Kriminalitätsentwicklung 2011 in Österreich   

erstellt am
20. 01. 12

Rückgang bei Einbruchs- und Kfz-Diebstahl - Anstieg bei Gewaltdelikten und Internetkriminalität
Wien (bmi) - Ein Vergleich der letzten zehn Jahre zeigt, dass sich die Gesamtkriminalität in Österreich kontinuierlich rückläufig entwickelt. Wurden im Jahr 2002 noch über 591.000 Fälle und fünf Jahre später, 2007, noch über 594.000 Fälle angezeigt, so wurden im Jahr 2011 540.007 Fälle zur Anzeige gebracht. Im Vergleich zum Vorjahr 2010 ist eine geringe Steigerung um 0,8 Prozent oder in Absolutzahlen um 4.262 Anzeigen zu beobachten.

Entwicklung der Gesamtkriminalität in Österreich 2002 bis 2011 (Tabellen im Anhang)

Mehr Fälle geklärt!
In Österreich wurden im Jahr 2011 mehr Fälle geklärt: die Zahl konnte gegenüber dem Vorjahr von 221.627 auf 234.122 Fälle und somit um 5,64 Prozent gesteigert werden. Die Zahl der ungeklärten Fälle sank von 314.118 im Jahr 2010 auf 305.885 Fälle im Jahr 2011.

Aufklärungsquote so hoch wie noch nie!
Ein Vergleich der Jahreszahlen zeigt, dass die Aufklärungsquote im Jahr 2011 im Vergleich zu den letzten zehn Jahren kontinuierlich und im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 43,4 Prozent gestiegen ist.

Schwerpunkte der kriminalpolizeilichen Arbeit 2011 und Ausblick 2012

Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser sinken
Einbrüche in Wohnungen, bewohnten und unbewohnten Einfamilienhäusern in Österreich sinken sowohl langfristig als auch im Vergleich zum Vorjahr: im Vergleich zu 2010 sind sie von 15.747 um 0,8 Prozent auf 15.616 Anzeigen im Jahr 2011 zurückgegangen. Dieser kontinuierliche Rückgang ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einerseits konnten durch den Masterplan zur Bekämpfung und Eindämmung der Einbruchskriminalität die Fallzahlen im Osten Österreichs deutlich gesenkt, mehr Straftäter auf frischer Tat betreten und entsprechende Struktur- und Intensivtäterermittlungen durchgeführt werden. So ist im Burgenland ein Rückgang um 12,6 Prozent, in Niederösterreich ein Rückgang um 4,2 Prozent und in Wien ein Rückgang um 4,5 Prozent zu verzeichnen. "Jeder Einbruch in die eigenen vier Wände ist für die Betroffenen eine Traumatisierung und daher einer zuviel", so Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner. "Wir werden daher neben der Bekämpfung der Einbruchskriminalität auf die Nachbetreuung von Einbruchsopfer einen klaren Schwerpunkt legen. Derzeit laufen dazu Pilotprojekte in Wien, Salzburg und Oberösterreich, die wir im heurigen Jahr auf ganz Österreich ausrollen werden."

Internationale Zusammenarbeit ausgebaut
Bei den ermittelten Tätergruppen handelt es sich zu 72,8 Prozent um fremde Tatverdächtige vor allem aus Serbien, Rumänien und Ungarn. Österreich hat daher zahlreiche Aktivitäten im Ausland gesetzt: so wurden mit zahlreichen Nachbarstaaten Staatsverträge über zum Teil sehr weitgehende Befugnisse abgeschlossen. Die Befugnisse ermöglichen den österreichischen Sicherheitsbehörden beispielsweise eine grenzüberschreitende Nacheile als auch die Anwendung von Zwangsmaßnahmen. Eine große Unterstützung sind zudem die österreichischen Verbindungsbeamten im Ausland, über die oft in kurzem Weg Informationen eingeholt werden können. Unerlässlich sind auch die Polizeikooperationszentren ebenso wie die zwischenzeitig geknüpften, guten Kontakte zu den ausländischen Sicherheitsbehörden und Organisationen, die etwa im Zuge von internationalen Veranstaltungen entstehen. Diese ermöglichen oft die unkomplizierte Abwicklung gemeinsamer, staatenübergreifender Operationen. "Der Kampf gegen diese organisierten Banden kann nur gemeinsam und in enger Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten gewonnen werden", so die Innenministerin. "Denn oft sind die Täter bei unserer Polizei schon 'amtsbekannt', da sie nach Abschiebung immer wieder nach Österreich kommen und in unsere Hände geraten", so die Innenministerin. "Diese Mehrfachtäter müssen konsequent bestraft und daher die Mindeststrafandrohungen deutlich erhöht und an unsere europäischen Nachbarländer angepasst werden, wo sie derzeit höher liegen."

Diebstahl von Kraftfahrzeugen bleibt auch 2011 am Tiefstand
Der Kfz-Diebstahl in Österreich bleibt nach dem Tiefstand im Jahr 2010 auch im abgelaufenen Kalenderjahr 2011 niedrig: 2010 wurden 5.150 Fahrzeuge (Lastkraftwägen, Personenkraftwägen, Kombi, Krafträder und andere Kraftfahrzeuge) als gestohlenen gemeldet, 2011 waren es 5.158. Auch bei diesem Deliktsbereich handelt es sich verstärkt -nämlich bei 56,8 Prozent der Fälle - um ausländische Tätergruppen aus Polen, Ungarn, Litauen, Serbien und Tschechien. "Hier hat unter anderem die SOKO KFZ, die 2009 ihre Arbeit aufgenommen hat, einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die Kollegen der SOKO arbeiten eng mit den Behörden der Ursprungsländer der Täter zusammen. Denn unser oberstes Ziel es nicht nur die Täter auf frischer Tat in Österreich zu erwischen, sondern vor allem die Strukturen zu zerschlagen", so General Lang.

Gewaltkriminalität nimmt in Österreich zu
Gewaltdelikte steigen in Österreich. Sowohl bei der vorsätzlichen Tötung und Körperverletzung als auch bei den Sittlichkeitsdelikten sind die Zahlen steigend:

  • 174 Fälle vorsätzlicher Tötung (§ 75, 76 und 79 Strafgesetzbuch) wurden 2011 in Österreich zur Anzeige gebracht. Dieser Aufwärtstrend zeigt sich seit 2008.
  • Die vorsätzliche Körperverletzung (§ 83 bis 87 Strafgesetzbuch) liegt bei fast 40.400 angezeigten Fällen. Das ist der dritthöchste Wert der letzten zehn Jahre.
  • Die Anzeigen gegen Vergewaltigung (§ 201 Strafgesetzbuch) sind seit 2002 von 625 auf 977 im Jahr 2011 gestiegen.


"Die Aufklärungsquoten bei Gewaltdelikten hingegen sind in Österreich konstant hoch", so Direktor Lang. "Im Jahr 2011 lag sie allgemein bei strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben bei 84,8 Prozent, bei Mord (§ 75 Strafgesetzbuch) bei 91 Prozent. Jedoch zeigt sich hier im Vergleich zu den Delikten Einbruch und Diebstahl ein anderes Täterprofil." Bei den ermittelten Tatverdächtigen handelt es sich bei über 73 Prozent um Inländer. In 52,6 Prozent der begangenen Taten gibt es ein Verhältnis zwischen Täter und Opfer. "Bei den rund 30.000 Beziehungstaten in Österreich im Jahr 2011 konnte festgestellt werden, dass fast jedes dritte Opfer denselben Wohnort hat wie der Täter", so Lang.

"Genau hier, nämlich vor Gewalteskalation, müssen auch unsere Gegenmaßnahmen ansetzen. Denn entscheidend ist es, die Hintergründe, die schließlich zur Gewaltausübung führen, zu erforschen", so Innenministerin Mikl-Leitner. "Gewalt geht uns alle etwas an, der Familie, den Nachbarn, dem Arbeitgeber, den Behörden usw. Sie muss daher auch unter der Beteiligung aller Akteure betrieben werden, um effektiv und erfolgreich zu sein." Aus diesem Grund wurde das interministerielle "Bündnis gegen Gewalt" ins Leben gerufen. Es hat zum Ziel, alle österreichischen Akteure, die sich aktiv für Gewaltprävention engagieren, noch besser als bisher zu vernetzen. Derzeit werden zehn Best-Practice-Projekte mit besonderem Fokus auf Jugendliche, Frauen, Personen mit Handicap, ältere Menschen und Familien gemeinsam entwickelt und erarbeitet. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben vom Institut für Stressprophylaxe und Salutogenese (ISS) unter der Leitung von Univ. Prof. i. R. Dr. jur. Rotraud A. Perner und ihrem Team. Zurzeit werden in Kooperation mit den Bundesministerien, den Bundesländern, den Sozialpartner, den Nicht-staatlichen Organisationen usw. alle Österreich weit bestehenden Projekte und Initiativen gesammelt, katalogisiert und in weiterer Folge bewertet ehe sie umgesetzt werden.

Verschiebung der Kriminalität ins Netz
Der zunehmende Umgang mit dem Medium Internet stellt auch die Polizei vor neue Herausforderungen: denn mit der Nutzung des Internets wächst weltweit auch die Internet-Kriminalität. Wurden vor zehn Jahren noch knapp über 600 Delikte angezeigt, so wurden im Jahr 2011 bereits über 5.100 Fälle zur Anzeige gebracht. Eine starke Zunahme hat es im Bereich des Hackings gegeben, das im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent von 142 auf 241 Fälle gestiegen ist. "Der globale Trend zeigt eindeutig, dass hier noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist" so die Innenministerin. Das Innenressort bereitet sich auf diese Entwicklung vor und hat im letzen Jahr eine umfassende Cybercrime-Strategie gestartet. Diese sieht vor, dass zukünftig in der gesamten Polizeistruktur die Bekämpfung der Internetkriminalität einen Schwerpunkt einnimmt. 300 Präventionspolizistinnen und Polizisten wurden von Oktober bis November 2011 gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich in diesem Bereich geschult. Auf Bundesebene wurde das Cybercrime-Competence-Center, kurz "C4", als die zentrale Koordinierungs- und Meldestelle installiert. Modernste Ausbildung und Ausstattung stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie die enge Vernetzung mit Wirtschaft und Wissenschaft. "Die Servicestelle, die unter der Mailadresse against-cybercrime@bmi.gv.at erreichbar ist, wird von der Bevölkerung bereits gut angenommen. Seit der Installierung dieser Stelle Mitte Mai 2011 sind insgesamt 1.250 Meldungen beim Bundeskriminalamt eingegangen.

Wirtschaftskriminalität besonders im Internet steigend
Zwischen der Internet- und der Wirtschaftskriminalität besteht ein enger Zusammenhang. Dies zeigen auch die Zahlen der Kriminalstatistik: im letzten Jahr ist ein signifikanter Anstieg bei folgenden Delikten zu verzeichnen:

- Betrug mit bzw. durch Kreditkarten 2010: 667 Anzeigen 2011: 1.117 Anzeigen
Kreditkarten werden immer öfter von den Tätern als Zahlungsmittel im Internet missbraucht. "Hier setzen wir vor allem bei der Prävention an", so General Lang. "Denn diese Zahlen belegen, dass besonders bei der Bezahlung mit Kreditkarten im Internet Vorsicht geboten ist und jede und jeder einzelne durch mehr Wissen sorgfältiger damit im Netz umgehen kann."

- Betrug mit bzw. durch Mobiltelefone 2010: 790 Anzeigen 2011: 1.152 Anzeigen
Der Anstieg in diesem Bereich ist mit dem Fortschritt der Kommunikationstechnologie begründbar: "91 Prozent der Österreicherinnen und Österreich besitzen ein oder mehrere Mobiltelefone, jedes dritte Handy in Österreich ist ein Smartphone. Weiters benutzen fast die Hälfte der Österreicherinnen und Österreich das Internet auch über die mobilen Endgeräte", so Lang. Täter bieten oft kostenlose Applikationen zum Download an, die einmal am Smartphone installiert, von den Tätern missbräuchlich verwendet werden. "Obwohl diese Endgeräte wie kleine Computer verwendet und als täglicher Begleiter immer mehr zur digitalen Signatur werden, gibt es kaum Schutzsoftware. Gerade in diesem Bereich sind umfassende Informationen besonders an Jugendliche unabdingbar", so Lang.

Hohe Aufklärungsquote
Bei den beiden Delikten konnte die Aufklärungsquote gesteigert bzw. gleich hoch gehalten werden: beim Betrug durch Kreditkarten stieg sie von 39,4 Prozent im Jahr 2010 auf 47,7 Prozent im Jahr 2011 und bei Betrug mit Mobiltelefonen blieb sie mit über 70 Prozent im Jahr 2011 konsequent hoch.

     
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