Kärnten plant Medizin-Uni in Klagenfurt   

erstellt am
03. 04. 12

Bildungsreferent LHStv. Scheuch: Große bildungspolitische Chance für Kärnten
Klagenfurt (lpd) - Das Land Kärnten plant eine medizinische Humanuniversität in Klagenfurt. Das gab Bildungsreferent LHStv. Uwe Scheuch am 02.04. im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit den Projektpartnern der Sigmund Freud Privatuniversität bekannt. "Eine Medizin-Uni in Klagenfurt wäre eine große Chance für die jungen Leute, aber auch für das Land Kärnten, weil sie Perspektiven schafft. Man darf nicht vergessen, dass sich jährlich 7.500 Personen für einen Medizin-Studienplatz in Österreich bewerben, es aber derzeit österreichweit nur 1.400 Studienplätze gibt. Über 650 Kärntnerinnen und Kärntner studieren Medizin in Wien, Graz, Innsbruck oder Salzburg. Die neue medizinische Fakultät würde Studierende aus Kärnten aber auch aus anderen Bundesländern und Ländern ansprechen. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt der neuen Universität wäre dadurch die Forcierung der Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte.

Aber auch viele andere Aspekte würden für eine Medizinische Universität in Klagenfurt sprechen, führt Scheuch weiter aus. Das Klinikum Klagenfurt sei ein sehr modernes, innovatives Unternehmen, dem eine Kompetenzsteigerung im Bereich Lehre und Forschung gelingen würde. Der Standort Klagenfurt sei eine zentrale Drehscheibe im Alpen-Adria-Bereich und könnte dies dann auch bildungspolitisch verwerten. Und nicht zuletzt stelle der drohende Ärztemangel einen weiteren Anreiz dar, in Klagenfurt ein umfassendes medizinisches Angebot zusätzlich zu den schon vorhandenen Bereichen zu etablieren. "Der Letter of Intent" ist unterschrieben, jetzt heißt es, die Detailplanung bezüglich Standort, Finanzierung, Kooperation und Organisation voranzutreiben. Das Ziel ist ambitioniert, aber eine Medizin-Universität in Kärnten hätte eine große wissenschaftliche, wirtschaftliche und bildungspolitische Bedeutung für Kärnten und für ganz Österreich. Aber auch international hat diese Idee eine bedeutende Anziehungskraft. Wir könnten damit einerseits gut ausgebildeten Kärntnerinnen und Kärntnern in der Heimat ein attraktives Bildungsangebot bieten und damit der Abwanderung von jungen Menschen in andere Bundesländer entgegenwirken", führte Scheuch aus. Mit dem geplanten Fördersystem durch Stipendien auf Leistungsbasis sei außerdem auch die soziale Komponente berücksichtigt und eine Medizin-Universität für alle interessierten Kärntnerinnen und Kärntner garantiert.

Auch Soziallandesrat Christian Ragger betonte die grenzüberschreitende Bedeutung dieses Projekts: "Wir wollen ein anderes, ein neues Bild von Kärnten zeichnen. Wir stehen für eine innovative, international orientierte Politik, die Probleme löst und Perspektiven schafft - wie schon bei der Ortstafellösung. Es haben auch schon erste Abklärungsgespräche mit Südtirol, Italien und in Slowenien stattgefunden, um eventuelle Kooperationen mit unserer Med-Uni abzuklären. Schließlich gibt uns der geschlossene Campus am KABEG-Areal eine einmalige Gelegenheit, auf eine geschlossene Ausbildungskette mit der Med-Uni an der Spitze."

"Das Engagement der Kärntner Landesregierung freut mich sehr und ist äußerst konstruktiv. Wir beschäftigen uns als Sigmund Freud Privatuniversität ja schon seit Jahren mit dieser Materie und sehen bei der Gründung einer Medizinischen Universität in Klagenfurt nur positive Seiten und kein einziges negatives Argument. Ärzteschaft und Management in der KABEG stehen dem Projekt positiv gegenüber und für junge Kärntnerinnen und Kärntner wäre so ein Institut besonders wichtig, weil sie ihren gewünschten Bildungsweg in ihrer Heimat verfolgen könnten. Das Budget wird sich - wie schon bisher bei uns so üblich - aus Studien- und Forschungsgeldern als Basis zusammensetzen", führte Alfred Pritz, Rektor und Gründungsmitglied der Sigmund Freud Privatuniversität, aus. Die Siegmund Freud Universität ist die größte Privatuniversität Österreichs und möchte nach Ihren Engagements in Wien und Paris nun auch in Klagenfurt tätig werden.

"Die Etablierung einer Medizinischen Universität in Klagenfurt würde eine wesentliche, mehrfache Bereicherung des Klinikums Klagenfurt darstellen: Die akademische Ausrichtung würde zu einer deutlichen Steigerung der Attraktivität des Klinikums für Ärztinnen und Ärzte führen, die medizinische Versorgung der Patienten könnte nochmals optimiert werden und die Region könnte vom Zuzug von Studierenden profitieren. Letztendlich würde durch die Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern in Klagenfurt dem für die nächsten Jahre zu erwartenden Ärztemangel vorgebeugt werden", so Klaus Hausegger, Koordinator des Universitätsprojekts und leitendes Mitglied des Primarärzte-Kollegiums am Klinikum Klagenfurt. Zusätzlich dazu würden dem Klinikum Klagenfurt durch die neu geschaffene Möglichkeit zur Forschung auf internationalem Universitäts-Niveau neue Entwicklungspotentiale basierend auf dem bereits vor Ort in hervorragender Weise vorhandenen Expertenwissen der Primar- und Oberärzten eröffnet.

Bernd Stöckl, Ärztlicher Leiter am Klinikum Klagenfurt, verwies ebenfalls auf die bereits gute bestehende Standortinfrastruktur und die großen Chancen, Synergien zu nutzen. "Die KABEG-Direktion und die Ärzte befürworten das Projekt. Viele von uns sind schon jetzt in der Lehre tätig und Klagenfurt ist auch jetzt schon ein Lehrkrankenhaus für Graz und Innsbruck. Letztendlich ist hier vor Ort alles - von der Kompetenz über das Personal bis zu den Räumlichkeiten - vorhanden. Die Gründung dieser Privatuniversität wäre der letzte noch notwendige Schritt zum akademischen Universitätsstandard."

Friederike Seiler, Projektleiterin der Sigmund Freud Privatuniversität Wien, lobte die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Klinikum Klagenfurt und Land Kärnten. "Hier wird sehr kompetent und nachhaltig an der Umsetzung der gemeinsamen Projektidee gearbeitet. Die Sigmund Freud Universität hat als Privatuni große Kompetenz und in Klagenfurt gibt es das medizinische Know-how und eine tolle geographische Lage. Der Weg zur Umsetzung ist zwar noch lang, letztendlich sprechen aber alle Faktoren für die Medizin-Uni in Klagenfurt", so Seiler.

Bildungsreferent Scheuch verwies noch auf die nächsten Schritte. "Es wird vom Land Kärnten eine Anschubfinanzierung für die Infrastruktur geben, aber weder für uns noch für die KABEG darf es Zusatzkosten aus dem laufenden Betrieb geben. Wir werden jetzt diese Details und jene des geplanten sozialen Stipendiensystems ausarbeiten, eventuell gemeinsam mit Banken als skandinavisches Modell mit einer Vorfinanzierung für sozial schwächere Studenten, gleichzeitig wird die Akkreditierung vorbereitet, und bis zum Herbst 2013 muss alles stehen", erklärte er. Die Siegmund Freud Privatuniversität wird in Abstimmung mit dem Land und der KABEG die Akkreditierungsunterlagen in den nächsten Monaten erarbeiten, der Akkreditierungsantrag sollte dann im Herbst 2012 eingereicht werden.
     
zurück