Allianz Studie: Autos werden zum rollenden Beautysalon   

erstellt am
19. 04. 12

Wien (allianz) - Rund 60 Menschen sterben alljährlich auf Österreichs Straßen nur deswegen, weil Autofahrer nicht bei der Sache waren. Eine aktuelle Ablenkungsstudie des Allianz Zentrum für Technik zeigt: Mehr als 25 Prozent aller Autofahrer befassen sich am Steuer mit Tätigkeiten rund um Körper und Kleidung. Ein Fünftel wechselt Kleidungsstücke, sieben Prozent aller Befragten rasieren oder schminken sich während der Fahrt.

"Viele dieser Tätigkeiten und Blickabwendungen werden nicht als gefährlich angesehen und geschehen oft sogar kaum bewusst, eher flüchtig nebenher. Das macht die Sache so gefährlich", kommentiert Dr. Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) durchgeführten Studie.

Schminken und Rasieren am Steuer
Mit dem eigenen Wagen mobil sein heißt heute oft, viele Alltagshandlungen in das Auto zu verlegen, die dort aber nicht hingehören, wie zum Beispiel Schminken oder Rasieren beim Autofahren. Für die Unfallforscher im AZT geht es dabei um mehr als Lippenstift oder Elektrorasierer. Unter dem englischen Stichwort "clothing & body care" fassen die Experten eine Fülle an Tätigkeiten zusammen, die sie bei Autofahrern beobachten. Schmuck oder Uhr anlegen, Kontrolle der Kleidung, Ordnen der Frisur, Betrachten von Hautunreinheiten oder Zähnen, Nagelpflege, Wechseln der Brille, Auftragen von Sonnenschutzcreme, Einnehmen von Medikamenten, Anlegen oder Ablegen der Krawatte, Wechsel in bequeme Schuhe. Vor allem auf dem Weg zur Arbeit ist der Fahralltag von Tätigkeiten rund um die eigene Person begleitet. Fasst man die Antworten der Autofahrer in der jüngst vorgestellten Allianz Studie zur Ablenkung am Steuer auf die Fragen nach "Make-up", "Rasieren", "Kleiderwechsel", "Nagelpflege" und "Schmuck/Uhr an-, ablegen" zusammen, ergibt sich ein Anteil von 27,5 Prozent, die das Vorkommen einer oder mehrerer dieser Aktivitäten während des Autofahrens bestätigten.

Spieglein, Spieglein an der Hand ...
Viele Personen verkennen die Gefährlichkeit der häufigen Kontrollblicke in den Schmink- oder Rückspiegel. Dabei haben Unfallforscher gemessen, dass diese Blicke mehrere Sekunden andauern können. Einer großen US-Feldstudie (100 Car Study) gemäß wird während des Schminkens der Blick immer wieder kurz von der Straße weggerichtet. "Das Schminken erfordert eine hohe Konzentration. Dadurch geht bis zu 40 Prozent der Aufmerksamkeit für die Straße verloren, was das Unfallrisiko um das Dreifache erhöht", erklärt Oswald. In der Allianz Studie gaben immerhin sieben Prozent aller Befragten zu, sich während der Fahrt der Körperpflege bzw. dem Make-up oder dem Rasieren zu widmen. Solche Blicke, die mehr als der bloßen Abstandskontrolle dienen, können länger dauern als manch ein Fahrer glaubt. Besonders hoch lag mit 20 Prozent der Anteil der Autofahrer, die beim Fahren auch Kleidungsstücke wechseln, an- oder ausziehen.

Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass Ablenkungen am Steuer einen größeren Einfluss auf die Unfallwahrscheinlichkeit im Straßenverkehr haben als allgemein angenommen. Das Problem "Ablenkung" betrifft im Grunde alle Verkehrsteilnehmer, für Autofahrer ist es aber extrem gefährlich und oftmals durch banale Ursachen bedingt. "Gut ein Drittel der ablenkungsbedingten Unfälle lässt sich aber durch die Einhaltung einiger wesentlicher Regeln vermeiden", so Oswald abschließend.

Für die Sicherheitsstudie Ablenkung im Straßenverkehr führte das AZT gemeinsam mit den Instituten Mensch-Verkehr-Umwelt und Makam Market Research eine Repräsentativerhebung unter Autofahrern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch und analysierte den internationalen Forschungsstand.
     
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