Finanzverhalten der privaten Haushalte im 3. Quartal 2011   

erstellt am
18. 01. 12

Nach 2008 neuerlich deutliche Kursverluste in den Wertpapierportefeuilles privater Haushalte
Wien (oenb) - Deutliche Rückgänge auf den Aktienmärkten bescherten Österreichs Haushalten im dritten Quartal einen massiven Vermögensverlust. Der Wertverlust der Wertpapierportefeuilles betrug 5,5 Mrd Euro und fiel damit ähnlich hoch aus wie im dritten Quartal 2008. Der Marktwert von 94 Mrd Euro Ende September 2011 lag damit auf dem Niveau von Ende März 2010. Insgesamt fiel das Geldvermögen der Haushalte auf 466 Mrd Euro. Die Geldvermögensbildung in Höhe von 1,5 Mrd Euro war im dritten Quartal 2011 nicht zuletzt aufgrund einer anhaltenden geringeren Sparquote unterdurchschnittlich.

Gemäß den Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung betrug der Vermögensaufbau privater Haushalte in Finanzanlagen im dritten Quartal 2011 1,5 Mrd Euro. Von Jänner bis September 2011 investierten private Haushalte damit insgesamt neu 7,1 Mrd Euro in Finanzanlagen. Das ist um 0,6 Mrd Euro mehr als im Vergleichszeitraum 2010.

Wie schon im ersten Semester beobachtbar, investierten private Anleger in Bankeinlagen mit 0,8 Mrd Euro im dritten Quartal bzw. 2,8 Mrd Euro kumuliert zwischen Jänner und September 2011 deutlich stärker als 2010. Dabei nahmen die Haushalte für die meisten Einlagenprodukte 2011 eine negative Realverzinsung in Kauf. Haushalte wählten bei der Neuveranlagung entweder täglich fällige Produkte oder Einlagen mit einer Bindungsfrist von bis zu maximal einem Jahr. Einlagen mit längeren Bindungsfristen wurden hingegen abgebaut.

Deutlich geringeres Interesse als an Einlagen hatten private Anleger an Wertpapieren. Trotz einem überproportional hohen Erwerb von inländischen Bankanleihen im ersten Semester blieb der Nettoabsatz mit insgesamt 0,7 Mrd Euro in den ersten drei Quartalen um mehr als 1?Mrd?Euro unter dem Vergleichswert für 2010. Vor allem die deutlichen Aktienkursrückgänge im dritten Quartal 2011 sowie die anhaltenden Unsicherheiten auf den Anleihemärkten sorgten für einen weiteren Verkauf von Investmentzertifikaten (0,6 Mrd Euro im dritten Quartal bzw. 1,4 Mrd Euro in den ersten drei Quartalen), während direkt erworbene Aktien netto nicht verkauft wurden. Allerdings fehlte im Gegensatz zum zweiten Halbjahr 2008 offensichtlich auch der Anreiz, verstärkt in Aktien bei niedrigen Kursen einzusteigen. Das gesamte Wertpapierportefeuille fiel mit einem aktuellen Marktwert Ende September 2011 in Höhe von 94 Mrd Euro auf das Niveau vom März 2010 zurück. Die größten bewertungsbedingten Einbrüche waren bei inländischen Aktien und Investmentfonds mit 3,4 Mrd Euro von insgesamt 5,5 Mrd Euro im dritten Quartal 2011 zu verzeichnen. Zum Vergleich: im dritten Quartal 2008 (mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers) betrugen die buchmäßigen Kursrückgänge 5,8 Mrd Euro. Zwischen Jänner und September 2011 machten die Kursverluste netto 7,3 Mrd Euro aus.

Ebenfalls geringer als noch in den ersten drei Quartalen 2010 waren die Erhöhungen der privaten Ansprüche aus Lebensversicherungen und gegenüber betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen 2011 in Höhe von 1,8 Mrd Euro. Insbesondere im Lebensversicherungsgeschäft gingen die Prämien zurück, während sich die Auszahlungen erhöhten. Diese Entwicklung ist auch vor dem Hintergrund der Verwendung von Lebensversicherungen als wesentlicher Tilgungsträger für endfällige Kredite zu sehen.

Das gesamte Finanzvermögen der österreichischen Privatanleger erreichte im September 2011 einen Wert von 466,4 Mrd Euro – ein Rückgang von 0,5% gegenüber Dezember 2010.

Die Neuverschuldung der privaten Haushalte belebte sich – nach einer sehr schwachen Kreditausweitung 2009 und 2010 – wie schon im zweiten auch im dritten Quartal 2011 mit rund 0,9 Mrd Euro. Die privaten Kreditnehmer verschuldeten sich netto im dritten Quartal 2011. Die Wohnbaufinanzierungen betrugen 1,1 Mrd Euro und fanden im Umfeld steigender Neugeschäftszinsen statt.

Private Haushalte hatten zum Ultimo September 2011 Kreditschulden in Höhe von 162,6 Mrd Euro, rund 106,9 Mrd Euro davon entfielen auf Wohnbaukredite.

Die Nettoposition aus dem Geldvermögen abzüglich der Verbindlichkeiten betrug zum selben Stichtag 302,7 Mrd Euro und ging damit auf das Niveau vom September 2010 zurück.
     
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