Als Salzburg mal bei Oberösterreich war   

erstellt am
07. 03. 12

Salzburgs Zugehörigkeit zum Erzherzogtum ob der Enns im 19. Jahrhundert zeitigt heute noch Folgen / Neuer Grenzfall auf salzburg.at
Salzburg (lk) - Warum sich Salzburgs Oberlandesgericht in Linz befindet, warum der Salzburger Telekom-Techniker ein L auf der Nummertafel seines Serviceautos hat und warum Salzburger Landesakten aus dem 19. Jahrhundert in Oberösterreich lagern, verrät ein aktueller Grenzfall, der am 07.03. auf http://www.salzburg.at, der Plattform der Europaregion, veröffentlicht wurde.

Dass zahlreiche Spitzenpolitiker in Salzburg aus Oberösterreich stammen, ist hinlänglich bekannt. Da wären: die aktuelle Landeshauptfrau (Mag. Gabi Burgstaller) und ihr Stellvertreter (Mag. David Brenner während der Schulzeit), eine Landesrätin (Mag. Cornelia Schmidjell), ein ehemaliger Landeshauptmann (Dr. Franz Schausberger), ein ehemaliger Bürgermeister der Landeshauptstadt (Dr. Josef Dechant) oder ein ehemaliger Landtagspräsident (Dr. Helmut Schreiner).

Doch diese nachbarschaftliche Tradition, politisches Personal aus dem Osten zu rekrutieren, ist mehr dem Zufall oder den günstigen Verkehrsverbindungen zuzuschreiben.

Der Umstand, dass wesentliche Oberbehörden in der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz und nicht in Salzburg angesiedelt sind, hat handfeste historische Gründe. Nach der Auflösung des politisch selbstständigen Fürsterzbistums Salzburg und dem Hin und Her in der napoleonischen Zeit ergriff 1816 Kaiser Franz I. formell Besitz von Salzburg, das verwaltungsmäßig an das "Erzherzogtum Österreich ob der Enns", heute Oberösterreich, angegliedert wurde. Dort bildete es neben den historischen Vierteln (Mühl-, Hausruck-, Traun- und Innviertel) als Salzachkreis den fünften Kreis der "Provinz Oberösterreich und Salzburg". Musikalisch gesehen ein etwas unrunder Fünf-Vierteltakt also.

Linz als Salzburg-Zentrale
Die Mozartstadt wandelte sich zum "Betteldorf mit leeren Palästen" und verlor ein Viertel ihrer Bewohner. In der Zwischenzeit bildeten sich jedoch zahlreiche zentrale Behörden und Einrichtungen heraus, die teilweise bis heute Bestand haben. Deren regionaler Sitz war meist in der Hauptstadt Linz angesiedelt. Das Oberlandesgericht (OLG) Linz ist auch heute noch für Salzburg zuständig, führenden Salzburger NS-Funktionären wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vor dem an das OLG angegliederte Volksgericht in Linz der Prozess gemacht. Die gemeinsame Direktion der Post und Telegraphenverwaltung für Salzburg und Oberösterreich befand sich bis Mitte der 1990er Jahre in Linz. Der Telefonbereich wurde danach in eine eigenständige Firma ausgegliedert, bei der heute noch Salzburg und Oberösterreich in der Region Nord zusammengefasst sind. Das Fuhrparkmanagement hat fast alle Autos in Linz angemeldet.

Aktenlücke in Salzburg
Die Degradierung des Bundeslandes zur oberösterreichischen Provinz stellt auch Historiker vor ein praktisches Problem: behördliche Akten aus der Zeit zwischen 1816 und 1850 lagern zu großen Teilen im Oberösterreichischen Landesarchiv. Den Weg nach Linz abzukürzen, hilft nun ein aktuelles Buch des Salzburger Landesarchivs, das die Salzburger Bestände in Oberösterreich auflistet.

Zurück zur Eigenständigkeit
Erst 1849 erhielt Salzburg den Status eines Kronlandes zurück. Ein Jahr später nahmen eigene Landesbehörden wieder ihre Tätigkeit auf. Spätestens 1861 mit der Einrichtung eines gewählten Landtags durfte sich das Land wieder selber regieren und verwalten.
     
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