Hohe Auszeichnung für Maja Haderlap   

erstellt am
06. 03. 12

Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten an die Erfolgsautorin – LH Dörfler: Ehrung ist Zeichen des Miteinanders und Zeichen des Aufbruchs in eine neue Zeit
Klagenfurt (lpd) - Die Kärntner Slowenin und Bachmannpreisträgerin 2011, Maja Haderlap, erhielt am Abend des 05.03. das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Kärnten. Die Überreichung durch Landeshauptmann Gerhard Dörfler erfolgte im Beisein vieler geladener Gäste im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung.

Unter den vielen Gästen die Familienmitglieder, Ehemann Klaus Amann, Mutter Caroline, Bruder Zdravko und Onkel Toni Haderlap, viele Freunde, weiters Landesamtsdirektor Dieter Platzer, Botschafter Erwin Kubesch, Hoher Repräsentant und Volksgruppenvertreter Valentin Inzko, Eisenkappels Bürgermeister Franz-Josef Smrtnik, Pfarrer Leopold Zunder, Medienvertreter, unter ihnen ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard, und viele mehr.

"Es ist mir eine große Freude und Ehre, diese Auszeichnung an Sie übergeben zu dürfen", betonte der Landeshauptmann und wies auf den besonderen Menschen Maja Haderlap und auf den besonderen Augenblick hin. Er dankte der Autorin, die mit ihrem Meisterwerk viel zur Verständigung im Land beigetragen habe. Der Landeshauptmann drückte die Hoffnung aus, dass man "aus den Kellern der Vergangenheit" in eine gute, gemeinsame Zukunft unterwegs sei. Er bezog sich auch auf viele im Buch beschriebene Episoden, die ihn besonders berühren würden. Er sagte, dass große Erfolge große Fundamente hätten, so sei das Geprägtsein durch die eigene Familie ganz entscheidend, gerade was die Autorin und ihren Lebensweg betreffe.

"Wir sollten aufeinander zugehen und im Land sollte es mehr Begegnung und kulturellen Austausch geben", sagte Dörfler. Er verstehe die Auszeichnung auch als wichtiges Zeichen des Miteinanders und des Aufbruchs in eine neue Zeit. Er sprach auch die Ortstafellösung an, mit ihr sei es im Vorjahr gelungen, viel gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Weiters wies er auf die Verwundungen hin, die es gerade im Zweiten Weltkrieg und danach in Kärnten gegeben habe.

Laudator Horst Ogris skizzierte den Werdegang der Autorin sowie auch die Situation zwischen slowenisch- und deutschsprachigen Kärntnern. Haderlap habe eine slowenische Geschichte in bestechend schöner deutscher Sprache geschrieben und in den Köpfen viel bewegt, sagte Ogris. Das Buch sei ein politisches, poetisches und ein Erinnerungsbuch, das mit Mitgefühl aufgenommen worden sei. Es möge als Signal zum Aufbruch, zu sich selbst und zu den slowenischen Nachbarn gelten.

Haderlap dankte für die Ehrung und beschwor in ihrer Dankesrede die Macht der Sprache. Sie habe das Ehrenzeichen des Landes erhalten, weil sie auf das Wort gesetzt und sich behauptet habe. Es sei notwendig, sich den Konflikten zu stellen. Sie rief dazu auf, die Kultur des Sprechens und des Erinnerns zu pflegen. Das letzte Jahr habe gezeigt, dass man mutiger und zuversichtlicher sein könne, sagte sie. Sie plädierte auch dafür, einen gelegentlichen gegenseitigen Wechsel von slowenischen und deutschen Wörtern (beispielsweise Sehnsucht, Bewegung) vorzunehmen, der zukunftsweisend sein könne.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Professor Arthur Ottowitz (Mundharmonika) und Janez Gregoric (Gitarre).

Der Roman "Engel des Vergessens", längst zum Rekord-Bestseller geworden, war das Prosadebüt der 1961 geborenen Kärntner Slowenin Maja Haderlap, die bisher Lyrik auf Slowenisch und Deutsch veröffentlicht hatte und 15 Jahre lang (bis 2007) Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt war. Haderlap kam 1961 in Bad Eisenkappel zur Welt. Nach ihren Studien der Theaterwissenschaften und der Deutschen Philologie promovierte sie 1988 an der Uni Wien. Sie gilt als die bedeutendste lyrische Stimme unter den slowenisch schreibenden Österreicherinnen. Für ihre Werke erhielt sie - schon vor dem Bachmann-Preis - zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Hubert-Burda-Preis und den Frauenkulturpreis des Landes Kärnten für Literatur.

Haderlap erzählt die Geschichte eines Mädchens, einer Familie und zugleich der Volksgruppe. Erinnert wird eine Kindheit in Südkärnten. Überaus sinnlich beschwört die Autorin die Gerüche des Sommers herauf, die Kochkünste der Großmutter, die Streitigkeiten der Eltern und die Eigenarten der Nachbarn. Erzählt wird von dem täglichen Versuch eines heranwachsenden Mädchens, ihre Familie und die Menschen in ihrer Umgebung zu verstehen. Zwar ist der Krieg vorbei, aber in den Köpfen der slowenischen Minderheit, zu der die Familie gehört, ist er noch allgegenwärtig. In den Wald zu gehen hieß eben "nicht nur Bäume zu fällen, zu jagen oder Pilze zu sammeln".

Der Roman von Maja Haderlap könne als Spiegelbild der Zeit gewertet werden. Sie habe gerade im historischen Jahr der Lösung der Kärntner Ortstafelfrage ein für die Volksgruppe, für Kärnten aber auch für die literarische Welt außergewöhnliches Werk geschaffen. Dafür und für ihr schriftstellerisches Engagement gebühre ihr großer Respekt, hatte der Landeshauptmann anlässlich der Buchveröffentlichung und im Hinblick auf die Ortstafellösung im Vorjahr gesagt.
     
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