Niederösterreichs Friseure raufen sich die Haare   

erstellt am
06. 02. 12

St. Pölten (nöwpd) - Die Schwarzarbeit im Inland, Dumpingpreise im Ausland sowie der zurzeit allgemein feststellbare Trend zum Sparen machen den rund 1.600 Friseurbetrieben in Niederösterreich das Geschäftsleben schwer. "Wenn die Konsumenten bei ihren Ausgaben zurückhaltender werden, gehören wir zu den ersten Branchen, die das zu spüren bekommen", teilt Reinhold Schulz, Landesinnungsmeister der Friseure in der NÖ Wirtschaftskammer, dem NÖ Wirtschaftspressedienst mit. Die heurige Ballsaison laufe "nicht besonders gut".

Etwa 15 Prozent aller potentiellen Kunden betreten nie einen heimischen Friseursalon, weil sie zum Haareschneiden ins grenznahe Ausland fahren. "In Tschechien und in der Slowakei liegt der Mindestlohn bei jeweils 300, in Ungarn bei 500 Euro. Diese im Vergleich zu Österreich geringen Arbeitskosten erzeugen eine für unsere Friseure unangenehme Preiskonkurrenz. Denn bei uns macht der Anteil der Personal- an den Gesamtkosten 62,5 Prozent aus", rechnet Schulz vor. Er selbst betreibt zwei Friseursalons in Waidhofen/Thaya.

Dem Pfusch im Inland, auf den nach Schätzungen des Landesinnungsmeisters 15 bis 20 Prozent des Geschäftes entfallen, versuche man heuer in Zusammenarbeit mit den Finanzbehörden verstärkt entgegenzuwirken. "Wenn wir einen konkreten Hinweis auf Schwarzarbeit erhalten, gehen wir dem Fall nach. Erhärtet sich dann der Verdacht, wird Anzeige erstattet", erklärt Schulz.

Ein spezielles Thema bei den NÖ Friseuren ist die Lehrlingssituation. Einerseits sei das Interesse an diesem Beruf bei den Jugendlichen - insbesondere bei den Mädchen - nach wie vor ungebrochen stark, berichtet der Landesinnungsmeister. Andererseits aber würden immer mehr Friseurbetriebe keine Lehrlinge mehr ausbilden. Hatte es im Jahr 2000 in Niederösterreich noch rund 1.200 Friseurlehrlinge gegeben, waren es Mitte 2011 lediglich 660 - also nur noch rund die Hälfte.

"In Niederösterreich gibt es knapp 740 Friseure, die als Ein-Personen-Unternehmen tätig sind. Das sind oft Frauen, die nach der Kindererziehungsphase wieder arbeiten gehen und zwecks Haarstyling zu den Kunden nach Hause kommen", stellt Schulz fest. Diese Kolleginnen haben oft keine Meisterprüfung, führen kein Geschäftslokal, zahlen keine Einkommen- und Mehrwertsteuer, werben mit kostengünstigen Preisen und haben keine Lehrlinge. Wenn einem Salonbetreiber so die Kunden abspenstig gemacht werden, wie soll er dann selbst noch Lehrlinge ausbilden?" fragt er.
     
Informationen: http://wko.at/noe/friseure    
     
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