PSALM 2012   

erstellt am
08. 02. 12

Palmsonntag, 1. April, bis Ostersonntag, 8. April, 2012
Graz (styriarte) - Mit dem Titel „Jenseits vom Zaun“ nimmt das Grazer Osterfestival PSALM 2012 Bezug auf den Ritt der Hexe, der Hagazussa, der auf dem Zaun zwischen realer Welt und dem Jenseits stattfindet und den dazu Begabten so das Vermitteln zwischen diesen beiden Welten ermöglicht. Was ist übriggeblieben im christlichen Europa von den alten naturmagischen und schamanischen Vorstellungen? PSALM geht den Spuren einer versunkenen Welt nach, die sich hauptsächlich an den Rändern unseres Kontinents gehalten haben. Das Festival setzt zwischen Palmsonntag und Ostersonntag sechs Veranstaltungen an, die schamanische musikalische Traditionen präsentieren und da und dort auch in Kontrast setzen zu christlicher Musik.


Alle Veranstaltungen finden in der Helmut-List-Halle statt, die auch heuer wieder passend zum Thema gestaltet sein wird.

Das Programm
„Joik und Jodel“ treffen am Palmsonntag, 1. April, aufeinander. Im äußersten Norden Europas, bei den Samen in Lappland, joikt man. Nicht über etwas. Man joikt die Dinge selbst, sodass sie anwesend sind und man nimmt auf diese Art und Weise Kontakt zum Göttlichen in den Menschen, Pflanzen, Tieren, Dingen auf. Dieser gutturale Gesang der Samen hat in unseren Breiten einen Verwandten: das Jodeln. Den bringt diesmal die steirische Familie Härtel ein. Gemeinsam mit einer Joikerin machen sich die Härtels auf die Suche nach den Brücken zwischen zwei archaischen Gesangstechniken.

Prädestiniert für einen Besuch im äußersten Nordwesten unseres Kontinents bei den Hexen und Druiden der Kelten ist der virtuose Harfenist Andrew Laurence-King gemeinsam mit den Sängern und Instrumentalisten seines The Harp Consort. Hexenszenen aus von Shakespeare inspirierten Musikstücken (Henry Purcell u. a.) und historische Volksmusik aus dem alten Schottland, Irland und England lassen Blicke in die Mythen und Rituale des zauberischen Britannien zu. Zu hören bei „Wayward Sisters“ am 2. April.

Vierhändig an einem Klavier nimmt sich das GrauSchumacher Piano Duo „den“ Aufreger des frühen 20. Jahrhunderts vor, Strawinskys „Sacre du Printemps“, und begibt sich damit zu den rohen Ritualen des heidnischen Russland, in dem mit der Opferung einer Jungfrau der Winter gebannt und der Frühling heraufbeschworen werden sollte. Dazu kombinieren sie Ravels vierhändige Klavierversion des „Bolero“, der den Hörer mit seinem ostinaten Rhythmus in Trance versetzt, und weitere Stücke mit archaisch jenseitigen Assoziationen („Frühlingsopfer“, 3. April).

Die „Stimme der Winde“ erhebt sich am 5. April, Gründonnerstag, aus den Kobyz-Instrumenten der beiden Kasachinnen Raushan Orazbaeva und Tokzhan Karatai. Deren Klang durfte bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts böse Geister, Krankheit und Tod bannen. Dann kam es zum Verbot des Schamanismus durch die Sowjetbehörden. Heute lebt er wieder auf. Passend zum Tag im christlichen Kalender präsentieren dazu Riccardo Minasi und Lorenz Duftschmid die teuflisch schweren aber überirdisch schönen „schmerzensreichen“ Rosenkranzsonaten und die Schutzengelsonate von H. I. F. Biber.

Aus Sardinien bringen die Tenores des Ensembles Concordu de Orosei ihre uralten rituellen Gesänge der Karwoche mit, so wie sie auf der Insel Tradition haben. Ihre archaischen Klänge werden in Kontrast und Beziehung gesetzt zu den harmonisch halsbrecherischen Meditationen eines Menschen am psychischen Abgrund, den Karwochen-Responsorien des italienischen Fürsten und Mörders Carlo Gesualdo, gesungen von italienischen Ensemble „De Labyrintho“. Unter dem Titel „Voci di passione“ erklingen diese am Karfreitag, dem 6. April.

Noch einmal Italien, diesmal ganz im Süden, wo sich griechischer, normannischer und katholischer Einfluss zu einem besonderen Amalgam vermengen. Tarantelle, gesungene Legenden und magische Rhythmen tragen diese Spuren in sich. Sie alle werden verwoben zu einem unwiderstehlichen Freudentanz, der im Gesang des genialen Marco Beasley und den Klängen der Musiker von Accordone am Ostersonntag, dem 8. April, PSALM 2012 ins allerausgelassenste Finale führen wird („Tarantella del Piacere“).
     
Informationen: http://www.styriarte.com    
     
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