Volksgruppengesetz  

erstellt am
02. 03. 12

Ostermayer: Volksgruppengesetz mit breiter Zustimmung aller Volksgruppen 
Entwurf in Begutachtung, sechs Wochen Zeit für Stellungnahmen
Wien (bpd) - Erfreut zeigte sich Staatssekretär Josef Ostermayer, dass die Novelle zum Volksgruppengesetz nach vielen Arbeitssitzungen und Verhandlungen am 01.03. in Begutachtung geschickt werden konnte. "Mit der Novelle werden wir gemeinsam mit den Betroffenen – nach der Lösung der Ortstafelfrage in Kärnten – einen weiteren Modernisierungsschritt im österreichischen Volksgruppenrecht setzen", so Ostermayer und weiter: "Die Novelle ermöglicht den Volksgruppen sowohl ein Mehr an Autonomie als auch die Stärkung ihrer Selbstbestimmung".

Wie wichtig der partizipative Prozess wie etwa der Informationsaustausch in den Arbeitsgruppen "Recht und Struktur", "Bildung und Sprache" sowie "Regionalpolitik" war, zeigt der vorliegende Entwurf, der von allen Volksgruppen mitgetragen werden kann. "Es freut mich, dass die zahlreichen Gesprächsrunden mit den Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der sechs Volksgruppenbeiräte derart konstruktiv waren, dass die Novelle nun in Begutachtung gehen, bald schon den parlamentarischen Fahrplan durchlaufen und hoffentlich ehest als Gesetz – im Sinne und zum Wohle der Volksgruppen – in Kraft treten kann", zeigte sich der Staatssekretär optimistisch.

Das Volksgruppengesetz dient der Förderung und Sicherung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt in Österreich, die durch sechs autochthone Volksgruppen gekennzeichnet ist: Roma im Burgenland, Tschechen, Ungarn, Slowaken, Burgenlandkroaten und Slowenen in Kärnten und in der Steiermark. "Darüber hinaus", so Ostermayer, "geht es auch um eine sprachliche Modernisierung wie etwa der Verwendung der Ausdrücke 'Sprache und Kultur' anstatt von 'Volkstum', sowie um eine Anpassung an das europäische Minderheitenrecht".

Die Neuerungen im Detail (ein Auszug):

  • Neugestaltung bei der Bestellung der Volksgruppenbeiräte; demnach sollen hinkünftig drei Viertel von repräsentativen Organisationen vorgeschlagen werden, das verbleibende Viertel setzt sich aus Experten aus dem Bereich des Volksgruppenwesens zusammen. Die Ernennung der Beiräte erfolgt durch die Bundesregierung.
  • Schaffung eines Forums der Volksgruppenbeiräte; diesem gehören jeweils die Vorsitzenden und Stellvertreter jedes Beirats an, außerdem – mit beratender Stimme – je ein Mitglied jeder politischen Partei mit ähnlichen Rechten wie die jeweiligen Beiräte.
  • Fördervergabe NEU: Die Volksgruppenbeiräte legen dem Bundeskanzleramt einen Plan über zu fördernde Maßnahmen vor. Das Bundeskanzleramt teilt dem Beiratsforum die zur Verfügung stehenden Mittel mit und schlägt eine Aufteilung vor, das Forum kann einen davon abweichenden Vorschlag erstellen. Auf dieser Basis werden die Mittel festgelegt.
  • Erweitere Anhörungs- und Stellungnahmerechte für Forum und Beiräte.
  • Schaffung eines spezifischen Diskriminierungsverbotes für Volksgruppenangehörige. Demnach können hinkünftig Volksgruppenorganisationen – wenn es um Privatpersonen geht – diesem Verfahren förmlich beitreten und die Beschwerdeführer unterstützen.


Abschließend bedankte sich Staatssekretär Ostermayer bei den Vertretern der Volksgruppen sowie dem Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt für die konstruktive Zusammenarbeit und meinte: "Bedauerlicherweise hat sich der Koalitionspartner dem Gesetz inhaltlich nicht angeschlossen, sodass wir es ohne die inhaltliche Zustimmung der ÖVP in Begutachtung schicken mussten. Da die Volksgruppen für die vorliegende Novelle breite Zustimmung signalisiert haben, geht es jetzt darum, das Gesetz so rasch als möglich im Parlament zu behandeln."


 

Klikovits: Inhaltliche Änderungen im Entwurf zum Volksgruppengesetz nötig
ÖVP-Volksgruppensprecher setzt auf Begutachtung
Wien (övp-pk) - Der Entwurf zur Novelle des Volksgruppengesetzes wurde von Staatssekretär Ostermayer in Begutachtung geschickt. ÖVP-Volksgruppensprecher Abg. Oswald Klikovits sieht diese Begutachtung als Chance, dass im Zuge dieser Begutachtung die Forderungen vieler Volksgruppen in Österreich noch in die Regierungsvorlage eingebaut werden können: "Denn derzeit ist der Entwurf ein reiner SPÖ-Entwurf, in dem unsere inhaltlichen Vorstellungen eines modernen Volksgruppengesetzes nicht eingebaut wurden und dem wir daher inhaltlich nicht zustimmen konnten. Nun sollen die Vorstellungen und Forderungen der Volksgruppen berücksichtigt werden", so Klikovits.

 

 Zinggl: Ein modernes Volksgruppengesetz sieht anders aus
Neuerliche Novellierung des Volksgruppengesetzes kehrt zur alten, uninspirierten Praxis zurück
Wien (grüne) - "Nach den Ortstafelgesetzen im Sommer ist die Luft raus und das Interesse an einem wirklich modernen Volksgruppengesetz weg", kritisiert Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, den nun in Begutachtung gegangenen Gesetzesentwurf. "Kaum ist das mediale Interesse erloschen, werden die Volksgruppen wieder untergebuttert und ihre langjährigen Anliegen ignoriert. Die Vorgehensweise schließt lückenlos an eine österreichische Praxis seit 1955 an: Zermürbung statt generöser Begegnung. In den Verhandlungen um eine Ortstafellösung wurde beispielsweise noch ein Verbandsklagerecht für die nächste Novellierung in Aussicht gestellt, mit dem die Rechte der Volksgruppen leichter durchgesetzt werden könnten. Die Rechte einer Gruppe müssen von dieser verteidigt und eingeklagt werden dürfen", fordert Zinggl. "Auch die Beschwörung von sprachlicher Vielfalt bleibt eine Floskel, solange an den Baustellen Minderheitenschulwesen und Zweisprachigkeit nichts weiter geht. Nach diesem unrühmlichen Abschluss der Novellierungen heißt es für die Volksgruppen jetzt wohl wieder warten bis zum St. Nimmerleinstag," sagt Zinggl.

 

Strutz: Unklare Regelungen öffnen dem Missbrauch Tür und Tor
FPK lehnt Volksgruppengesetznovelle von Ostermayer entschieden ab!
Klagenfurt (fpk) - Der stellvertretende Klubobmann der Freiheitlichen im Parlament, Dr. Martin Strutz, teilt mit, dass die Freiheitlichen der Novelle zum Volksgruppengesetz in der vorliegenden Form auf keinen Fall im Parlament die Zustimmung geben werden. Die neuen Regelungen seien so unklar und missverständlich formuliert, dass bewusst oder unbewusst eine absolute Ungleichbehandlung zwischen Minderheiten und Mehrheitsbevölkerung in Kärnten droht und durch diese unklaren Regelungen wieder einmal der Weg zu den Höchstgerichten für die streitbaren Slowenenorganisationen geebnet wird.

"Die Freiheitlichen verlangen daher ebenso wie die Volksgruppe Verhandlungen mit Staatssekretär Ostermayer, jedoch aus völlig anderen Gründen. Insbesondere im Bereich der Vergabe von Förderungen, der Frage der möglichen Ausweitung von zusätzlichen Ortstafeln und Hinweisschildern sowie das Mitspracherecht der politisch legitimierten Parteien in Kärnten gäbe es noch akuten Gesprächsbedarf, damit das konstruktive Klima das durch die Ortstafellösung in Kärnten sichergestellt wurde, durch dieses Gesetz nicht gefährdet wird", sagt Strutz.

Die geplante Novelle zum Volksgruppengesetz würde die historische Ortstafellösung 2011 wieder in Frage stellen und die im Vorjahr im Verfassungsrang festgeschriebenen Bestimmungen zur Topografie und zur Amtssprache völlig negieren. Die Bundesregierung hat im Rahmen des Memorandums vom 26. April 2011 zugesichert, dass diese Lösung umfassend und endgültig sei. Die geplante Novelle sieht nun die Implementierung einer "Öffnungsklausel" über Umwege vor und widerspricht klar dieser Vereinbarung.

Nachdem auch die ÖVP auf Bundesebene der Novelle bisher ihre Zustimmung versagt, hat Ostermayer dringenden Handlungsbedarf. Strutz stellt fest, dass mit den maßlosen Forderungen der Slowenenvertreter, die zuletzt in der Forderung der slowenischen Ministerin nach noch mehr zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten gipfelte, ein für alle Mal Schluss sein müsse. Man dürfe die Kärntnerinnen und Kärntner nicht überfordern. Der Salami-Taktik - immer mehr zu verlangen - müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Wenn Ostermayer dies nicht erkennt, werde er mit seinem Volksgruppengesetz im Parlament Schiffbruch erleiden, stellte der stellvertretende freiheitliche Klubobmann Strutz heute klar. 
     

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