Österreichs Wirtschaft weiter auf moderatem Wachstumskurs   

erstellt am
16. 04. 12

Bank Austria Konjunkturindikator im März mit drittem Anstieg in Folge auf 0,4 Punkte festigt positive Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft
Wien (ba) - Der Jahreszeit entsprechend präsentiert sich derzeit auch die Konjunkturwetterlage in Österreich wechselhaft, doch der einsetzende Frühling beginnt sich immer stärker durchzusetzen: „Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im März das dritte Mal in Folge auf mittlerweile 0,4 Punkte angestiegen. Nach einer sechsmonatigen Abschwächungsperiode unterstreicht die anhaltende Aufwärtsentwicklung des Indikators die von uns erwartete langsame Wirtschaftserholung in Österreich“, ist Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer überzeugt. Die Aufhellung des Konjunkturklimas seit dem Jahresbeginn 2012 erfolgte bisher jedoch nur in sehr kleinen Schritten. „Die stetige, aber doch verhaltene Verbesserungstendenz des Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten verdeutlicht, dass die Erholung zögerlich erfolgt und fragil bleibt“, analysiert Bruckbauer.

Das Konjunkturklima in Österreich ist derzeit von spürbaren Stimmungsschwankungen gekennzeichnet. Das Konsumentenvertrauen hat sich im März trotz der verschlechterten Arbeitsmarktdaten weiter erhöht und erreicht mittlerweile den besten Wert seit einem halben Jahr. Dagegen haben sich die Geschäftserwartungen der heimischen Industrie etwas eingetrübt, liegen jedoch weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt. Die Stimmungsverschlechterung im Produktionssektor Österreichs ist wesentlich auf ein ungünstigeres europäisches Umfeld zurückzuführen, das vor allem von einem Rückgang der Zuversicht in der deutschen Industrie bestimmt wurde. „Aufgrund der weiterhin wechselhaften Stimmung in der Industrie und bei den Konsumenten wird dem zwar positiven, aber doch schwachen Wirtschaftswachstum des ersten Quartals 2012 im zweiten Quartal keine dynamische Aufwärtstendenz folgen. Nachdem zu Jahresbeginn die österreichische Wirtschaft nach unseren Schätzungen geringfügig um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen ist, wird sich im zweiten Quartal der Anstieg des BIP nur marginal auf 0,2 Prozent zum Vorquartal erhöhen“, so Bruckbauer.

„Trotz der Fragilität des Aufschwungs und der etwas enttäuschenden Konjunktursignale der vergangenen Wochen aus den USA und aus China sind die Aussichten auf höhere Wachstumsraten in der zweiten Jahreshälfte 2012 nach unserer Einschätzung gut,“ so Bruckbauer. Der Rückenwind aus dem Ausland wird angesichts der aktuell hohen Auftragspolster und der soliden Entwicklung der Auftragseingänge der österreichischen Industrie für ausreichend Unterstützung sorgen. Ein kurzfristig neuerliches Aufflammen der europäischen Staatsschuldenkrise, das zu temporären Belastungen führt – wie in den vergangenen Tagen zu beobachten war – ist in diesem vorsichtig optimistischen Konjunkturszenario bereits eingerechnet. „Wir halten weiterhin an unserer Wachstumsprognose für 2012 von 0,8 Prozent im Jahresvergleich fest und sehen bei stabiler Entwicklung des globalen Umfelds darüber hinaus sogar ein Aufwärtspotenzial für die österreichische Wirtschaft“, so Bruckbauer optimistisch.

Rückläufige Inflation sorgt 2012 für Reallohnzuwachs
Die jüngsten Einzelhandelsdaten zeigen an, dass sich die Aussichten für den privaten Konsum etwas aufgehellt haben. Das Reformpaket der Regierung zur Reduktion des Budgetdefizits ist ohne schwerwiegende Wachstumseinbußen verkraftbar und wird durch die Politik der EZB – gesteigerte Liquidität in Kombination mit niedrigen Zinsen – unterstützt. Nach dem Rückgang der Sparquote in Österreich von 8,3 auf 7,5 Prozent im Jahr 2011 ist auch für 2012 von einer weiteren geringfügigen Verringerung auszugehen. „Positiv für den privaten Konsum im Jahr 2012 ist der bislang rückläufige Inflationstrend. Diese erfreuliche Entwicklung hat die Teuerung im ersten Quartal auf geschätzte 2,5 Prozent gesenkt – nach durchschnittlich 3,3 Prozent im Jahr 2011 – und damit für reale Lohnzuwächse in Österreich gesorgt“, sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Trendwende am Arbeitsmarkt steht bevor
Die Chancen für mehr Unterstützung für die heimische Nachfrage sind intakt – auch dank der aktuellen Entwicklungen am österreichischen Arbeitsmarkt. Hier zeigen sich nunmehr Signale einer Stabilisierung, nach der Mitte 2011 infolge der globalen Konjunkturverlangsamung eingesetzten Verschlechterung. Das Beschäftigungswachstum hat sich mittlerweile auf niedrigerem Niveau konsolidiert und die Anzahl der Arbeitslosen ist im März nach saisonbereinigten Daten im Vergleich zum Vormonat sogar leicht gesunken. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote hat sich zum Quartalsende bei 6,9 Prozent stabilisiert und unter Berücksichtigung der Schulungsteilnehmer ist sie sogar zurückgegangen. „Noch ist es zu früh, um zu beurteilen, ob die mit Frühlingsbeginn erkennbare Stabilisierung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt bereits der Start einer positiven Trendwende ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in den kommenden Monaten weiter festigt und damit auch eine Verbesserung am Arbeitsmarkt eintritt. Diese Entwicklung hat durchaus Potenzial, früher einzusetzen und stärker auszufallen, als wir bisher angenommen haben“, meint Pudschedl. Die Bank Austria erwartet derzeit aufgrund des gedämpften Wirtschaftswachstums noch einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2012 auf 6,9 Prozent, nach 6,7 Prozent im vergangenen Jahr.

Die größten Risken für die Konjunkturerholung sehen die Ökonomen der Bank Austria in einer nicht konsequenten Fortsetzung der Reformen im Euroraum und in einem Streit über die Politik der EZB. „Während die Industrie und auch die Konsumenten durchaus bereit sind, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten wieder zu verstärken, bleibt als Unsicherheitsfaktor vor allem die Wirtschaftspolitik. Der eingeschlagene Weg der Haushaltskonsolidierung muss mit Augenmaß und der Unterstützung durch die Geldpolitik fortgesetzt werden“, so Bruckbauer abschließend.
     
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