40 Jahre ÖAW-Institut für Schallforschung   

erstellt am
27. 01. 12

Peter Balazs folgt Wegbereiter und -begleiter Werner Deutsch nach
Wien (öaw) - Am 28. Jänner 2012 feiert das Institut für Schallforschung der ÖAW sein 40-jähriges Bestehen. Maßgeblicher Wegbereiter und -begleiter war der langjährige Direktor und Doyen der Psychoakustik in Österreich, Werner Deutsch, der mit 31. Dezember 2011 in den Ruhestand getreten ist. Mit 1.1.2012 hat der Mathematiker und START-Preisträger Peter Balazs interimistisch die Leitung übernommen.

Das Institut wurde am 28. Jänner 1972 als Kommission für Schallforschung als wissenschaftliche Ergänzung zum Phonogrammarchiv der ÖAW mit der Aufgabe gegründet, den Schall als Informationsträger und Impulsgeber zu erforschen. Unter dem Obmann Walter Graf war Werner Deutsch der erste (und einzige) Mitarbeiter.

Als Psychoakustiker (Dissertation 1974 über „Die Lateralisation von akustischen Clicks in Abhängigkeit von der interauralen Zeitdifferenz und ihre neuropsychologischen Grundlagen“ im Fach Psychologie) erkannte Werner Deutsch früh die genuin interdisziplinäre Ausrichtung der Erforschung des Schalls. Diese erfordert eine Zusammenarbeit so unterschiedlicher Disziplinen wie Sprachwissenschaft, Musikwissenschaft, Psychologie oder Zoologie in einer Weise, die an Universitäten nicht geleistet werden kann und daher an der Kommission etabliert wurde.

Erste Anlaufstelle für akustische Fragestellungen
Die Kommission wurde zur ersten Anlaufstelle für interdisziplinäre Fragestellungen zur Psychoakustik sowie der Analyse und Synthese von akustischen Signalen aller Art. Firmen im Audiobereich (AKG, Siemens, Philips) und ausländische Forschungseinrichtungen wie IRCAM Paris, DiSTATO Rom und Institut de Recherche Informatique de l'université Toulouse wurden bereits in der Anfangsphase zu wichtigen Kooperations- und Forschungspartnern.

In Zusammenarbeit mit dem Innenministerium begannen Ende der 1970er Jahre auch Forschungen zur forensischen Phonetik und Akustik und damit die Entwicklung entsprechender Software und Datenbanken, die den Grundstein für weitere Entwicklungen im Software-Bereich legten. Eine Erfolgsgeschichte ist das Software-Paket S_Tools/STx. Dieses 1986 entwickelte Tool stellt aus der Mathematik und Signalverarbeitung erwachsende Algorithmen und Verfahren zur Anwendung bereit und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Es wird in allen am Institut laufenden Projekten eingesetzt und wurde auch an zahlreiche Institute im In- und Ausland verkauft.

Bereits seit 1980 verfügt die Kommission für Schallforschung für seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch über ein vollständig akustisches Labor mit einer schallgedämmten Kammer, einer Prozessrechenanlage, einem Echtzeit Spektrumanalysator, einem Sonagraphen und verschiedenen anderen Laborgeräten.

1994 wurde die Kommission in eine Forschungsstelle umgewandelt und besteht seit 2000 als Institut für Schallforschung, mit Werner Deutsch als dessen Direktor, der 1999 mit der Arbeit „Angewandte Aspekte der Psychoakustik“ habilitiert wurde.

START-Preisträger Peter Balazs übernimmt Leitung
In seiner heutigen Ausrichtung widmet sich das Institut der Grundlagen- und angewandten Forschung in den Bereichen Akustische Phonetik, Audiologie und Psychoakustik, Numerische Akustik sowie seit 1999 auch der Erforschung und Anwendung der theoretischen, mathematischen Hintergründe der Signalverarbeitung. Zu den bearbeiteten Anwendungsthemen gehören die Lärmforschung ebenso wie die forensische Akustik oder die Optimierung von Cochlea-Implantaten.

Mit 31. Dezember 2011 ging Werner Deutsch in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wurde (interimistisch) Peter Balazs bestellt. Der Mathematiker leitet seit 2008 am Institut die Gruppe "Mathematik und Signalverarbeitung in der Akustik" und wurde erst 2011 mit dem START-Preis ausgezeichnet, der vom Wissenschaftsfonds FWF vergebenen, höchsten, nationalen Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler(innen).

Anwendung und Synergien stets im Auge
„Werner Deutsch hat die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen wohl überlegt und bei allen Arbeitsgruppen sowohl die Grundlagenforschung als auch die Anwendung sowie die Synergien stets im Auge gehabt und behalten. Ein wesentliches Anliegen von ihm war es, die gemeinsamen fachübergreifenden Modelle und Methoden herauszuarbeiten und zu verbreiten, insbesondere die Modelle der Psychoakustik und die Methoden der Signalanalyse und Visualisierung“, würdigt Peter Balazs seinen Vorgänger. Er habe es geschafft, das Institut für Schallforschung als international anerkannte Institution für die multi-disziplinäre wissenschaftliche Forschung zu etablieren. „Die beispielhafte Entwicklung und der Ausbau der Schallforschung in der Vergangenheit schafften die Voraussetzung für die Zukunft. Die Publikationen, Kooperationen mit international hochrangigen Forscherinnen und Forschern sowie die prestigeträchtigen Forschungsprojekte zeigen, dass diese Entwicklung Zukunft hat.“
     
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