Ausgezeichnete Wissenschafterinnen   

erstellt am
20. 03. 12

Josef Krainer-Preise für Zeithistorikerin und Juristin der Uni Graz
Graz (universität) - In der Aula der Alten Universität in Graz wurden am 19. März 2012 die Josef Krainer-Preise für herausragende soziale und wissenschaftlich-publizistische Leistungen verliehen. Unter den Ausgezeichneten, die von Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer und O.Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Obmann des „Josef Krainer – Steirischen Gedenkwerkes“, die Preise überreicht bekamen, waren auch zwei Wissenschafterinnen der Karl-Franzens-Universität Graz. Die Zeithistorikerin Priv.-Doz. Dr. Barbara Stelzl-Marx erhielt für ihre Publikation „Stalins Soldaten in Österreich“ den Josef Krainer Würdigungspreis 2012, ein Josef Krainer Förderungspreis ging an die Juristin Dr. Eva Tscherner.

Als eine der beeindruckendsten Arbeiten der österreichischen Zeitgeschichte bezeichnete ein unabhängiges Expertengutachten die Habilitationsschrift von Barbara Stelzl-Marx, die Anfang Mai 2012 unter dem Titel „Stalins Soldaten in Österreich. Die Innensicht der sowjetischen Besatzung 1945-1955“ im Oldenburg-Böhlau-Verlag erscheinen wird. Die Historikerin arbeitet darin erstmals systematisch die Geschichte sowjetischer Besatzungsangehöriger auf, von denen in der Zeit zwischen 1945 und 1955 mehrere Hunderttausend in Österreich stationiert waren. Auf Basis von Archivdokumenten, Armeezeitungen, Interviews, Fotografien, Dokumentarfilmen und Memoiren zeigt Stelzl-Marx detailliert, wie das Kriegsende und die Besatzungszeit wahrgenommen wurden, und lässt dabei die individuellen Erlebnisse von Armeeangehören und das Alltagsleben in den Kasernen lebendig werden. Die LeserInnen erfahren zum Beispiel, wie man mit verbotenen Liebesbeziehungen umging oder wie verschiedene Vergehen bestraft wurden. Für dieses Werk, mit dem sich die Historikerin 2010 an der Karl-Franzens-Universität Graz für das Fach Zeitgeschichte habilitierte und das im Rahmen eines APART-Stipendiums der Österreichischen Akademie der Wissenschaften entstanden war, erhielt die Wissenschafterin den Josef Krainer Würdigungspreis 2012.

Stelzl-Marx ist neben ihrer Lehrtätigkeit an der Uni Graz stellvertretende Leiterin des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung, Vizepräsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission und Schriftführerin der Österreichisch-Russischen Historiker-Kommission. Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben der sowjetischen Besatzung in Österreich 1945-1955 auch Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit im Dritten Reich und in der Sowjetunion und Fragen des Kalten Kriegs wie der Wiener Gipfel 1961. Derzeit leitet die Wissenschafterin das vom Österreichischen Zukunftsfonds geförderte Forschungsprojekt „Besatzungskinder in Österreich“. Im Jahr 2000 wurde bereits Stelzl-Marx‘ Dissertation über „Amerikanische und sowjetische Kriegsgefangene in deutscher Hand“ mit dem Josef Krainer-Förderungspreis prämiert.

Dieses Jahr ging einer der Josef Krainer-Förderungspreise an eine junge Juristin der Karl-Franzens-Universität Graz. Eva Tscherner erhielt die Auszeichnung für ihre Dissertation zum Thema „Das internationale Privatrecht in Arbeitsbeziehungen und europäische Grundfreiheiten“ mit Fokus auf die nationale sowie europäische Rechtslage für grenzüberschreitende Arbeitsbeziehungen. Sie gibt darin einen umfassenden Überblick über weitreichende Auswirkungen von EuGH-Entscheidungen auf das Europarecht ebenso wie auf die nationalen Privatrechtsordnungen. Damit hat sie ein Standardwerk zum rechtlichen Verhältnis von Wirtschafts- und Sozialpolitik im europäischen Kontext geschaffen. Eine Leistung, die der Doktorarbeit bereits mehrere Auszeichnungen einbrachte, unter anderem einen „Award of Excellence 2011“ des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.

Eva Tscherner war bereits vier Jahre lang als Universitätsassistentin am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht der Uni Graz tätig und wird nach Abschluss ihrer Gerichtspraxis ab April 2012 am oben genannten Institut als Assistenzprofessorin lehren und forschen.
     
Informationen: http://www.bik.ac.at    
     
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