Lech Walesa und Hans-Dietrich Genscher zu Besuch im Wiener Rathaus   

erstellt am
24. 01. 12

Wien (rk) - Im Zuge des "Wiener Kongresses com.sult", der heute im Haus der Industrie stattfindet, kamen Montag Abend zwei politische Visionäre zu Kamingesprächen ins Wiener Rathaus: Hans-Dietrich Genscher und Lech Walesa. Sowohl der ehemalige deutsche Vizekanzler und Außenminister als auch der Friedensnobelpreisträger und ehemalige polnische Präsident zeigten sich in der Diskussion von einem gemeinsamen Europa überzeugt. Selbst dann, wenn die Visionen der einzelnen Mitgliedsländer unterschiedlich seien. Als große Herausforderungen sahen beide, Europa zu gleichem Wohlstand zu führen. Es gebe kein Muss "alles zu integrieren", so Walesa. Vielmehr gelte es, gemeinsame Ziele zu definieren, "die die Interessen aller Europäer beinhalten". Er vermisse die Praktiker in der Politik. Der Mensch müsse wieder mehr in den Fokus rücken und Regierungen die Wirtschaftstreibenden – die schließlich für die Jobs sorgen würden – dahingehend unterstützen aber auch fordern. "Mit Demagogie ist da nichts zu gewinnen". Den Kapitalismus von heute sehe er jedenfalls nicht als das richtige Wirtschaftssystem, erklärte Walesa.

Genscher unterstrich seinerseits die Wichtigkeit des Mauerfalls für ein gemeinsames Europa. Anders als europäische Revolutionen davor sei diese Veränderung "vom Kopf und der Basis getragen" worden. Zwar gebe es so etwas wie eine europäische Grundidentität, die Unterschiedlichkeiten dürften aber nicht geleugnet werden. Auch Genscher meinte, dass man Europa nicht nur auf wirtschaftlicher Basis errichten könne. Vielmehr sei neben einer engeren Zusammenarbeit in der Wirtschaft auch eine engere außenpolitische Zusammenarbeit notwendig. Globales Denken sei jetzt gefordert, "wir müssen uns auch überlegen, wie wir am besten mit China kooperieren können". "Europa ist eine Botschaft an alle anderen Länder – wir haben aus unserer Geschichte gelernt", schloss Genscher.

Für ihre Führungsqualitäten während des Falles der Mauer werden Hans-Dietrich Genscher und Lech Walesa mit dem "Golden Arrow" ausgezeichnet. Mit dem Preis ehrt der Kongress seit 2006 Menschen, "die außergewöhnliche Ideen realisieren und Visionen umsetzen". Zu den bisherigen Preisträgern zählen Shimon Peres, Joschka Fischer, Mark Spitz, Buzz Aldrin und Vaclav Klaus.

Über den Kongress
Der "Wiener Kongress com.sult" – Österreichs größter Wirtschafts- und Standortkongress - findet mittlerweile zum neunten Mal statt. Unter dem Motto "Challenges of Leadership in Europe" bringt die Veranstaltung dieses Jahr Visionäre, Politiker und Wirtschaftskapitäne zusammen, um die aktuellen Herausforderungen in Europa zu diskutieren, darunter nicht zuletzt die Schuldenkrise.
     
Informationen: http://www.com.sult.cc    
     
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