Teilzeit  

erstellt am
02. 03. 12

 Heinisch-Hosek: Zu viele Menschen wissen über die Folgen von Teilzeit nicht Bescheid
Präsentation des ersten österreichischen Frauenbarometers - Viele teilzeitbeschäftigte Frauen sind mit ihrer beruflichen Lage unzufrieden
Wien (bpd) - "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - das ist die wichtigste allgemeine Forderung, die sich auf Grund der jüngsten Umfrage ergeben hat", betonte Frauenministerin Heinisch-Hosek bei der Präsentation des ersten österreichischen Frauenbarometers. "In diesem Punkt haben wir bereits einiges durchgesetzt. Das Ergebnis sehe ich als Handlungsauftrag, in diesem Bereich weiterhin aktiv zu bleiben", so Heinisch-Hosek. Erfreulich sei, dass dieser Punkt von beiden Geschlechtern vorangestellt wurde. Ebenso sei die Forderung eines weiterhin verstärkten Vorgehens gegen Gewalt und sexueller Belästigung als sehr wichtig erachtet worden. In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin auf die Gewaltschutzgesetze und die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen.

Generell plädierten Männer eher für staatliche Maßnahmen zur Gleichstellung wie den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen. Maßnahmen, die sie direkt betreffen, wie etwa mehr Väterbeteiligung, mehr Gehaltstransparenz und mehr Aufstiegschancen für Frauen stoßen bei ihnen nur auf wenig Zustimmung. "Es fällt auf, dass Männer vor allem Maßnahmen befürworten, wo sie nicht selbst gefragt sind, nach dem Motto: Gleichberechtigung ja, aber bitte nicht mit mir", so Heinisch-Hosek.

Ein besonderes Anliegen stelle die Teilzeitproblematik dar. Laut Studie seien rund ein Drittel der teilzeitbeschäftigten Frauen mit ihrer beruflichen Lage unzufrieden. Ministerin Heinisch-Hosek meinte dazu: "Frauen müssen Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Mehr als die Hälfte der Frauen arbeiten Teilzeit, weil sie Kinderbetreuungspflichten haben." Dazu kommt auch noch, dass mehr als zwei Drittel der Frauen nicht bewusst ist, welche Auswirkungen diese Beschäftigungsform auf die Pensionen hat. In meiner Kampagne ist mir daher die Information über die möglichen Nachteile von Teilzeitarbeit sehr wichtig." Teilzeit solle zwar als Lösung angeboten werden, aber nur für eine gewisse Zeit.

Die Frauenministerin forderte auch dazu auf, dass die Familienförderung umzubauen sei: "Wir benötigen Kinderkrippenplätze und Ganztagsbetreuung, die eine Vollzeitbeschäftigung zulassen. Laut Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung stehen für derlei Maßnahmen rund 100 Millionen Euro zur Verfügung." Auch die Arbeitgeber seien in die Pflicht zu nehmen: "Teilzeitbeschäftigte erweisen sich als produktive Arbeitskräfte. Mehrleistungen sind ihnen daher entsprechend abzugelten. Die Konsumation von Zeitausgleich ist den Beschäftigten zu ermöglichen", sagte Heinisch-Hosek und machte darauf aufmerksam, dass der Stundenlohn zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten bis zu einem Drittel differiere.

 

Mitterlehner: Wahlfreiheit der Eltern sichert flexibles Berufs- und Familienleben
Familienminister: Eltern müssen Familie und Beruf gut und flexibel miteinander vereinbaren können - Wahlfreiheit und weiterer Ausbau bedarfsgerechter Kinderbetreuung notwendig
Wien (bmwfj) - Familienminister Reinhold Mitterlehner spricht sich angesichts der aktuellen Debatte um die Teilzeitarbeit für die Sicherung der Wahlfreiheit und den weiteren effizienten Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen aus. "Um Familie und Beruf gut miteinander zu vereinbaren, sind viele Eltern auf Teilzeitbeschäftigung angewiesen und wollen großteils beim Wiedereinstieg auch Teilzeit arbeiten. Nichtsdestotrotz muss die Wahlfreiheit ausgebaut werden und müssen gute Rahmenbedingungen gesichert werden", betont Mitterlehner, der daher in der Familienförderung auf einen Mix aus Geld- und Sachleistungen setzt. "Hingegen würde das von AK und IV vorgeschlagene Modell für viele Familien Kürzungen bringen, Geld aus dem Familienlastenausgleichsfonds nehmen und wäre insgesamt deutlich teurer", so Mitterlehner.

"Für eine flexible Gestaltung des Berufs- und Familienlebens braucht es qualifizierte Teilzeitmodelle, die Arbeitnehmern und Arbeitgebern entgegen kommen. Dazu ist die steigende Zahl der Teilzeitjobs auch Ausdruck dessen, dass immer mehr Menschen in Beschäftigung kommen. Die Beschäftigung ist erfreulicherweise auf einem Rekordstand", so Mitterlehner weiter. Unabhängig davon dürfe Teilzeitbeschäftigung keine reine Frauensache sein, sondern müssten auch die Männer verstärkt dazu motiviert werden, was auch gelinge. "Die steigende Väterbeteiligung an der Kinderbetreuung ist ein Indiz dafür, dass der Trend in die richtige Richtung geht", so Mitterlehner.

"Die jetzigen Kinderbetreuungsgeld-Varianten unterstützen die Wahlfreiheit und die finanzielle Absicherung der Eltern, während der effiziente Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert", bekräftigt Mitterlehner. "Wie in unserer Ausbauoffensive muss der Fokus auf bedarfsorientierten Betreuungsplätzen und der flexiblen Ausweitung der Jahresöffnungszeiten in Kleinkind-Betreuungseinrichtungen liegen", betont Mitterlehner. In diesem Zusammenhang werden derzeit gemeinsam mit den für Kinderbetreuung kompetenzrechtlich zuständigen Ländern Empfehlungen über Mindeststandards in der Kinderbetreuung erarbeitet.

Familienfreundliche Maßnahmen in Unternehmen forcieren
Zudem will Mitterlehner die Unternehmen noch stärker ins Boot holen, um familienfreundliche Maßnahmen zu forcieren. "Wer flexible Modelle für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf umsetzt, wird attraktiver für qualifizierte Beschäftigte und verschafft sich nachhaltige Wettbewerbsvorteile", sagt Mitterlehner. Daher soll die österreichweite Veranstaltungsreihe "Zukunftsforum Familie & Wirtschaft" den Unternehmen in der jeweiligen Region neue Impulse geben. "Allein schon aufgrund des demographischen Wandels und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels wird es für Unternehmen immer wichtiger, Familienfreundlichkeit als ihre Marke zu etablieren.

 

 Schwentner/Musiol: Arbeitsbedingungen in Teilzeit verbessern
Grüne wollen Diskriminierung von Frauen in Teilzeit stärker sanktionieren
Wien (grüne) - "Teilzeit einfach nur schlecht zu reden, wie Frauenministerin Heinisch-Hosek das tut, hilft den Frauen keinen Schritt weiter. Die Politik muss die Arbeitsbedingungen in der Teilzeit verbessern. Wir brauchen härtere Sanktionen für Unternehmen, die Frauen in Teilzeit einen geringeren Stundenlohn bezahlen als ihren Vollzeitkräften. Hier muss das Gleichbehandlungsgesetz nachgeschärft werden", fordert Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, in Reaktion auf die Präsentation des Frauenbarometers von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. "Teilzeitjobs müssen bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Und auch Führungsjobs sind in Teilzeit möglich. Was spricht dagegen einen 60-Stunden Führungsjob auf zwei 30-Stundenkräfte aufzuteilen? Hier fehlt den Unternehmen leider noch der Mut zu innovativen Arbeitszeitmodellen."

"Frauenministerin Heinisch-Hosek sollte nicht Frauen vor Teilzeit warnen, sondern die Unternehmen über Kriterien für gute Teilzeitarbeitsplätze informieren. Teilzeit darf nicht zur Arbeit zweiter Wahl werden. Wir brauchen mehr Rechte für einen Wechsel von Teilzeit hin zu Vollzeit", so Schwentner. Denn Teilzeit mache nur in bestimmten Lebensphasen Sinn. Auf lange Sicht sei Teilzeit keine Alternative zur Vollzeitarbeit. "Die Umfrage der Ministerin bringt keine Neuigkeiten zutage", sagt Daniela Musiol, Familiensprecherin der Grünen. "Darauf, dass über die Hälfte der Frauen aufgrund fehlender Kinderbetreuungsplätze Teilzeitarbeit nachgehen muss und damit, wie aus der Umfrage hervorgeht, unzufrieden sind, verweisen die Grünen seit Jahren. Die Ministerin muss endlich konkrete Maßnahmen setzen statt bekannte Missstände abzufragen."
     

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