10 Jahre Euro-Bargeld   

erstellt am
11. 04. 12

OeNB-Publikation Geldpolitik & Wirtschaft Q1/12
Wien (oenb) - Anlässlich des zehnten Jahrestages der Euro-Bargeldeinführung legt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ein Schwerpunktheft ihrer Reihe „Geldpolitik & Wirtschaft“ zu diesem Thema vor. In dieser Ausgabe wird das Großprojekt Euro-Bargeld aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Dabei wird nicht nur das unmittelbare Thema der Produktion und Verteilung von Euro-Banknoten und -Münzen in Österreich behandelt, sondern auch die Beliebtheit bzw. Akzeptanz des Euro-Bargelds sowie seine Verwendung in Zentral- und Südosteuropa. Darüber hinaus werden die bilanztechnischen Auswirkungen der Euro-Bargeldwanderung untersucht, das damit im Zusammenhang stehende Thema TARGET2 behandelt und die Entwicklung der Euro-Preise beleuchtet.

Der Euro wurde am 1. Jänner 1999 als gemeinsame Währung von über 300 Millionen Menschen in Europa eingeführt. In den ersten drei Jahren war dieser jedoch „unsichtbar“, da er nur als Buchgeld existierte. Erst mit der Bargeldeinführung am 1. Jänner 2002 wurde der Euro für viele Menschen in Europa als neue Währung wahrgenommen. Die danach hohe Akzeptanz der gemeinsamen Währung ist jedoch im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise, vor allem ab 2010, zurückgegangen. Dieser Rückgang wird in erster Linie auf das schleppende Krisenmanagement auf EU-Ebene zurückgeführt und mehrheitlich nicht dem Euro als Währung zugerechnet. Eine klare Mehrheit der Österreicher sieht den Euro auch in der Zukunft als ihre Währung.

Zu Beginn des Jahres 2002 wurden innerhalb von wenigen Tagen knapp 15 Milliarden Stück Banknoten und rund 52 Milliarden Stück Münzen in den zwölf teilnehmenden Ländern in Umlauf gebracht. Da in den letzten zehn Jahren fünf weitere Länder dem Euro-Währungsgebiet beigetreten sind, ist das Euro-Bargeld derzeit in 17 Ländern gesetzliches Zahlungsmittel. Die Kleinstaaten Monaco, San Marino und Vatikanstadt nutzen auf der Grundlage einer formellen Vereinbarung mit der Europäischen Union ebenfalls den Euro. Auch in Andorra, im Kosovo und in Montenegro wird der Euro verwendet, allerdings ohne formelle Vereinbarung.

Zudem zirkuliert ein beträchtlicher Teil der Euro-Banknoten in den Ländern Zentral- und Südosteuropas. Gemäß „OeNB Euro Survey“ (halbjährliche Umfrage) wiesen Ende 2010/Anfang 2011 die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien und Serbien mit 30 % bis 35 % den höchsten Verbreitungsgrad von Euro-Bargeld auf. In Albanien, der Tschechischen Republik und Kroatien hielten zwischen 20 % und 25 % der Bevölkerung Euro-Banknoten, in den anderen Ländern Zentral- und Südosteuropas betrug der Anteil zwischen 5 % und 10 %.

Die hohe Akzeptanz des Euro auch in Ländern, die nicht Teil des Euroraums sind, führte dazu, dass der globale Euro-Umlauf wertmäßig höher ist als jener des US-Dollar. Seit dem Jahr 2006 zirkuliert global mehr Euro- als US-Dollar-Bargeld. Ende des Jahres 2011 betrug der wertmäßige Umlauf des Euro rund 912 Mrd EUR, während der des US-Dollar bei 824 Mrd EUR lag. Schätzungsweise 25 % bis 30 % der Euro-Banknoten, verglichen mit 50 % bis 70 % der US-Dollar-Banknoten, werden exterritorial verwendet.
     
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