Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern   

erstellt am
04. 04. 12

Von 12. April bis 12. August 2012 im Wien Museum am Karlsplatz
Wien (wien museum) - Der Sommer 1976 ist heiß. Mit der Besetzung der "Arena", des ehemaligen Auslandschlachthofes in St. Marx, beginnt ein "Happening der 100 Tage", das Wien aufrüttelt. Erstmals treten neue politische und gegenkulturelle Bewegungen in den Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit.

Hier, jetzt und für alle!
"Die Arena-Besetzung war unser 1968", erinnert sich eine Besetzerin, "ein anarchischer Freiraum, der Energien und Fantasien freisetzte". Gefordert wird ein selbstverwaltetes Kulturzentrum ohne Bevormundung, und zwar "Hier, jetzt und für alle!". Die Konfrontation ist grundlegend, radikal werden die politischen Verhältnisse in Frage gestellt: Wem gehört die Stadt? Wer bestimmt? Was ist Kultur? In St. Marx werden über drei Monate lang Basisdemokratie und das Konzept einer offenen Gesellschaft erprobt, ehe das Experiment gestoppt und das Areal demoliert wird.

Schon vor der "Arena" kam es in Wien zu Kämpfen gegen eine Stadtpolitik, die Fortschritt mit Abrissbirne und Beton gleichsetzt. Im abgewohnten Spittelberg-Viertel setzen sich Architekten und Intellektuelle, aber auch Jugendliche aus der Subkultur gegen Abriss und Nobelsanierung zur Wehr. Das "Amerlinghaus" wird besetzt und nach langwierigen Verhandlungen 1978 zum ersten selbstverwalteten Kulturzentrum der Stadt.

Rasenfreiheit und Hausbesetzungen
Der Protest verschärft sich um 1980. Im Burggarten demonstriert man für "Rasenfreiheit", Hausbesetzungen folgen. Unter dem Eindruck der "Jugendkrawalle" in Zürich reagiert die Stadt. Sie gesteht die "neue" Arena im ehemaligen Inlandsschlachthof zu, im 9. Bezirk entsteht das WUK (Werkstätten und Kulturhaus), in der Gassergasse ein autonome Kultur- und Kommunikationszentrum mit Werkstätten, Proberäumen und eine Alternativschule. Dieses wird nach zwei Jahren wegen Anrainerbeschwerden und Vorwürfen des Drogenmissbrauchs gewaltsam geräumt. Ein Teil der Aktivisten wechselt in den 6. Bezirk und lebt in der Aegidigasse/Spalowskygasse in alternativen Hausgemeinschaften. Auch hier kommt es zu einem gewaltsamen Ende. 1990 wird das Ernst- Kirchweger-Haus in Favoriten besetzt, wo die Forderung nach Selbstverwaltung bis heute Platz gefunden hat.

Die Ausstellung stellt Fragen nach den politischen Visionen und Erfolgen der BesetzerInnen verschiedener Generationen und ihres Anspruchs auf eine andere Stadt. Sie fragt nach der Aktualität der Forderungen und behandelt auch die Mühen ihrer praktischen Umsetzung, die Taktiken der Konfliktparteien sowie die Rolle der Medien.
     
Informationen: http://www.wienmuseum.at    
     
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