Heinz Schaden legt dem Vergessen einen Stolperstein in den Weg   

erstellt am
23. 03. 12

Bürgermeister übernimmt Patenschaft zur Erinnerung an Adolf Aaron Weiss
Salzburg (stadt) - Bis zum Abend des 23.03. werden es in Salzburg 168 sein: 168 Stolpersteine, die in die Gehsteige der Stadt eingelassen sind und an die Schicksale von 168 Menschen in dieser Stadt erinnern, die als Opfer der Nazis zu Tode kamen. Adolf Aaron Weiss war einer diese Salzburger. Bürgermeister Heinz Schaden hat die Patenschaft für den Stolperstein an dem Ort übernommen, wo Weiss zuletzt zu Hause gewesen war. Seit dem Vormittag erzählt der Stein vor dem Haus Vierthalerstraße 5 auf seiner Messingoberfläche vom Leben und Tod des Adolf Aaron Weiss:

Geboren 1874 im ungarischen Komitat Neutra der damaligen Habsburgermonarchie, zog er 1903 nach Salzburg und wurde Geschäftsleiter im Kleiderhaus „Zum Matrosen“ am Mirabellplatz. Glaubensjude blieb Adolf Aaron Weiss auch, als er 1934 seine katholische Lebensgefährtin Anna in Zivilehe heiratete. Die Nationalsozialisten verboten ihm seine Arbeit, zwangen ihn zum Tragen des Judensterns, kennzeichneten sein Haus damit und entzogen ihm Schritt für Schritt sämtliche Lebensgrundlagen, weil er mit der „Judenkarte“ systematisch von der Lebensmittelzuteilung ausgeschlossen wurde. 1944 starb Adolf Aaron Weiss 70-jährig an Unterernährung.

„Man hat den Mann über Jahre zu Tode gefoltert“, sagte Bürgermeister Heinz Schaden bei der Verlegung des Stolpersteins. Und das Schicksal von Adolf Aaron Weiss erinnere ihn an die Novelle „Mein ist die Rache“, die von einem KZ-Chef erzählt, der die Häftlinge zu Tode brachte, indem er sie systematisch in den Selbstmord trieb. Die Patenschaft für Weiss’ Stolperstein hat Heinz Schaden als „Nachbar von heute“ in der Vierthalerstraße übernommen, und weil er erfahren habe, „dass hier zur Nazi-Zeit besonders viele Hakenkreuzfahnen an den Häusern hingen.“

Die Stadt Salzburg unterstützt das zivilgesellschaftliche „Projekt Stolpersteine“ seit dem Beginn im Jahr 2007. Seit 2009 betreibt sie zudem das breit angelegte Aufarbeitungsprojekt „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“. Unter Projektleitung des Hauses der Stadtgeschichte werden in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg die Entwicklung, Entfaltung und Nachwirkung des Nationalsozialismus in der Stadt Salzburg untersucht, dokumentiert und öffentlich gemacht. Im September 2012 startet die vierte öffentliche Vortragsreihe im Rahmen des Projekts, die sich dem Themenschwerpunkt „Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung – Anpassung – Resistenz“ widmen wird.

Das Projekt Stolpersteine richtet sich gegen das Vergessen. Es will die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten.
     
Informationen: http://www.stolpersteine-salzburg.at    
     
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