"Karikatur darf giftig sein, aber nicht mit einer Überdosis"   

erstellt am
23. 01. 12

Wien (kunsthalle) - Gottfried Gusenbauer, der neue Direktor des Karikaturmuseum Krems, Österreichs einzigem Haus für Karikatur, Bildsatire und Cartoon, eröffnete am 21.01. die erste Ausstellung in seiner neuen Funktion: eine Schau im IRONIMUS-Kabinett mit 70 Werken von Petar Pismestrovic, dem Karikaturisten der "Kleinen Zeitung". Im Zuge der Eröffnung moderierte der Doyen der österreichischen Karikatur, Gustav Peichl, ein Künstlergespräch mit dem kroatisch-österreichischen Zeichner, an der auch das Publikum eifrig teilnahm.

Landesrätin Barbara Schwarz, die in Vertretung von Landeshauptmann Erwin Pröll die Eröffnung übernahm, betonte, wie wichtig es für Politikerinnen und Politiker sei, karikiert zu werden, auch wenn es manchmal weh tue. Peichl bekräftigte "Ein Politiker ist erst dann ein Politiker, wenn er in die Karikatur Einzug genommen hat".

Zum sonntägigen EU-Referendum in seiner ersten Heimat Kroatien äußerte sich Pismestrovic "Kroatien ist schon in Europa": In seiner zweiten Heimat Österreich (der Künstler verließ Jugoslawien im Bürgerkrieg 1991) ist er gut aufgehoben und fühle sich in puncto EU als Kroate in Europa.

Auf die Frage aus dem Publikum "Wie weit darf Karikatur gehen?" meine Pismestrovic: "Man muss wissen, für wen man zeichnet. Eine Autozensur muss es schon geben, verletzen darf man nicht, auch nicht brutal sein. Karikatur darf giftig sein, aber nicht mit einer Überdosis". In der Debatte rund um die Mohammed-Karikaturen in Dänemark sei die Karikatur politisch instrumentalisiert worden. Peichl meinte, "es darf keine Tabus geben, aber auf Gefühle muss Rücksicht genommen werden."

Beim abschließenden get-together plauderten Jutta Pichler, Kuratorin der Ausstellung, mit den Karikaturisten-Kollegen Jakob Kirchmayr, Markus Szyskowitz, Bernd Ertl, Daniel Jokesch und Joe Békési.

Bürgermeisterin Ingeborg Rinke und deren Stellvertreter Wolfgang Derler, Altbürgermeister Erich Grabner, Elfriede Mayrhofer, Bezirkshauptmann Krems, Carl Aigner, Direktor des NÖ Landesmuseums, sowie Kunstmeile Krems-Geschäftsführerin Cornelia Lamprechter genossen die entlarvenden Zeichnungen und Prominenten-Porträts von Petar Pismestrovic, die bis 22. Jänner 2013 im Karikaturmuseum Krems zu sehen sind.
     
Informationen: http://www.kunsthalle.at    
     
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