Kremser Kamingespräch: Geschütztes Erbe   

erstellt am
12. 04. 12

Es diskutierten Dr. Barbara Neubauer, Präsidentin des Bundesdenkmalamtes und Paläontologe Prof. Dr. Fritz F. Steininger
Krems (volkskultureuropa) - Kulturelles Erbe ist Vergangenheit, es erzählt Geschichten, gleichzeitig stellt es unsere Wurzeln dar und prägt massiv unsere Zukunft. Genau dieser Aspekt ist mit ausschlaggebend dafür, warum auch die Dokumentation von Kultur so wichtig ist. In der Welterbekonvention von 1972 heißt es etwa „(…) Erwägung, dass Teile des Kultur- oder Naturerbes von außergewöhnlicher Bedeutung sind und daher als Bestandteil des Welterbes der ganzen Menschheit erhalten werden müssen.“ Der tiefsitzende Wille und die Notwendigkeit, die Vergangenheit für nachfolgende Generationen zu erhalten, liegt darin begründet, dass Kulturerbe auch Träger kultureller Identität aber auch ein nicht zu verachtender Faktor wirtschaftlicher Entwicklung ist. Indem Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes ausgegraben und erhalten wird, kann Zukunft geformt und beeinflusst werden. Die Vergangenheit zeigt zudem die historischen Gemeinsamkeiten auf sowie gleiche Ursprünge und ihre Entwicklungen, welche das Gemeinschaftsgefühl fördern.

Zwei Persönlichkeiten, die sich diesem Thema auf unterschiedliche Weise verschrieben haben – er sammelt, sie schützt – Paläontologe und Vorsitzender des Niederösterreichischen Kultursenats, Dr. Fritz F. Steininger, und die Präsidentin des Bundesdenkmalamtes, Dr. Barbara Neubauer, diskutierten beim Kremser Kamingespräch über das sogenannte „geschützte Erbe“. Während Steininger, der bereits als Achtjähriger Fossilien sammelte, die Sammelleidenschaft wohl in die Wiege gelegt wurde, entwickelte sich bei Neubauer das Interesse an Denkmalpflege im Zuge ihres Kunstgeschichte- und Geschichtestudiums.

Der Sinn und die Notwendigkeit Kultur, Kunst und Natur zu schützen liegt für beide Experten darin begründet, dass das Bewusstsein um kulturelles Erbe auch mit Identität und dem Selbstverständnis zusammenhängt. Kulturelles Erbe und die damit verbundenen Orte bieten Antworten auf die Fragen von Heimat, Geschichte, Ursprung und Verwurzelung. Identität ist dort zu finden, wo man Dinge auch wiedererkennt. Steininger betrachtet das Kulturerbe als Basis für wissenschaftliches Arbeiten. Biologische Sammlungen als Kulturgut sind zum Beispiel für unsere heutige Sicht der Entwicklung und Ressourcen wichtig und geben uns Antworten auf evolutionstheoretische Fragen.

Auf die Abschlussfrage des Moderators, welche Museen die beiden Referenten in Niederösterreich errichten würden, antwortete Steininger mit naturwissenschaftlich orientierten Museen, Dr. Neubauer sieht als zukünftige Herausforderung die Baugeschichte der Nachkriegszeit in Österreich zu dokumentieren.

Das nächste Kamingespräch findet am Mittwoch 9.5.2012 um 18.00 Uhr im Haus der Regionen in Krems-Stein statt. Dabei werden Mag. Dr. Eva Maria Stöckler, Leiterin des Zentrums für zeitgenössische Musik der Donau-Universität Krems und Oskar Aichinger, Komponist und Pianist, über das Thema „Geformtes Erbe“ diskutieren.
     
Informationen: http://www.volkskultureuropa.org    
     
zurück