Krainer-Preise 2012 für Mitterhammer und Santner   

erstellt am
20. 03. 12

Acht Persönlichkeiten in der Aula der Alten Universität ausgezeichnet
Graz (lk) - Acht überaus anerkannte Persönlichkeiten, die in unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen sowie auf der Bühne oder in der Wirtschaft ihre Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten, sind seit dem Abend des 19.03. offiziell Träger der Josef Krainer-Preise 2012.

Im Mittelpunkt der Feierstunde in der Aula der Alten Universität standen der Grazer Pathologe Helmut Denk, die Film-, Fernseh- und Bühnenschauspielerin Marion Mitterhammer, der Unternehmer Friedrich Santner, die Historikerin und Kriegsfolgenforscherin Barbara Stelzl-Marx sowie vier aufstrebende junge Wissenschafter, die die Josef Krainer-Förderungspreise erhielten. Die Preisübergabe nahmen Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und Gerald Schöpfer, Obmann des „Josef Krainer-Gedenkwerks", vor.

Wie LH-Stv. Schützenhöfer, der Gastgeber der Feierstunde, in seinen Gratulationsworten unterstrich, „sind wir stolz auf Sie - ihre Persönlichkeiten machen neben anderen den Vorsprung eines Landes aus. Diesen dürfen wir nicht verspielen." Denn auch der „Landesvater" Josef Krainer senior sei immer ein Vordenker und Visionär gewesen - ihm habe die Steiermark ihren heutigen Wohlstand zu verdanken. „Dieser Geist von Josef Krainer kann Ihnen und uns hier in der Reformpartnerschaft helfen. Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar - man muss sie nur erklären können", betonte Schützenhöfer abschließend.

Zu Beginn der Feierstunde begrüßte Gedenkwerk-Obmann Gerald Schöpfer zunächst LH a. D. Josef Krainer, seinen Bruder Heinz, sowie weitere Familienmitglieder. Am Festakt nahmen unter anderem Wissenschaftslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder, LH a. D. Waltraud Klasnic, Bundesminister a. D. Ruth Feldgrill-Zankel, der frühere Bundesratspräsident Herwig Hösele und die Ex-Landtagspräsidenten Franz Hasiba, Reinhold Purr und Walburga Beutl teil. Aber auch die früheren Landesräte Josef Gruber, Hermann Schaller, Kurt Jungwirth und der ehemalige Grazer Bürgermeister Alfred Stingl erwiesen den Ausgezeichneten die Ehre.

em. Univ.-Prof. Dr. Helmut Denk
Der in Scheibbs geborene, später Pathologe promovierte an der Universität Wien 1964 „sub auspiciis praesidentis". Nach der Habilitation in Allgemeiner und Experimenteller Pathologie sowie Pathologischer Anatomie nahm er 1974/75 eine Gastprofessur am Pharmakologischen Institut der Yale University in New Haven (USA) an. Von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 war er ordentlicher Universitätsprofessor für Pathologische Anatomie und Vorstand des Instituts für Pathologie der Medizinischen Universität Graz, mit einem Team von rund 120 Mitarbeitern. Seit vielen Jahren liegt das Schwergewicht seiner wissenschaftlichen Arbeit auf pathologischen Veränderungen der Leberzellen. Die Form von „Mallory-Denk"- Einschlusskörpern in Leberzellen findet sich bei einer Reihe von schweren chronischen Lebererkrankungen, Ähnliches lässt sich auch bei chronisch-degenerativen Erkrankungen des Zentralnervensystems nachweisen (z.B. bei Morbus Alzheimer). Mit drei Kollegen gründete Denk 2001 das Grazer Biotech-Unternehmen Oridis Biomed als einen Spin-off der Medizinischen Universität Graz. Das Unternehmen erforscht Herkunft und Entstehung von Krankheiten mit dem Fokus auf Stoffwechselerkrankungen der Leber. Seit 2009 hat er nun das Amt des Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften inne. Er verantwortet dabei insgesamt 64 Forschungseinrichtungen an zehn Standorten in Österreich - davon drei in der Steiermark - mit in Summe etwa 1100 MitarbeiterInnen.

Marion Mitterhammer
Die in Bruck an der Mur geborene Schauspielerin und Charakterdarstellerin erhielt ihre ersten Engagements am Theater Baden-Baden und den Salzburger Festspielen, wo sie mit den Regisseuren Jürgen Flimm und Thomas Langhoff zusammenarbeitete. 1990 ging sie an der Seite von Götz George auf Theatertournee mit einer Produktion von Tschechows Platonow. Es folgten zwei Jahre am Theater in der Josefstadt in Wien; dort spielte sie u.a. unter der Regie von Otto Schenk und Harald Clemen. Fürs Fernsehen stand sie erstmals in der Serie „Salzbaron" vor der Kamera. Zudem spielte sie im Film „Klimt" die Schwester des porträtierten Jugendstilmalers an der Seite von John Malkovich. 2008 führte sie ihr Weg wieder ans Theater und sie spielte unter der Regie von Ulrike Maack die Rolle einer amerikanischen Kriegsberichterstatterin im Stück „Zeitfenster" an den Hamburger Kammerspielen. Zu ihren Projekten der jüngeren Zeit gehören u.a. David Schalkos neuester Film „Wie man leben soll" und Marie Kreutzers „Die Vaterlosen". Letzterer wurde mit dem Großen Diagonale-Preis als „Bester österreichischer Kinospielfilm 2010/2011" ausgezeichnet. Mitterhammer selbst bekam den Diagonale-Schauspielpreis.

Dr. Friedrich Santner
Er trat 1986 in das Familienunternehmen Anton Paar ein. Als Leiter der Abteilungen Marketing und Vertrieb und später als Geschäftsführer ausländischer Tochterunternehmen der Anton Paar GmbH baute er systematisch ein internationales Vertriebsnetz auf. 1997 wurde er schließlich Geschäftsführer der Anton Paar GmbH. Das Unternehmen ist federführend in wissenschaftlicher Messtechnik, z.B. auf dem Gebiet der Dichte- und Konzentrationsmessung oder in der Bestimmung von gelöstem CO2. Der Konzern ist seit dem letzten Zukauf mit einer Belegschaft von fast 1.500 MitarbeiterInnen mittlerweile mit 17 Tochterunternehmen und 110 Vertriebspartnern in mehr als 80 Ländern weltweit aktiv. Der Großteil der Entwicklung und Produktion der Anton Paar GmbH findet in Graz statt, die Exportquote beträgt etwa 95%. Rund ein Fünftel des Umsatzes - dieser betrug im Jahr 2010 140 Millionen Euro - wird jährlich in Forschung und Entwicklung investiert. Aber auch über das eigene Unternehmen hinaus ist Friedrich Santner sehr aktiv. So gehört er seit 2007 dem Aufsichtsrat der Styria Media Group an und wurde im Vorjahr dessen Vorsitzender. Seit 2008 hat er einen Sitz im Verwaltungsrat der Metrohm AG in der Schweiz und ist seit 2010 Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Verwaltungssparkasse. Auch sein Engagement als Aufsichtsrat beim SK Sturm Graz sei erwähnt.


Würdigungspreis 2012

Doz. Mag. Dr. Barbara Stelzl-Marx
Sie studierte Geschichte, Anglistik/Amerikanistik und Slawistik an der Karl-Franzens-Universität Graz sowie an den Universitäten Oxford, Wolgograd und an der Stanford University. Fragen des Kalten Kriegs, der Sowjetischen Besatzung in Österreich 1945-1955 und der Sozial- und Kulturgeschichte des Stalinismus bilden bis heute ihre wesentlichen Forschungsschwerpunkte, auch am Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz. Seit 2002 ist die Autorin von mehr als 100 Fachbeiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden und (Mit-)Herausgeberin zahlreicher Publikationen, stellvertretende Leiterin des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung; seit 2005 ist sie zudem als Lehrbeauftragte an der Karl-Franzens-Universität Graz tätig. Darüber hinaus ist Stelzl-Marx Vizepräsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission; Schriftführerin der Österreichisch-Russischen Historiker-Kommission. So war sie zuletzt wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts „Der Wiener Gipfel 1961: Kennedy - Chrušc(ev" und leitet seit vergangenen Oktober das vom Österreichischen Zukunftsfonds geförderte Forschungsprojekt „Besatzungskinder in Österreich".


Förderungspreis 2012

Dipl.-Pflegepädagogin Dr. Juliane Eichhorn-Kissel
Das Diplomstudium der Pflegepädagogik absolvierte sie in Berlin an der Charitée-Universitätsmedizin-Klinik. 2006 verschlug es Juliane Eichhorn-Kissel schließlich in die schöne Steiermark, wo sie - nun wohnhaft in Kumberg - ihre Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am damals neu gegründeten Institut für Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität Graz begann. Bereits 2009 stieg sie zur stellvertretenden Institutsleiterin für den Bereich Lehre auf. Im Vorjahr konnte sie dieses Studium, als Erste überhaupt, mit ausgezeichnetem Erfolg abschließen und bekam dazu feierlich den Titel „Doctor rerum curae" verliehen. Ihre Dissertation mit dem Titel „The Care Dependency Scale for Rehabilitation" beschäftigt sich mit der Messung und Beurteilung von Pflegeabhängigkeit durch die sogenannte Pflegeabhängigkeitsskala in der Rehabilitation.

Mag. Dr. Irene Holzer
2007 schloss Irene Holzer ihr musikwissenschaftliches Studium 2007 ebenfalls in ausgezeichneter Weise ab und erhielt für ihre Diplomarbeit unter anderem den Förderpreis des Erzbischof Rohracher-Studienfonds. Ende 2010 erhielt sie das Doktorrat aus Musikwissenschaft „sub auspiciis praesidentis" an der Universität Salzburg. Erst kürzlich wurde sie für ihre Dissertation mit dem Titel „La santa unione de le note" mit dem Dr. Maria Schaumayer-Stiftungspreis ausgezeichnet. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich in exzellenter Weise mit der analytisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung der kompositorischen Verfahren in neun Messen des Komponisten Adrian Willaert, dessen Todestag sich heuer übrigens zum 450. Mal jährt.

Dipl.-Ing, Dr. Markus Pötsch
Er studierte Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Geotechnik an der Universität Graz. Mit seiner Dissertation „The analysis of rotational and sliding modes of failure for slopes, foundations, and underground structures in blocky, hard rock" legte Pötsch den Grundstein für eine vollständige Analyse und Bemessung von Stützungsmaßnahmen aller potentiell gefährlichen Felsblöcke einer Felsböschung bzw. eines Untertagebauwerks mit einer einzelnen Geländeaufnahme in Echtzeit. Die Arbeit integriert eigene Untersuchungen und geeignete, sorgfältig recherchierte Ansätze aus der Fachliteratur, um daraus eine umfassende und generalisierte Methode für die Planung standsicherer Bau- und Abbautätigkeiten in klüftigem Gebirge zu generieren. Er verfasste inzwischen mehr als 15 einschlägige wissenschaftliche Beiträge.

Mag. Dr. Eva Tscherner
Europarecht im weitesten Sinn stand schon im Zentrum ihrer Diplomarbeit: „Besitzbegriff und Besitzschutz in Österreich und Frankreich". Ein Halbjahres-Praktikum beim EU-Abgeordneten und ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas vervollständigte ihre Zeit in Straßburg. Zu einem einmonatigen Vortrags- und Forschungsaufenthalt am Zentrum für Arbeitsbeziehungen und Arbeitsrecht der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Die Thematik ihrer Dissertation Arbeit betrifft das „Internationale Privatrecht in Arbeitsbeziehungen und europäische Grundfreiheiten" mit Fokus auf die nationale sowie europäische Rechtslage für grenzüberschreitende Arbeitsbeziehungen. Die Arbeit gibt einen umfassenden Überblick über die weitreichenden Auswirkungen von spezifischen EuGH-Entscheidungen auf das Europarecht sowie die nationalen Privatrechtsordnungen.
     
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