Stimmung in den österreichischen Grenzregionen zu Ungarn, Tschechien und der Slowakei deutlich verbessert   

erstellt am
08. 03. 12

Zusammenwachsen der Regionen wird positiv gesehen - Herausforderungen Verkehrsbelastung, Kriminalität, Pendleraufkommen - Umfrage
Wien (oegfe) - Eine klare Mehrheit der Menschen in den Grenzregionen Niederösterreichs, Oberösterreichs, des Burgenlandes (Werte zwischen 63 - 91 Prozent) sowie der Nachbarregionen in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn (71 - 94 Prozent) spricht sich für eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. Dies ist eines der Hauptergebnisse einer Umfrageserie, die im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) im Sommer 2011 durchgeführt wurde.

Mehr Kontakte und Aufenthalte im Nachbarland
ÖGfE-Leiter Paul Schmidt: "Während im Burgenland schon traditionell ein positives Meinungsbild zu den Nachbarn herrscht, haben die oberösterreichischen und niederösterreichischen Grenzregionen seit 2000/01 merklich "aufgeholt". Die steigende Zahl der Kontakte und der Aufenthalte, der EU-Beitritt der Nachbarländer und der Abbau der Grenzkontrollen haben zu einem Näherrücken der Regionen beigetragen."

Die Zahl jener niederösterreichischen Befragten, die angeben, "sehr häufig/häufig" Kontakt zu Menschen aus der Slowakei zu haben, ist seit ÖGfE-Vergleichsumfragen von 2000/01 um 20 Prozentpunkte auf 34 Prozent gestiegen. Häufige Kontakte zu Menschen aus dem Nachbarland geben in der niederösterreichischen Grenzregion zu Tschechien 32 Prozent an (+ 10 Prozentpunkte), in der oberösterreichischen 22 Prozent (+ 9), im Burgenland 46 Prozent (+ 7).

Win-Win-Situation für die Regionen
"Noch 2005 wurden etwa die Auswirkungen für den Bereich der Arbeitsplätze in den österreichischen Grenzregionen durchaus kritisch gesehen. Nur 8 bis 16 Prozent der Befragten hatten sich positive Entwicklungen erwartet. Heute ziehen 34 bis 48 Prozent eine positive Bilanz. 12 bis 20 Prozent äußern sich explizit negativ", analysiert Schmidt.

Die Befragten in den vier österreichischen Grenzregionen meinen mehrheitlich, dass sich auch das nachbarschaftliche Verhältnis der Gemeinden (50 - 66 Prozent), der Tourismus (59 - 75 Prozent) und der kulturelle Austausch (67 - 74 Prozent) seit dem EU-Beitritt der Nachbarn positiv entwickelt haben. Jenseits der Grenze ziehen die Befragten eine ähnlich positive Bilanz.

In allen vier österreichischen Befragungsregionen spricht sich die große Mehrzahl der Befragten für eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gemeinden in den Bereichen Umweltschutz (88 - 91 Prozent), Wirtschaft (76 - 83 Prozent), Tourismus (78 - 83 Prozent) und Kultur (74 - 79 Prozent) aus. Jenseits der Grenze liegen die Zustimmungswerte teilweise noch höher.

Herausforderungen bestehen
Die Entwicklung im Verkehrsbereich wird mehrheitlich negativ gesehen (53 - 61 Prozent). Jenseits der Grenze liegen die Werte niedriger (28 - 33 Prozent).

Als weitere Herausforderung werden die Bereiche Kriminalität und Pendleraufkommen ausgemacht. Schmidt: "In den österreichischen Befragungsregionen nehmen 45 bis 59 Prozent der Befragten an, dass die Kriminalität in den Grenzregionen seit dem EU-Beitritt der Nachbarländer angestiegen ist. Die Zahlen der Sicherheitspolizeidirektionen zeigen einen Anstieg der Gesamtkriminalität jedoch nicht an. Trotzdem: Hier gilt es die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. Dies gilt auch für die Folgen der Arbeitsmarktliberalisierung, die unauffälliger gewesen sind als angenommen."

Rund ein Drittel der Befragten auf österreichischer Seite glaubt, dass aufgrund der Arbeitsmarktöffnung (1. Mai 2011) "viele" Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem jeweiligen Nachbarland nach Österreich pendeln werden. Tatsächlich ist - infolge der Arbeitsmarktliberalisierung - mit Ende Dezember 2011 für das Burgenland ein Plus von 1644 Arbeitnehmern aus Ungarn, für Niederösterreich ein Plus von 1018 slowakischen und 570 tschechischen sowie für Oberösterreich ein Plus von 304 tschechischen Arbeitnehmern zu vermerken. Insgesamt betrug der Anteil von Slowaken an der Gesamtbeschäftigung in Niederösterreich zu diesem Zeitpunkt 0,7 Prozent, jener von Tschechen in Niederösterreich 0,6 Prozent und jener von Tschechen in Oberösterreich 0,4 Prozent. Im Burgenland ist der Anteil von Beschäftigten aus dem Nachbarland mit 9,8 Prozent deutlich höher. (Quellen: BMASK, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger).

Weitere Themen der Umfrageserie: Der Euro als verbindendes Element, Wegfall der Grenzkontrollen durch Schengen, Kenntnis der Nachbarsprache, Bekanntheit EU-geförderter Projekte in der Region.
     
Informationen: http://www.oegfe.at    
     
zurück