Leitl: SVA startet erste Urbefragung aller Versicherten in der Geschichte der Sozialversicherung   

erstellt am
22. 03. 12

Beiträge minus 30 Prozent umgesetzt, Krankengeld für Selbständige bis Sommer
Wien (pwk) - "Uns geht es um die soziale Absicherung von Selbständigen - sie leisten viel und dürfen nicht alleine dastehen, wenn es einmal hart auf hart kommt", sagte SVA-Obmann Christoph Leitl am 22.03. bei einer Pressekonferenz, bei der ein weiteres Novum in der österreichischen Sozialversicherung vorgestellt wurde. Seit Jänner 2012 setzt die SVA als erste Sozialversicherung auf Prävention und Vorsorge, nun ist sie der erste Versicherungsträger, der aktiv auf die Versicherten zugeht und nach den Anforderungen an die soziale Absicherung von morgen fragt.

"Das österreichische Unternehmertum entwickelt sich jeden Tag weiter - genauso dynamisch muss deren Sozialversicherung folgen. Neue Formen der Selbständigkeit verlangen neue Formen der sozialen Absicherung und hier ist der Gesetzgeber gefordert. Wir brauchen nichts von der Politik, was Geld kostet - die SVA finanziert sich selbst und will nicht am Tropf hängen wie andere Träger. Aber wir brauchen die gesetzliche Rahmenbedingungen, um handeln zu können", so Leitl, und weiter: "Wir sehen uns als Interessenvertreter unserer Versicherten, stehen im Dialog mit verschiedenen Initiativen und wir wollen noch einen Schritt weitergehen - indem wir als erste Sozialversicherung eine Befragung aller Versicherten durchführen."

Peter McDonald, stv. Obmann der SVA, skizzierte, in welche Richtung es geht. In den vergangenen Jahren habe die SVA viel für die Versicherten erreicht, u.a. eine Senkung der Beiträge um 30 Prozent für Unternehmer mit kleinen Einkommen, die freiwillige Arbeitslosenversicherung, die Einrichtung eines Unterstützungsfonds oder die Umsetzung einer Steuerbegünstigung des 13. und 14. Gehalts aus dem Bereich der Unselbständigen, die seit 2010 auch für Selbständige gilt.

"Der nächste Meilenstein ist die Einführung eines Krankengeld-Modells für Selbständige." Dieses Modell solle schon bis zum Sommer umgesetzt werden. Die weiteren Themen, die man gerade mit Gesundheits- und Sozialministerium verhandelt seien vielfältig: "Wir brauchen flexiblere Regelungen, um im Fall von Zahlungsschwierigkeiten unnötige Härten vermeiden zu können. Derzeit sind unsere gesetzlichen Vorgaben sehr rigoros und bedeuten vor allem für kleine und kleinste Unternehmen eine große Belastung", so McDonald. "Die nächsten Meilensteine sind für uns die Einrichtung eines Härtefonds, die Angleichung des Wochengeldes an das von Arbeitnehmerinnen sowie eine Wahlmöglichkeit in der Berechnung der Beiträge."

Eine völlige Abkehr von Selbstbehalten als Teil der Finanzierungsbasis wäre hingegen verbunden mit einer 20-prozentigen Anhebung der Krankenversicherungsbeiträge. McDonald: "Bei allen Forderungen, die nun diskutiert werden, ist zu beachten, dass die nachhaltige Finanzierbarkeit der sozialen Leistungen für Selbständigen durch die SVA gesichert bleiben muss. Man kann nicht mehr ausgeben, als man hat, ohne ins Finanzdebakel zu schlittern wie das einige Gebietskrankenkassen vorgemacht haben." Der stellvertretende SVA-Obmann rechnete vor, dass allein die Budgetbeschlüsse 2011 und 2012 der SVA 135 Mio Euro entziehen würden. Die Versicherten treffe das Konsolidierungspaket der Bundesregierung mit 380 Mio Euro vor allem durch Erhöhung des Beitragssatzes in der Pensionsversicherung. "Wir haben deshalb eine Alternative erarbeitet, die als Kern eine Flexibilisierung der Befreiungs- und Reduzierungsmöglichkeiten für Selbständige mit geringen Einkünften hat."

Die Befragung sei nun wichtig, um zu hören, wo die Unternehmer der Schuh noch drückt und wo Reformbedarf besteht. In den kommenden Wochen bis April werde die Fragestellung mit allen politischen Fraktionen, bis November sollen die Ergebnisse vorliegen und die Umsetzung noch Ende des Jahres starten.

Obmann-Stellvertreter Wilhelm Turecek skizzierte abschließend Daten und Fakten zur Struktur der SVA Versichertengemeinschaft. "Derzeit sind 315.721 Kammermitglieder bei der SVA versichert, davon 42.609 neue Selbständige und 21.220 Freiberufler. Insgesamt stellen EPU's (Ein-Personen-Unternehmen) mit 56 Prozent bereits die größte Versichertengruppe", so Turecek. "Bei einem Viertel der EPU's machte der Umsatz 2010 zwischen 10.000 und 30.000 Euro aus, 14 Prozent konnten einen Jahresumsatz von mehr als 100.000 Euro erwirtschaften. Ein Fünftel aller befragten hauptberuflichen EPU's erzielte im Jahr 2010 einen Jahresumsatz von weniger als 10.000 Euro. Hier gibt es jedoch in vielen Fällen zusätzliche Einkünfte." 43 Prozent der EPU's seien weiblich, das Durchschnittsalter liege bei 43,9 Jahren und für die Mehrheit der EPU stehe Selbstverwirklichung und das Streben nach flexiblen Arbeitszeitmodellen im Vordergrund.

Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft
Die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) ist der Sozialversicherungsträger für Österreichs Unternehmerinnen und Unternehmer. In ihrer Zuständigkeit für die gesetzliche Krankenversicherung der Selbständigen betreut die SVA rund 700.000 Anspruchsberechtigte (davon 340.000 Aktive, 130.000 Pensionisten und 230.000 Angehörige), in ihrer Zuständigkeit für die gesetzliche Pensionsversicherung 360.000 Anspruchsberechtigte (300.000 Gewerbetreibende und 60.000 Freiberufler).

Als modernes Dienstleistungsunternehmen setzt die SVA auf Kundennähe, effiziente, schlanke Verwaltung und Aktionen wie "Fit zu mehr Erfolg" und den einzigartigen "SVA-Gesundheitshunderter", welche den Versicherten Motivation zur aktiven Prävention geben.
     
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