Milchwirtschaft: 2011 war Jahr der Stabilisierung   

erstellt am
03. 04. 12

Umsatzplus von 6 Prozent aber Halbierung des EGT - neuer Export-Rekordwert
Wien (pwk) - "2011 war für die österreichische Milchwirtschaft ein Jahr weiterer Stabilisierung. Aufgrund der festen Vorgaben vom EU- und Weltmarkt konnten die Molkereien die Milchauszahlungspreise in Österreich bei gestiegener Anlieferung erhöhen und damit zu einer notwendigen Verbesserung der bäuerlichen Einkommen beitragen", betonte der Direktor der Präsident der Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter, Helmut Petschar, am 03.04. im Rahmen der Jahrespressekonferenz in Wien. Der Wehrmutstropfen: Die Molkereien selbst verdienten deutlich weniger. Bei den Exporten konnte ein Rekordwert erzielt werden, gleichzeitig stiegen die Importe. Zuletzt erfolgten bei den internationalen Notierungen einige Preiskorrekturen, die auch in Österreich Auswirkung zeigten. Für 2012 rechnet die VÖM mit weiteren Preiskorrekturen. Angesichts der nach wie vor fundamental guten Absatzlage in Europa und auf den internationalen Märkten ist derzeit die weitere Marktentwicklung spannend. Ziel ist es, den Durchschnittspreis für Erzeugermilch aus 2011 zu halten. Die Erzeugerpreise lagen in der ersten 2 Monaten 2012 bei durchschnittlich 41,58 Cent/kg (natürliche Inhaltsstoffe, inkl. Steuern) und damit um 6,7 Prozent über dem Niveau von 2011.

Konkret erreichten die Umsätze der österreichischen Milchverarbeiter im Jahr 2011 mit 2,2 Milliarden ein Plus von ca. 6 Prozent, dies zum einen aufgrund des gestiegenen Preisniveaus bei Milchprodukten als auch aufgrund der höheren Verarbeitungsmenge. Das bereinigte EGT des Umsatzes im Durchschnitt der österreichischen Molkereien ging jedoch von 1,2 Prozent auf nur mehr 0,5 Prozent zurück. "Die Ursache dafür ist vor allem, dass es nicht möglich war, die notwendigen Preisanpassungen beim Handel, die aufgrund der gestiegenen Rohstoffkosten zu vermerken waren, entsprechend umzusetzen", so Petschar. Der durchschnittliche Verwertungserlös konnte je Kilogramm Milch im Jahr 2011 von 69,51 Cent auf 73,00 Cent gesteigert werden, so die Ergebnisse einer Hochrechnung des Raiffeisenverbandes Oberösterreichs für die Österreichische Milchwirtschaft. Dies zeigt, dass in den Molkereien äußert knapp kalkuliert wird.

Deutlich gesteigerte Milchanlieferung
Die Milchanlieferung selbst lag 2011 mit 2,9 Mio. t um 4,4 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Die Erzeugerpreise sind 2011 von 35,53 Cent auf 39,62 Cent um 11,5 Prozent gestiegen (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen, ab Hof, inkl. MwSt). Die österreichischen Erzeugerpreise lagen im 2011 mit 35,4 Cent/kg (exkl. MwSt) laut EU-Berechnungsmethode um 4,1 Prozent über dem EU-Durchschnitt von 34,0 Cent/kg (Quelle: EU-Kommission). "Wir müssen uns dabei aber immer vor Augen halten, dass die österreichische Milchwirtschaft mit flächendeckender Gentechnikfreiheit, hohen Umweltstandards und kleinen Strukturen, zum Großteil in Berg- und benachteiligten Gebieten und damit mit deutlich höheren Kosten produziert. Daher ist es auch notwendig, dass diese erhöhten Kosten auch entsprechend abdeckt werden", unterstrich der VÖM-Präsident.

Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld österreichischer Bauern konnte von 29.366 Euro auf 34.246 Euro um 16,6 Prozent erhöht werden, damit erfolgte ein notwendiger Beitrag zur Stabilisierung der bäuerlichen Einkommen. Die Zahl der Milchlieferanten ging 2011 von 36.583 auf etwa 35.400 neuerlich um 3,2 Prozent zurück. Die durchschnittliche Milchanlieferung stieg hingegen von 76 auf 82 t pro Jahr und Milchbauer um 7,9 Prozent recht deutlich.

VPI-Entwicklung zeigt: Milchprodukte nach wie vor günstig
Bei den Milchprodukten zeigt sich, dass trotz einzelner moderater Preiserhöhungen bei einzelnen Milchprodukten im Jahr 2011, Milchprodukte in Österreich nach wie vor günstig sind. Dies zeigt ein Vergleich der Entwicklung des Verbraucherpreisindexes 1986, demzufolge der Gesamtindex in diesem Zeitraum um 74 Prozent gestiegen ist, Nahrungsmittel um 59 Prozent, aber Milchprodukte nur um 34 Prozent, während hingegen Wohnung, Wasser und Energie um 112 Prozent und die Lohnentwicklung sich um 119 Prozent erhöhte. "Von teuren Lebensmitteln kann daher keine Rede sein, auch ist der Anteil des durchschnittlich für Lebensmittel ausgegeben Einkommens laufend zurückgegangen und beträgt derzeit ca. 12,1 Prozent, 1,64 Prozent werden für Milchprodukte ausgegeben. Die Preise für Standardprodukte bei Butter und Käse liegen zurzeit deutlich unter den Preisen vor 30 Jahren", so Petschar.

Preisvergleiche müssten auch den Fokus auf die Ausrichtung der heimischen Milchwirtschaft auf höchste Qualitätsstandards beinhalten (Heumilchprodukte, hoher Biomilchanteil und regionale Spezialitäten). "Klar ist, dass derartige Produkte somit nicht die billigsten innerhalb der EU sein können, wie dies z.B. von der Arbeiterkammer vorgehalten wird, zumal gentechnikfreie Produktion und höhere Qualitätsniveaus bei diesen Preisvergleichen nie erwähnt werden", unterstrich Petschar. In Hinblick auf den heimischen Lebensmitteleinzelhandel sei man mit einer laufenden Erweiterung der Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels konfrontiert. Gleichzeitig würden vor allem im Preiseinstieg Billigstprodukte aus dem Ausland platziert. Diese wurden in weiterer Folge über "Bestpreisgarantien" mit heimischen Produkten verglichen, die auf deutlich höheren Standards basieren, so der VÖM-Präsident.

Neuer Rekordwert im Milch-Außenhandel, Käse ist Exportkaiser
Im Jahr 2011 erreichte der milchwirtschaftliche Außenhandel neue Rekorde: Die Exporte stiegen vom 908 Mio. Euro auf 970 Mio. Euro um 62 Mio. Euro (plus 6,8 Prozent), gleichfalls stiegen die Importe von 534 Mio. Euro auf 584 Mio. Euro um 50 Mio. Euro (plus 9,4 Prozent). Dies bedeutet auch ein höheres positives Außenhandelssaldo von 386 Mio. Euro (plus 3 Prozent) sowie eine Exportquote von 44,1 Prozent und eine Importquote von 26,5 Prozent (Quelle: Statistik Austria). Die gestiegenen Exporte resultieren aus der Mehrlieferung in Österreich, gleichfalls kam es zu steigenden Importen, die vor allem vom Handel für den Preiseinstieg bei Handelsmarken genutzt werden, teilweise auch für die Weiterverarbeitung bzw. Weiterverbringung in das Ausland. Für die österreichische Milchwirtschaft ist jedenfalls die hohe Abhängigkeit von den Auslandsmärkten sehr wichtig, gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung nach Quotenende. Wichtigstes Exportprodukt ist Käse. Erstmals konnten 102.000 t exportiert werden, importiert wurden 89.000 t. Die Exporte beliefen sich wertmäßig auf 415 Mio. Euro, die Importe auf 351,5 Mio. Euro. Wichtigste Exportländer sind nach wie vor Deutschland und Italien, importiert wird vor allem aus Deutschland und anderen EU-15-Ländern.
     
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