Jungdesigner im Museum: "Kokoschka sucht einen Rahmen" im Belvedere   

erstellt am
31. 01. 12

Die Ergebnisse eines Designprojekts des Belvedere in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien sind ab 1. Februar in der Orangerie des Unteren Belvedere zu sehen.
Wien (belvedere) - Einem besonderen Projekt widmet sich bis 26. Februar eine Präsentation in der Orangerie: Auf Initiative des Belvedere arbeiteten Studierende der Industrial Design-Klasse von Paolo Piva an der Universität für angewandte Kunst Wien ab 2010 an der Entwicklung eines neuen „Belvedere-Rahmens“. Ziel der Kooperation war es, einen Rahmen für Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts zu kreieren. Unter dem Titel Kokoschka sucht einen Rahmen werden die Ergebnisse der intensiven Auseinandersetzung nun vorgestellt. Das Siegerprojekt wird durch eine Fachjury gekürt und am 20. Februar präsentiert.

Ein Rundgang durch die Schausammlung des Belvedere führt dem Besucher nicht nur hervorragende Werke der österreichischen Kunstgeschichte, sondern auch eine Vielzahl von unterschiedlichen Rahmen vor Augen. Von den „Anfängen“ der Rahmengeschichte im Mittelalter über das Barock bis ins 20. Jahrhundert finden sich die unterschiedlichsten Lösungen zur Rahmung von Gemälden und Grafiken. Innerhalb der Belvedere-Bestände sind aber auch zahlreiche Werke vertreten, die bereits vor dem Erwerb, im Zuge früherer Sammlungspräsentationen oder aufgrund von sich wandelnden ästhetischen Komponenten von ihrem Originalrahmen getrennt wurden. Insbesondere in der Sammlung des 20. Jahrhunderts warten mehrere Werke auf eine neue Rahmung, darunter das 1951 entstandene Gemälde Dr. Bassa’s Magische Form von Oskar Kokoschka.

Dieses Werk bildete den Ausgangspunkt für eine innovative Kooperation des Belvedere mit der Universität für angewandte Kunst Wien. Ziel war es, einen Universalrahmen zu entwickeln, der für Malerei und Grafik gleichermaßen zum Einsatz kommen kann, den musealen Anforderungen entspricht und zukünftig zu einem Markenzeichen für die Belvedere-Sammlung des 20. Jahrhunderts werden soll. Die Ergebnisse werden nun in der Orangerie anhand von 13 Projekten vorgestellt.

Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco würdigt das Projekt als „beispielgebenden Beitrag für die Sammlung österreichischer Kunst, der in die Zukunft weisend das kulturelle Erbe der Vergangenheit ganz aktuell in Erscheinung bringen kann“.

Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, sieht das Zustandekommen der Ausstellung und der Publikation als „ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Austausch, eine Vernetzung zwischen einer Kunstuniversität und einem herausragenden Museum funktionieren kann“.

Unbekanntes aus der Sammlung und innovative Rahmen
In der Ausstellung werden sowohl der Entwicklungsprozess als auch Prototypen der Bilderrahmen präsentiert. Darüber hinaus können 27 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts mit den neu entworfenen Rahmen begutachtet werden. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, sich vertiefend mit den unterschiedlichen Kunstwerken auseinanderzusetzen und die Wirkung und Anwendbarkeit ihrer Rahmen zu überprüfen. Die interessanten und großteils unbekannten Arbeiten von u. a. Joannis Avramidis, Hans Fronius, Franz von Zülow, Alfons Walde und Adolf Frohner, die derzeit nicht in der Schausammlung im Oberen Belvedere zu sehen sind, werden dem Besucher nun mit innovativer Rahmung präsentiert.

Vertretene Künstler: Joannis Avramidis, Hubert Berchtold, Werner Berg, Arnold Clementschitsch, Josef Dobrowsky, Burhan Dog(ançay, Georg Ehrlich, Adolf Frohner, Hans Fronius, Josef Gabler, Walter Gamerith, Gottfried Goebel, Felix Albrecht Harta, Rudolf Hoflehner, Günther Kraus, Wilhelm Victor Krausz, Karl Kreuzberger, Franz Lerch, Claus Pack, Francisco Pons-Arnau, Ernestine Rotter-Peters, Johanna Schidlo-Riedl, Alfons Walde, Kurt Weber, Franz Wiegele und Franz von Zülow.

Das Siegerprojekt wird von einer Fachjury ausgewählt und am 20. Februar prämiert. Das Gemälde Dr. Bassa’s Magische Form von Oskar Kokoschka wird an diesem Abend im neuen „Belvedere- Rahmen“ präsentiert.

Jurymitglieder: Agnes Husslein-Arco (Belvedere-Direktorin), Bettina Urban (Restauratorin, Belvedere), Patrick Werkner (Leiter Sammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien), Gerhard Wohlleb (Rahmenmacher) und Thomas Feichtner (Produkt- und Grafikdesigner)

Historische Rahmen
Ergänzend thematisiert die Sonderpräsentation anhand von historischen Rahmenlösungen aus der Sammlung des Belvedere den Variantenreichtum und die unterschiedlichen Wirkungen von Rahmen: u. a. ein aufwändiges mehrteiliges Rahmensystem, dessen Einsatz im Mittelalter üblich war; den sogenannten „Haberditzl-Rahmen“, den der ehemalige Belvedere-Direktor Franz Martin Haberditzl als Sammlungsrahmen anfertigen ließ; einen neuzeitlichen Rahmen für eine Papierarbeit von Caspar David Friedrich sowie einen von Franz von Matsch entworfenen Jugendstilrahmen. Von der Moderne an wurden Rahmen und Gemälde mehr und mehr als Ganzheit verstanden. Damit trat die Geschichte des Bilderrahmens in eine neue Epoche ein, die mit der zunehmenden Abstraktion des Bildmotivs zu einer „Rahmenflucht“ führte. Im Abstrakten Expressionismus kam es zur Sprengung sämtlicher Raumgrenzen, was die Rahmung von Werken obsolet machte.

Moderne Beispiele von mehr oder weniger rahmenlosen Werken sind durch Arbeiten von Johann Fruhmann, Franz Grabmayr oder Gudrun Kampl vertreten.

Weitere interessante Rahmen aus verschiedenen Epochen sind in der Schausammlung des Oberen Belvedere zu sehen.

Die Ausstellung ist bis 26. Februar in der Orangerie des Unteren Belvedere zu sehen (Rennweg 6, 1030 Wien).
     
Informationen: http://www.belvedere.at    
     
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