Universitätsbericht  

erstellt am
20. 01. 12

 Töchterle: Universitäten haben sich sehr positiv entwickelt
Wissenschafts- und Forschungsminister präsentiert Universitätsbericht 2011 - umfassende Bestandsaufnahme der vielfältigen Aufgabenstellungen an Universitäten
Wien (bmwf) - Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle hat am 20.01. anlässlich der Übermittlung an das Parlament den Universitätsbericht 2011 präsentiert. "Die Universitäten haben sich sehr positiv entwickelt. Der Universitätsbericht 2011 belegt eindrucksvoll die vielfältigen Aufgabenstellungen der Universitäten und bietet eine fundierte Informationsbasis", so der Minister in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Generalsekretär Mag. Friedrich Faulhammer (Sektionsleiter der Sektion 1), Abteilungsleiter Dr. Günter Burkert (Vertreter der Sektion 2) und Dr. Elisabeth Freismuth (Sektionsleiterin der Sektion 3).

Der Universitätsbericht 2011 ist der dritte Bericht an den Nationalrat auf Basis des Universitätsgesetzes (§ 11 UG). Wesentliche Grundlage für den Bericht sind die Berichte der einzelnen Universitäten (Rechnungsabschlüsse, Leistungsberichte, Wissensbilanzen). Der in elf Kapitel gegliederte Bericht behandelt die bisherige Entwicklung und künftige Ausrichtung der 22 öffentlichen Universitäten und bietet ein breites Spektrum: Entwicklung des österreichischen Hochschulraums, Finanzierung und Steuerung der Universitäten im Berichtszeitraum, Qualitätssicherung, Personal und Nachwuchsförderung, Forschung an Universitäten, Studien, Lehre und Weiterbildung; Studierende, Absolventinnen und Absolventen; Beratung und Förderung von Studierenden, Gleichstellung und Frauenförderung, Internationalisierung und Mobilität sowie Universitäten, Wirtschaft und Gesellschaft.

Universitätsbericht 2011 - ausgewählte Aspekte im Überblick:
Finanzierung der Universitäten - deutliches Budgetplus seit 2007 Die jährlichen Ausgaben des Bundes für den gesamten Hochschulbereich sind seit 2007 um rund 22% gestiegen, die Ausgaben eingeschränkt auf den Universitätsbereich um 18%. Im Berichtszeitraum wurde die erste dreijährige Leistungsvereinbarungsperiode 2007-2009 beendet, für die der Bund insgesamt 6,863 Mrd. Euro zur Finanzierung der Universitäten bereitstellte. Für die laufende Periode 2010 bis 2012 wird den Universitäten ein Gesamtbetrag von 7,888 Mrd. Euro zur Verfügung stehen.

Personal und Nachwuchsförderung Nach mehrjährigen Verhandlungen haben der Dachverband der Universitäten und die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst 2009 einen Kollektivvertrag abgeschlossen, der mit 1. Oktober 2009 in Kraft getreten ist. An den Universitäten waren im WS 2010 insgesamt 51.138 Personen beschäftigt. 46% der Beschäftigten sind Frauen.

Betreuungsrelation Im WS 2007/08 entfielen auf ein Vollzeitäquivalent des universitären Lehrpersonals durchschnittlich 20,5 ordentliche Studierende, die Relation von Professor/inn/en zu Studierenden betrug 1 zu 123. Diese Zahlenverhältnisse haben sich im Berichtszeitraum infolge der gestiegenen Studierendenzahlen um 12% bzw. 18% verschlechtert. Ein besseres Verhältnis zeigt sich, wenn sämtliches Lehrpersonal gerechnet wird. Eine deutlich günstigere Zahlenrelation zeigt sich auch, wenn nur "prüfungsaktive Studierende" berücksichtigt werden: Im Studienjahr 2009/10 entfielen auf ein Vollzeitäquivalent des universitären Lehrpersonals durchschnittlich 12 "prüfungsaktive Studierende" und je Professor/in durchschnittlich 73 "prüfungsaktive Studierende".

Forschung an Universitäten Österreich ist zu einem forschungsintensiven Land geworden. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in Österreich lagen 2009 bei 7,48 Mrd. Euro. Universitäten und Hochschulen gehören zu den Hauptakteuren in der österreichischen Forschungslandschaft. 2009 waren an den Universitäten 35.255 Personen mit Forschung und Entwicklung beschäftigt, das ist fast ein Viertel aller F&E-Beschäftigten in Österreich.

Lehre und Studienangebot Die Umstellung auf die Bologna-Studienarchitektur ist im Berichtszeitraum weiter vorangeschritten: im WS 2011 machen Bachelor- und Masterstudien bereits 84% des ordentlichen Studienangebots aus, 10% sind Doktoratsstudien und nur mehr 6% Diplomstudien.

Absolvent/inn/enzahlen gestiegen Der Berichtszeitraum weist durchgehend steigende Absolvent/inn/enzahlen auf. Mit 27.926 Studienabschlüssen wurde im Studienjahr 2009/10 ein neues Maximum erreicht, das 26% über der Absolvent/inn/enzahl des Studienjahres 2006/07 lag.

Studierendenzahlen/Hochschulprognose 2011 Im Berichtszeitraum haben sich die Studierendenzahlen an den Universitäten um 22 Prozent erhöht. Voraussichtlich wird sich die Zahl der pro Jahr erstzugelassenen Personen im gesamten Hochschulbereich (Universitäten, FH, Pädagogische Hochschulen, Privatuniversitäten) langfristig auf hohem Niveau bei rund 64.000 bis 66.000 stabilisieren.

Beratung und Information von Studieninteressierten und Studierenden Mit dem Maßnahmenpaket "Studienwahlberatung Neu" wollen BMWF und BMUKK gemeinsam mit der ÖH die Studienwahlberatung maßgeblich verbessern. Die Studierendenanwaltschaft fungiert als zentrale Anlaufstelle für die Anliegen in- und ausländischer Studierender und Studieninteressierter aus dem gesamten tertiären Bereich.

Soziale Förderung von Studierenden 2010 betrugen die gesamten Sozialaufwendungen des BMWF für Studierende 203,9 Mio. Euro. Das bedeutendste direkte Förderinstrument ist die Studienbeihilfe. Untersuchungen belegen die Wirksamkeit dieser Förderung und seine soziale Zielgenauigkeit. Im Studienjahr 2009/10 bezogen rund 34.500 Studierende eine Studienbeihilfe. Die Studienförderungsnovelle 2007 brachte eine Erhöhung der Beihilfen um 12% und damit eine Erhöhung der durchschnittlichen Beihilfen. Mit der Novelle 2008 wurden substanzielle Verbesserungen für spezielle Zielgruppen (z.B. Studierende mit Kindern, "Selbsterhalter") umgesetzt. Laut Sozialerhebung 2009 bezieht ein Viertel aller Bildungsinländer/innen eine Form von staatlicher Studienförderung ("Staatliche Stipendienbezugsquote"). Die wesentlichsten indirekten Fördermaßnahmen sind Familienbeihilfe, Krankenversicherung für Studierende und eine Förderung nach dem Einkommensteuergesetz 1988. Im Jahr 2010 wurde für rund 120.000 Studierende die Familienbeihilfe bezogen.

Präsenz der Frauen im Hochschulbereich Der Trend zu einer erhöhten Repräsentanz der Frauen im Hochschulbereich setzt sich weiter fort und bleibt ein wesentliches Ziel für die Weiterentwicklung. Auf der Ebene des Hochschulmanagements hat sich die Präsenz von Frauen weiter erhöht - nicht zuletzt aufgrund der verpflichtenden Frauenquote (40%) für universitäre Gremien. Bei den Vizerektorinnen stieg der Anteil der Frauen von 29% (WS 2007) auf 40% im WS 2010, bei den Vorsitzenden des Senats von 17% auf 29%. Mit Beginn des WS 2011 gibt es vier Rektorinnen an der Spitze der 22 österreichischen Universitäten.

Mobilität von Studierenden Im Studienjahr 2010/11 absolvierten rund 6.000 Studierende einen Auslandsaufenthalt im Rahmen eines internationalen Mobilitätsprogramms. Der Anteil derer, die einen Erasmus-Studienaufenthalt oder ein Erasmus-Praktikum absolvieren, ist auf mittlerweile zwei Drittel angestiegen.

Der gesamte Universitätsbericht 2011 sowie eine Kurzfassung sind unter http://www.bmwf.gv.at abrufbar.

 

 Grünewald: Kritische Betrachtung erforderlich
Bericht hinkt der Wirklichkeit hinterher
Wien (grüne) - "Berichte wie der Universitätsbericht des Wissensschaftsministeriums liefern wertvolle Daten. Sie haben offiziellen Charakter, können somit nicht bestritten werden. Gute Zahlenbeispiele im Bericht sind die rückläufigen Ausgaben pro Studierende/r und pro Absolvent/in und die sich laufend verschlechternden Betreuungsverhältnisse", reagiert der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, auf den Universitätsbericht. "Dass die in absoluten Zahlen steigenden Ausgaben für Universitäten durch die Inflation und Gehaltsvorrückungen zunichte gemacht werden, wird im Bericht allerdings verschwiegen. Die auch enthaltenen Prognosen weiterhin stark steigender Studierendenzahlen wurden allerdings durch aktuelle Berichte der Unis und APA relativiert. Sie könnten durch schwächere Geburtenraten sogar sinken", betont Grünewald.

"Somit hinkt der Bericht der Wirklichkeit hinterher. Es empfiehlt sich daher eine kritische Betrachtung und Analyse der Daten und Fakten. Es stellt sich zwangsläufig die Frage welches Resultat und welche Strategie daraus zu ziehen ist. Dafür sollte sich der Wissenschaftsausschuss die nötige Zeit nehmen", betont Grünewald.

 

uniko: Ein Beleg für die Leistungskraft der 21 Unis
Wien (uniko) - Einen "eindrucksvollen Beleg für die Leistungskraft der 21 öffentlichen Universitäten" sieht der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Rektor Heinrich Schmidinger, im Universitätsbericht 2011. Die Ergebnisse im Berichtszeitraum der vergangenen Jahre machten deutlich, dass es gelungen ist, trotz vielfach vorhandener Unterdotierung Fortschritte zu erzielen, wie etwa steigende Zahlen bei Absolventen/innen, eine erhöhte Repräsentanz von Frauen auf allen universitären Ebenen, einen kräftigen Schub bei allen Forschungskennzahlen und auch bei der internationalen Top-Platzierung des wissenschaftlichen Outputs.

Der Universitätsbericht legt allerdings auch offen, dass die höheren Budgets gegenüber dem vergangenen Berichtszeitraum nicht mit den steigenden Studierendenzahlen Schritt gehalten haben. Schmidinger verweist auch auf die Gespräche zum Hochschulplan und zur Studienplatzfinanzierung: "Hier sind die Regierungsparteien gefordert, rasch zu einer Übereinkunft zu finden." Mit gutem Willen könnte das Jahr 2012 nach der bisherigen Blockadepolitik in der Koalition zu einem Wendepunkt führen.

 

ÖH: Von "Erfolgsgeschichte" meilenweit entfernt
Hochschulen leiden an chronischer Unterfinanzierung, Studierende haben weder am Anfang noch am Ende ihres Studiums ausreichend Unterstützung
Wien (öh) - Nach der Präsentation des Universitätsberichts breitet sich bei der ÖH Ernüchterung aus. "Es war ein Versuch des BMWF den gesamten Universitätsbereich so gut wie möglich zu schönen. Manchem können wir zustimmen wie zum Beispiel der Forderung nach mehr finanziellen Mitteln und besseren Betreuungsrelationen. Bei der Frage, diese Ziele zu erreichen, gehen die Meinungen jedoch weit auseinander. Es wird immer offensichtlicher, dass es Töchterles Wunsch ist, die Türen der Unis für Studierende zu schließen", so Angelika Gruber vom Vorsitzteam der ÖH.

"Wenn wir über Kapazitäten sprechen, dann über einen Ausbau dieser, damit ausreichend Studienplätze für alle bereit stehen - auch in Zukunft. Töchterle sieht andererseits seinen Auftrag anscheinend darin, eine kleine Gruppe AkademikerInnen hervorzubringen, während unzähligen jungen Menschen der Zugang zum Hochschulsystem versperrt wird", erklärt Peter Grabuschnig, ÖH Generalsekretär. "Ein erstes Anzeichen ist schon die jetzige Studieneingangs- und Orientierungsphase, die ganz offensichtlich und von Studierenden bestätigt, eine Knock-Out-Phase darstellt."

"Auch den schon im Studium fortgeschrittenen Studierenden z.B. DoktorandInnen ergeht es in keinster Weise so hervorragend wie in der Präsentation des Berichts behauptet. De facto befinden sich gerade JungforscherInnen in extrem prekären Situationen. Es besteht weder Planungssicherheit, noch eine angemessene Entlohnung ihrer tatsächlich geleisteten Arbeit", so Janine Wulz vom ÖH Vorsitzteam. "Wir fordern eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Zielen für die Zukunft des Hochschulsystems. Mit Verschleierung und Schön-Reden kommen wir nicht weit. Die 2 Prozent des BIP und eine 38 prozentige AkademikerInnenquote sind das Ziel, Herr Minister!"   
     

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