WWWforEurope   

erstellt am
29. 02. 12

Welfare, Wealth and Work - ein neuer Wachstumspfad für Europa
Wien (wifo) - Ein europäisches Forschungskonsortium erarbeitet empirische Grundlagen für ein neues, sozioökologisches Wachstumsmodell. Europa kämpft heute um seine finanzielle Stabilität, Budgetkonsolidierung und seinen inneren Zusammenhalt. Ziel der Wirtschaftspolitik ist eine neue Zukunftsperspektive von Wohlfahrt, Prosperität und Beschäftigung.

Unsere Überzeugung: Europa muss auf einen neuen Wachstumspfad umschwenken
Europa wird diesen Kampf auf lange Sicht nur gewinnen, wenn es sich heute für den richtigen Entwicklungspfad entscheidet: einen anspruchsvollen, unbequemen Pfad,

  • der auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigungssteigerung auf Basis von Innovation und erhöhter Wettbewerbsfähigkeit setzt,
  • der sich zugleich dem Ziel sozialer Integration und der Bekämpfung der Armut verpflichtet,
  • und der einer ökologischen Strategie zur Bewältigung von Klimawandel und Energiewende folgt.


Gerade in Krisenzeiten braucht Europa ein Umschwenken auf ein sozial und ökologisch orientiertes Wachstumsmodell, eine sozioökologische Transformation. Dies ist auch die Ausrichtung, die die Strategie Europa 2020 der EU vorgibt.

Gelingen kann eine solche sozioökologische Transformation aber nur auf Basis abgesicherter analytischer Grundlagen und mit wissenschaftlich fundierten Konzepten. Diese zu erarbeiten und damit auch zur politischen Umsetzung des neuen Wachstumsmodells beizutragen, ist das Ziel eines großen Forschungsprojektes, an dem 33 wissenschaftliche Institutionen aus 12 EU-Ländern vier Jahre lang gemeinsam in einem Konsortium arbeiten werden.

Die Europäische Kommission hat dem Konsortium, das durch das WIFO koordiniert wird, nach einem strengen Ausleseprozess den Zuschlag für dieses Projekt im 7. Forschungsrahmenprogramm erteilt. "Welfare, Wealth and Work for Europe" hat sich das Konsortium als Titel gewählt: WWWforEurope - ein Triple W als Zielcode einer neuen EU-Wirtschaftspolitik.

Unser Forschungsziel: Die empirische Basis zur sozioökologischen Transformation legen
Ziel des Forschungsprojektes ist es, auf Basis profunder wissenschaftlicher Arbeit die analytischen Grundlagen für die sozioökologische Transformation zu erarbeiten und operationale Konzepte für deren Umsetzung zu entwickeln.

Dazu werden in dem Projekt fünf Forschungsschwerpunkte angesprochen, von denen jeder ein für die sozioökologische Transformation wesentliches Politikfeld reflektiert.

  • Forschungsschwerpunkt 1 setzt sich mit den Herausforderungen an den europäischen Wohlfahrtsstaat auseinander und analysiert die Auswirkungen von Globalisierung, Demographie, Entwicklung neuer Technologien und Postindustrialisierung auf die Strukturen des Wohlfahrtsstaates. Die Analyse wird auch die gravierenden fiskalischen Restriktionen einbeziehen, denen die EU-Länder heute ausgesetzt sind.
  • Forschungsschwerpunkt 2 widmet sich der ökologischen und biophysischen Dimension der sozioökologischen Transformation. Wie ökologische Nachhaltigkeit auf Wachstum und Beschäftigung wirkt, ist dabei eine zentrale Frage mit weitreichenden Konsequenzen für Wirtschafts- und Wohlfahrtspolitik. Dies wird von traditionellen, am Bruttoinlandsprodukt (BIP) orientierten Indikatoren der Wirtschaftspolitik nur unzureichend abgebildet.
  • Forschungsschwerpunkt 3 beschäftigt sich mit den Treibern des Wandels, insbesondere mit Innovation und der Verantwortung von Innovations- und Industriepolitik für die Ausgestaltung des Innovationssystems und der Produktionsstrukturen. Forschung und Innovation sind ja selbst Kernfaktoren des Wachstums. Innovations- und Industriepolitik sind damit aber auch wichtige Instrumente der sozioökologischen Transformation.
  • Forschungsschwerpunkt 4 untersucht Strukturen der Governance und Institutionen auf der europäischen Ebene, die für die sozioökologische Transformation wesentlich sind. Ein neuer Wachstumspfad erfordert substantielle Änderungen in Richtung einer konsistenteren und besser koordinierten makroökonomischen Politik in der EU. Dabei ist das unterschiedliche Entwicklungsniveau von Regionen und Ländern zu berücksichtigen.
  • Forschungsschwerpunkt 5 fokussiert auf die Rolle der Regionen in der sozioökologischen Transformation. Dies setzt an bei der Erforschung der institutionellen Voraussetzungen für die Transformation auf der urbanen und ruralen Ebene, führt weiter mit der Rolle regionaler Arbeitsmärkte und der Bedeutung kultureller Diversität und reicht bis zur Frage, welche Rolle die europäische Regionalpolitik für die Dynamik der Transformation spielen kann.


Was wir erreichen wollen: Eine neue Wirtschaftspolitik
"Nicht nur Griechenland, ganz Europa braucht neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung!", sagt Franz Fischler, der frühere EU-Agrarkommissar. Franz Fischler ist Mitglied des Policy Board des Forschungsprojektes und wird in dieser Funktion - gemeinsam mit anderen Board-Mitgliedern wie dem früheren italienischen Premierminister Giuliano Amato und der renommierten britischen Ökonomin Sheila Dow - für zusätzliches Qualitätsmonitoring und für Kontrolle und Unterstützung in der Dissemination der Projektergebnisse sorgen.

Franz Fischlers Statement umreißt, was mit dem Forschungsprojekt angestrebt wird: Es soll dazu beitragen, die sozioökologische Transformation nachhaltig auf der politischen Agenda der EU zu etablieren, und es wird den Entscheidungsträgern und Politikgestaltern auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene die analytischen Grundlagen und die operationalen Instrumente zur Umsetzung der sozioökologischen Transformation zur Verfügung stellen.

In seinem Konzept und seinen Zielen findet das Forschungsprojekt die Unterstützung von Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich und Präsident des WIFO, sowie Herbert Tumpel, Präsident der Österreichischen Bundesarbeitskammer und Vizepräsident des WIFO.

Daten und Fakten
WWWforEurope ist ein integratives Forschungsprojekt mit vierjähriger Laufzeit, das von der Generaldirektion Forschung und Innovation im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm ausgeschrieben wurde und von der Europäischen Kommission finanziert wird.

Das 7. Forschungsrahmenprogramm unterstützt nicht nur sozioökonomische Forschungsaktivitäten, sondern auch viele Forschungsprojekte in den Naturwissenschaften und anderen Disziplinen. Es bündelt alle forschungsrelevanten EU-Initiativen und spielt eine zentrale Rolle, um die Ziele Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu erreichen.

Das Projektkonsortium von WWWforEurope bilden Expertinnen und Experten aus 33 wissenschaftlichen Institutionen aus 12 EU-Ländern. Der Forschungsansatz ist strikt interdisziplinär: In das Team sind Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus den Disziplinen Ökonomie, Ökologie, Geschichte, Politikwissenschaft und Gender Studies eingebunden.

Das Qualitätsmonitoring wird durch einen hochrangigen Wissenschaftlichen Beirat garantiert, zu dem unter anderen Nobelpreisträger Kenneth Arrow und der Harvard-Ökonom Philippe Aghion zählen.

     
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