Regionales BIP und verfügbares Einkommen 2009   

erstellt am
10. 01. 12

Wirtschaftskrise in einzelnen Regionen deutlich spürbar
Wien (statistik austria) - Das von der Wirtschaftskrise geprägte Jahr 2009 führte zu negativen Entwicklungen in allen Bundesländern, die jedoch regional unterschiedlich stark ausgeprägt waren. Gegenüber dem Vorjahr verzeichneten die Bundesländer nominelle Rückgänge des Bruttoregionalprodukts (BRP) zwischen -0,2% (Burgenland) und -4,7% (Kärnten) – bei einem nominellen BIP-Rückgang Österreichs von -2,8%. Das zeigen die soeben veröffentlichten Daten von Statistik Austria zu den Regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das Jahr 2009.

Zusätzlich hatte der konjunkturelle Einbruch 2009 spürbare Rückgänge bei den Primäreinkommen der privaten Haushalte auf nationaler Ebene (-3,1%) zur Folge. Die Umverteilung durch die monetären Transfers konnte die Einkommensrückgänge und die regionalen Unterschiede zumindest im Jahr 2009 teilweise abfedern, sodass das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nur um -1,1 % zurückgegangen ist.

Wien führend bei BRP je Einwohner; vierte Position beim verfügbaren Einkommen
Wien wies 2009 mit einem nominellen Rückgang des BRP von -2,2% nach dem Burgenland und Tirol (-0,9%) die drittgünstigste Entwicklung aller Bundesländer auf. Beim BRP je Einwohner rangierte Wien im Bundesländervergleich mit 42.600 Euro unverändert vor Salzburg (37.500 Euro), Vorarlberg (34.700 Euro) und Tirol (34.600 Euro). Hauptverantwortlich für den Rückgang der Wirtschaftsleistung in Wien 2009 war die stark negative Entwicklung im "Banken- und Versicherungssektor" (-17,1%). Eine wesentliche Rolle spielten auch die Rückgänge im "Handel" (-4,8%), der mit 14,3% Anteil in Wien überdurchschnittlich stark vertreten ist. Die "Herstellung von Waren" lag dagegen mit einem Anteil von 9% deutlich unter dem Österreichschnitt von 17,3%. Dennoch wirkten sich die generell starken Rückgänge in diesem Bereich im Krisenjahr 2009 auch in der Bundeshauptstadt aus.

Gestützt wurde das BRP Wiens von einer positiven Entwicklung (+3,6%) in den Bereichen "Öffentliche Verwaltung", "Erziehung und Unterricht", "Gesundheits- und Sozialwesen" sowie "Sonstige Dienstleistungen". Diese Wirtschaftsbereiche sind mit einem Anteil von 23,9% an der Wirtschaftsleistung und 33,5% an der Beschäftigung in der Bundeshauptstadt überdurchschnittlich stark vertreten – ein Grund dafür, wieso auch die Beschäftigten in Wien mit -0,5% weniger stark zurückgingen als in Österreich (-0,9%). In absoluten Zahlen gingen in Wien 2009 rund 4.600 Jobs verloren.

Anders als beim Bruttoregionalprodukt entwickelte sich Wien 2009 beim verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte mit -1,7% deutlich unter dem Österreichschnitt von -1,1%. Dementsprechend erreichte Wien beim verfügbaren Einkommen je Einwohner mit 20.100 Euro im Jahr 2009 die vierte Position nach Niederösterreich, Vorarlberg (jeweils 20.500 Euro) und Salzburg (20.200 Euro). Dazu ist anzumerken, dass die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei den Pro-Kopf-Werten des verfügbaren Einkommens sehr gering sind.

Steyr-Kirchdorf (Oberösterreich) am stärksten von Krise getroffen
Das Bundesland Oberösterreich mit dem höchsten Anteil des produzierenden Bereichs (39%) kam trotz markanter Rückgänge im Bereich "Herstellung von Waren" (-11,3%) – und hier vor allem in der "Metallerzeugung und -bearbeitung" und "Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen" – im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ glimpflich durch das Krisenjahr 2009. Der nominelle Rückgang des BRP in der Höhe von -3,1% war weniger ausgeprägt als in der Steiermark (-3,5%) und in Niederösterreich (-3,3%). Grund dafür ist einerseits, dass der nominelle Rückgang des Wirtschaftsbereiches "Herstellung von Waren" in anderen Bundesländern noch stärker ausgefallen ist als in Oberösterreich. Andererseits brach die nominelle Entwicklung in einigen Dienstleistungsbranchen Oberösterreichs weniger stark ein, wie beispielsweise dem "Banken- und Versicherungssektor" oder der "Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen".

Bei einer differenzierten Betrachtung ist ersichtlich, dass die oberösterreichische Region Steyr-Kirchdorf – mit einem nominellen Rückgang des BRP in der Höhe von -8,5% – am stärksten aller NUTS 3-Regionen Österreichs von der Krise getroffen wurde. Hauptverantwortlich dafür waren der Einbruch der "Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen" und die hohe Spezialisierung dieser Branche in der Region. Im Vergleich dazu lag der Rückgang des nominellen BRP im Zentralraum Linz-Wels mit -2,7% ungefähr im Österreichschnitt (-2,8%). Ähnlich heterogen zeigte sich das Bild für die steirischen Regionen. Auch hier waren nicht alle von der Krise gleich stark betroffen. Während beispielweise das BRP zu laufenden Preisen in der westlichen Obersteiermark um -7,8% zurückging, lag der Rückgang in Graz bei lediglich -2,5%. Auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt hinterließ der Konjunktureinbruch seine Spuren. In den beiden Industriebundesländern Oberösterreich und Steiermark verursachte die Krise einen Rückgang von circa 8.800 bzw. 8.600 Jobs.

Insbesondere für die oberösterreichischen und steirischen privaten Haushalte hatte der Rückgang der Wirtschaftsleistung und der Beschäftigungsverhältnisse negative Auswirkungen auf ihr verfügbares Einkommen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in Oberösterreich verzeichnete einen leicht überdurchschnittlichen Rückgang von -1,4%, jenes in der Steiermark von -1,2% im Jahr 2009 (Österreichschnitt: -1,1%).

Überdurchschnittlicher Rückgang der Erwerbstätigkeit in Kärnten
Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise waren 2009 in Kärnten am deutlichsten spürbar. Der Rückgang beim nominellen BRP betrug -4,7%. Trotz allem konnte es bezogen auf das BRP pro Kopf (27.400 Euro) seinen 7. Platz vor Niederösterreich und Burgenland halten. Die Bereiche "Herstellung von Waren", die "Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen", der "Bau" und die "Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen" wiesen die markantesten Rückgänge in der Bruttowertschöpfung (BWS) auf. Dies zeigte sich vor allem in Unterkärnten mit -7,1% (hier beträgt der Anteil des produzierenden Bereiches an der BWS 41%), aber auch in Klagenfurt-Villach (-4,6%). Hier konnte der Rückgang jedoch durch die positive Entwicklung einzelner Dienstleistungsbranchen etwas abgefangen werden. Von der negativen Entwicklung der Baukonjunktur war vor allem Oberkärnten massiv betroffen. Ähnliche Tendenzen zeigten sich auch bei der Erwerbstätigkeit, hier musste 2009 in Kärnten ein Rückgang von -2,0% verkraftet werden (im Vergleich dazu Österreich: -0,9%) oder – in absoluten Zahlen ausgedrückt – 5.200 Beschäftigungsverhältnissen, davon 2.000 allein in Unterkärnten. Relativ robust erwies sich Kärnten 2009 beim verfügbaren Einkommen, es verzeichnete hier nur einen Rückgang von -1,0%.
     
zurück