Der Fachhochschulsektor im Jahr 2010 - ein Überblick   

erstellt am
13. 04. 12

Mehr als 350 Studiengänge
Wien (pk) - Das Ressort von Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle hat einen 99 Seiten umfassenden Bericht über die Lage des Fachholschulsektors im Jahr 2010 herausgegeben, der nicht nur einen detaillierten Überblick über die Entwicklung der Studiengänge und -plätze bietet, sondern auch über die Tätigkeit des Fachhochschulrates informiert. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass die Anzahl der akkreditierten Studiengänge erstmals die 350er-Marke überstiegen hat. Bei den von insgesamt 21 Erhaltern angebotenen 351 FH-Studiengängen handelt es sich um 199 Bachelor-, 149 Master- und drei Diplomstudiengänge.

Die Studienplätze
Nachdem im Studienjahr 2003/04 die ersten sechs Bachelorstudiengänge akkreditiert worden sind, ist die Umstellung auf die neue, gestufte Studienarchitektur so gut wie abgeschlossen: der Anteil der Bachelor- und Masterstudiengänge liegt im FH-Sektor bei über 99%. Mit den im Studienjahr 2010/11 neu angebotenen Aufnahmeplätzen (553) erhöht sich das Gesamtangebot im FH-Sektor damit auf insgesamt 14.539. Der Zuwachs an neuen Studienplätzen erkläre sich vor allem dadurch, dass es sich dabei mehrfach um Studienplätze von Bachelor- oder Masterstudiengängen handelt, die aus der "Überführung" von FH-Diplomstudiengängen resultieren. Die Zahl der im FH-Sektor angebotenen Gesamtstudienplätze liegt im Studienjahr 2010/11 bei 37.030, wobei 33.052 Plätze vom Bund gefördert werden. Die im "Fachhochschulplan 2010/11 – 2012/13" ausgewiesene Planungsgröße von 32.500 Studienplätzen für das Jahr Studienjahr 2010/11 wird so gesehen leicht überschritten.

Die Studiengänge
Durch die Umstellungen in das gestufte Studiensystem hat der Fachhochschulrat (FHR) im Jahr 2010 insgesamt 26 Erst-Akkreditierungen von FH-Studiengängen für das Studienjahr 2010/11 vorgenommen. Hinzu kamen 46 Re-Akkreditierungen von Studiengängen, deren in der Regel 5-jährige Akkreditierungsdauer Ende Juli 2010 ausgelaufen ist.

Von den eingangs erwähnten 351 angebotenen FH-Studiengängen werden 186 in Vollzeitform, 93 berufsbegleitend, 68 in Vollzeitform und berufsbegleitend und 4 FH-Studiengänge zielgruppenspezifisch angeboten. Es gibt demnach im Studienjahr 2010/11 insgesamt 165 berufsbegleitend studierbare FH-Studiengänge. Der Anteil der berufsbegleitend studierbaren FH-Studiengänge liegt damit bei 47,0% (2009/10 = 46,4%). Hinsichtlich der Verteilung der Fächergruppen zeigt sich bei den angebotenen FH-Studiengängen relativ gesehen folgendes Bild: Technik, Ingenieurwissenschaften 42,2%, Wirtschaftswissenschaften 33,1%, Gesundheitswissenschaften 14%, Sozialwissenschaften 6,3%, Gestaltung, Kunst 2,3%, Naturwissenschaften 1,4% und Militär- und Sicherheitswissenschaften 0,9%.

Die Erhalter
Die FH-Studiengänge werden 2010/11 von 21 Erhaltern angeboten, von denen 20 als juristische Personen des privaten Rechts (16 GesmbH, drei Vereine und eine gemeinnützige Privatstiftung) und eine als juristische Person des öffentlichen Rechts (BMLVS) organisiert sind. Von den insgesamt 21 Erhaltern sind 12 Erhalter als "Fachhochschule" gemäß Paragraph 15 des FHStG organisiert. In den gesellschaftsrechtlichen Organen der Erhalter sind vorwiegend öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaften wie z.B. Länder, Städte, Gemeinden und Kammern (Arbeiter- und Wirtschaftskammer) vertreten, die sich auch in unterschiedlichem Ausmaß an der Finanzierung der Institutionen beteiligen. Mit der FH Gesundheitsberufe OÖ GmbH wurde 2010 in Oberösterreich ein eigens für die gesundheitswissenschaftlichen Studiengänge zuständiger neuer Erhalter gegründet.

Die StudentInnen
Unter Berücksichtigung der zum Meldestichtag 15.11.2010 übermittelten Daten studieren an den FH-Studiengängen bzw. Fachhochschulen 37.565 Personen. Davon sind 20.232 männlich (53,9 %) und 17.333 weiblich (46,1 %). Langfristig betrachtet, haben insgesamt 58.579 Personen im Zeitraum 1996/97 bis 2009/10 ihr FH-Studium abgeschlossen. Die Bildungsnachfrage übersteigt dabei jenes des Bildungsangebotes nach wie vor deutlich, heißt es im Bericht. Auf einen Aufnahmeplatz entfallen im Studienjahr 2010/11 3 BewerberInnen, die sich dem Aufnahmeverfahren unterzogen haben. Allerdings schaut es in den einzelnen Fachrichtungen sehr unterschiedlich aus: Während etwa in der Gruppe "Technik, Ingenieurwissenschaften" das Verhältnis Bewerbungen pro Aufnahmeplatz bei 1,9 liegt, kommen in der Gruppe der "Gesundheitswissenschaften" 7,7 Bewerbungen auf einen Aufnahmeplatz.

Neue Angebote in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege
Mit den im April 2008 rechtswirksam gewordenen Änderungen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes (GuKG) wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Start von FH-Bachelorstudiengängen im Bereich der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege geschaffen. Zusätzlich zu dem von BMG und BMWF als Pilotprojekt initiierten und bundesfinanzierten Bachelorstudiengang "Gesundheits- und Krankenpflege" (50 Studienplätze) an der FH Campus Wien und dem von der FH Salzburg landesfinanziert durchgeführten Bachelorstudiengang "Gesundheits- und Krankenpflege" (40 Studienplätze) bietet seit dem Studienjahr 2010/11 auch die FH Wiener Neustadt in Kooperation mit dem Rudolfinerhaus einen Bachelorstudiengang in der "Gesundheits- und Krankenpflege" (20 Studienplätze) an. Alle drei Studiengänge haben die Verknüpfung des akademischen Abschlusses mit der Berufsberechtigung zum Ziel. Mit diesen mittlerweile drei FH-Studiengängen wird erstmalig in Österreich die Basisausbildung der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege auf Bachelorniveau angeboten.

Die Autoren des Berichts weisen aber gleichzeitig auf die Problematik hin, dass es dadurch zu einer Parallelführung der Ausbildung in diesem Bereich auf gänzlich unterschiedlichem Niveaus kommt. Eine Fortschreibung dieser Entwicklung wird vom Fachhochschulrat als nicht zielführend erachtet. Ein Nebeneinander von zwei Ausbildungsformen sollte vermieden werden. Es sei folglich wichtig, eine politische Klarstellung zu treffen, wie das durch den steigenden und sich ändernden Bedarf erforderliche qualifizierte Personal in der Gesundheits- und Krankenpflege zukünftig ausgebildet werden soll und auf welche Weise die Finanzierung der Basisausbildungen im Pflegebereich unter geänderten Rahmenbedingungen zukünftig erfolgen soll.

Die Forschung
Der Fokus der fachhochschulischen Forschung liege unbestritten in der anwendungsbezogenen Forschung und Entwicklung, deren Zielsetzung darin besteht, dass die gewonnenen Erkenntnisse für die Entwicklung von neuen Produkten, Verfahren und Dienstleistungen oder für die Umsetzung von Verbesserungen bei bestehenden Produkten, Verfahren und Dienstleistungen genützt werden können. An bereits forschungserfahrene fachhochschulische Institutionen, die fachlich und organisatorisch in der Lage sind, gemeinsam mit Unternehmen ein mehrjähriges Forschungsprogramm umzusetzen, richtet sich das 2008 als Pilotprojekt ausgeschriebene Programm "Josef-Ressel-Zentren – Forschungslabors für FH". Als strategische Zielsetzung wird dabei der Auf- und Ausbau von bestehenden F&E-Schwerpunkten an den fachhochschulischen Einrichtungen im Sinne von "Centers of Excellence" im anwendungsorientierten Bereich angestrebt.

Im Rahmen der bislang einzigen Ausschreibung wurden insgesamt sechs Projekte eingereicht. Von diesen Einreichungen wurden von einer international besetzten ExpertInnenjury drei zur Förderung empfohlen und auch vom BMWFJ genehmigt. Die genehmigte Bundesförderung für die bereits abgelaufene zweijährige Pilotphase der drei Josef-Ressel-Zentren in Pinkafeld, Hagenberg und Dornbirn betrug rund 0,8 Mio. €. Im Herbst 2010 wurden sowohl das Pilotprogramm als auch die einzelnen Zentren mit positivem Ergebnis evaluiert. Die Laufzeit der drei Zentren wurde daher im Anschluss um drei weitere Jahre verlängert.

Finanziert werden die Zentren zu maximal 40% vom Bund und zu mindestens 50% von den beteiligten Unternehmen (mindestens einem KMU). Mindestens 10% muss die jeweilige fachhochschulische Einrichtung aufbringen. Für die nunmehr 5-jährige Laufzeit beträgt die genehmigte Bundesförderung für die drei Projekte rund 2 Mio. €. Insgesamt generieren die drei Zentren in diesem Zeitraum ein Volumen von 5,3 Mio. €. Es bleibe zu hoffen, so die Autoren des Berichts,

dass es - wie nach der positiven Evaluierung angekündigt – auch tatsächlich zu einer Fortschreibung des Programms mit weiteren Ausschreibungen für Forschungszentren an fachhochschulischen Einrichtungen kommt.

Qualitätssicherung
In Österreich gibt es drei Organisationen, die für die externe Qualitätssicherung im tertiären Sektor zuständig sind: den Akkreditierungsrat für Privatuniversitäten (ÖAR), die Österreichische Qualitätssicherungsagentur (AQA) und den Fachhochschulrat (FHR). Die institutionelle Differenzierung des Hochschulsektors findet sich damit auch auf der Ebene der für die externe Qualitätssicherung zuständigen Organisationen wider. Vor diesem Hintergrund hat die Diskussion um die Neugestaltung der externen Qualitätssicherung und die damit verbundene Zusammenführung der drei Organisationen im Jahr 2010 eine Fortsetzung erfahren. Im Jahr 2011 wurde das Qualitätssicherungsrahmengesetz – QSRG im österreichischen Nationalrat beschlossen.
     
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