen. Während in Tirol nur 0,9% aller Personen dieser Gruppe angehören, sind es in Niederösterreich 1,5%, in Wien sogar 2,0%.

Aus der Verteilung der Spitzenverdiener mit einem Bruttojahreseinkommen von 100.000 € und mehr auf die Bundesländer (siehe Grafik 3) ist ersichtlich, dass etwas mehr als die Hälfte aller dieser Spitzenverdiener in Wien (30,1%) und Niederösterreich (22,7%) wohnen und die übrigen 47,2% sich auf die restlichen sieben Bundesländer verteilen.

 

Heinisch-Hosek: Mit mehr Transparenz gegen Einkommensungleichheit
Kleine Schritte in die richtige Richtung bei der Einkommensschere
Wien (bpd) - "Die aktuelle Lohnsteuerstatistik zeigt uns, dass sich die Lohnschere langsam schließt. Das ist auf der einen Seite erfreulich, doch auf der anderen ist auch klar: Wir sind noch lange nicht am Ende des Weges angekommen", unterstrich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am 11.01. in einer ersten Reaktion auf die Veröffentlichung der Lohnsteuerstatistik 2010.

"Die Richtung stimmt. Und ich bleibe dabei: Transparenz ist das wirksamste Mittel gegen Lohnunterschiede", so die Frauenministerin, die mit den Einkommensberichten, den Gehaltsangaben in Stelleninseraten und auch dem Online-Gehaltsrechner drei wichtige Maßnahmen gegen Einkommensungleichheit gesetzt hat.

Die verpflichtenden Gehaltsangaben in Stelleninseraten seien gerade deshalb so wichtig, weil sie das in Österreich übliche Schweigen über Gehälter aufweichen würden. "Die Zeit für mehr Transparenz bei den Gehältern ist überreif. Ich möchte, dass man in Österreich endlich sagt: Über Geld spricht man jetzt."

Auch der Online-Gehaltsrechner unter www.gehaltsrechner.gv.at gehe in genau diese Richtung. "Schon rund 400.000 Menschen haben nachgerechnet, verglichen, überprüft: Bekomme ich das, was mir zusteht?", so Heinisch-Hosek, die einen Hauptgrund der Lohnschere in der noch immer traditionell orientierten Berufswahl von Frauen sieht. "Der Online-Rechner und auch die Inserate geben Frauen eine Orientierung: Was könnte ich in einer anderen Branche verdienen?" Damit würden beide Maßnahmen Frauen auch in ihrer Berufswahl unterstützen und über Einkommensmöglichkeiten aufklären, so die Frauenministerin abschließend.

 

Schenk: Reine SPÖ/ÖVP-Ankündigungspolitik
BZÖ-Frauensprecherin fordert Abschaffung der Zuverdienstgrenze und einen Mindestlohn
Wien (bzö) - Die nach wie vor "gewaltig auseinanderklaffende" Einkommensschere zwischen Männern und Frauen belegt ganz klar, dass die Bundesregierung auch in dieser Frage eindeutig gescheitert ist. "SPÖ und ÖVP betreiben seit Jahren lediglich eine reine Ankündigungspolitik mit leeren Plattitüden", kritisierte BZÖ-Frauensprecherin Abg. Martina Schenk. "Es müssen endlich konkrete Maßnahmen gesetzt werden, die den Frauen wirklich was bringen. Vor allem Frauenministerin Heinisch-Hosek hat bisher für die österreichischen Frauen nicht wirklich was Entscheidendes geleistet".

"In den wenigen hellen Momenten bringen SPÖ und ÖVP wohl populistische Vorschläge auf den Tisch, die dann einige Tage groß und breit diskutiert werden. Nach dem Abschalten der TV-Kameras verschwinden diese Ideen aber wieder sehr schnell im innenpolitischen Nirwana", kritisierte Schenk, die eine Änderung der Rahmenbedingungen unter Hinweis auf die BZÖ-Forderungen nach Abschaffung der Zuverdienstgrenze und einen Mindestlohn von der Regierung einforderte. "Wichtig wäre nun rasch ein vernünftiger gesetzlicher Mindestlohn in der Höhe von 1.500 Euro brutto. Mit verbesserten Rahmenbedingungen und ganz besonders mit dem Mindestlohn könnte dann auch die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen verringert werden", so Schrenk.

 

 Schwentner: Gleichbehandlungsgesetz noch heuer nachschärfen
Grüne fordern mehr Tempo bei der Gleichstellung
Wien (grüne) - "Mit dem derzeitigen Schneckentempo bei der Gleichstellung werden es die Fraueneinkommen nie auf die Überholspur schaffen. Angesichts der gewaltigen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern brauchen wir nicht einen Spaziergang der kleinen Schritte, da muss der Laufschritt einlegt werden. Frauenministerin Heinisch-Hosek muss noch heuer an einer Nachschärfung des Gleichbehandlungsgesetzes arbeiten", kommentiert Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, die veröffentlichten neuen Daten der Statistik Austria.

Diese zeigen, dass Arbeitnehmerinnen im Jahr 2010 um 31,1 Prozent, also um fast ein Drittel, weniger verdient haben als ihre männlichen Kollegen. Ein Grund für den Einkommensunterschied ist die hohe Teilzeitquote, denn fast jede zweite Frau ist Teilzeit beschäftigt. Schwentner fordert deshalb: "Damit auch teilzeitbeschäftigte Frauen eine Chance auf einen Vollzeitjob bekommen, braucht es ein gesetzliches Rückkehrrecht in Vollzeit. Teilzeitbeschäftigte sollen bei betriebsinternen Bewerbungen für Vollzeitstellen bevorzugt werden".

Schwentner fordert bei der Gleichberechtigung gesetzliche Verpflichtungen anstatt freiwillige Selbstverpflichtungen. Diese bringen laut Schwentner wenig bis nichts. "Erst seit Betriebe mit Verwaltungsstrafen bedroht werden können, beginnen sie Gehaltsangaben bei Stellenausschreibungen anzugeben", sagt Schwentner. "Die 2011 eingeführten Einkommensberichte sind ebenfalls eine freiwillige Übung für die Betriebe. Es überprüft niemand, ob diese Berichte überhaupt erstellt werden und was anschließend damit geschieht. Wenn Männer und Frauen ungleich bezahlt werden, braucht es Konsequenzen. Unternehmen sollen zur Erstellung von Frauenförderplänen verpflichtet werden", fordert Schwentner.
     

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