Spiel mir das Lied vom Tod   

erstellt am
19. 04. 12

Europäische Totentanzvereinigung zu Gast in Graz
Graz (universität) - In der Regel wird der Totentanz mit dem Mittelalter verbunden: Spuren dieser einzigartigen Ausdrucksform finden sich aber auch in moderner Literatur, darstellender Kunst oder Musik, und die Tradition lässt sich bis in die Gegenwart nachweisen. Seit dem 13. Jahrhundert sind zum Beispiel „Vado-mori“-Gedichte bekannt, in denen sich VertreterInnen einzelner Stände darüber beklagen, dass sie sterben müssen. Auch in TV-Blockbustern und Kinoklassikern wird die Thematik des Totentanzes, nämlich das ständige Vorführen der Vergänglichkeit, sichtbar. Cineastisch geprägt ist auch das Motto der 18. Jahrestagung der „Europäischen Totentanzvereinigung“ (ETV). Unter dem Titel „Spiel mir das Lied vom Tod“ tagt die Gemeinschaft von Totentanz-ForscherInnen, -KünstlerInnen und -SammlerInnen von 27. bis 29. April 2012 in Graz. Veranstaltet wird dieser Kongress von Ao.Univ.-Prof. Dr. Wernfried Hofmeister vom Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität in Kooperation mit O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Karl Prassl von der Kunstuni Graz.

Der Totentanz hat seinen Ursprung in der Pestzeit. Die Menschen konnten sich durch ihn in ekstatischer Weise auf den Tod – tanzend – vorbereiten. „Einerseits hat er Trost gespendet, indem er vorgeführt hat, dass der Tod vor keinem gesellschaftlichen Stand Halt macht. Andererseits ist er aber auch ein Versuch gewesen, dem zu entrinnen. Wobei erkannt werden musste, dass der Tod immer der Stärkere ist“, erklärt Hofmeister als Organisator der Tagung. Bereits früh entstanden Kombinationen – angeregt durch verwandte Darstellungen in der bildenden Kunst wie etwa der Triumph des Todes. Sichtbar wird dies zum Beispiel an Texten, in denen nicht nur Sterbende, sondern auch personifizierte Todesgestalten reden, und Bildern, die mit diesen Dialogen ergänzt worden sind. „Die ETV sucht nach immer neuen Perspektiven und Facetten des Generalmotivs Totentanz“, führt Hofmeister aus und ergänzt: „Die Grazer Tagung beschäftigt sich explizit mit den bildhaft szenischen Darstellungen des Totentanzes. Solche Ausdrucksformen gab es bereits im Mittelalter.“

Die ETV hat ihren Ursprung in den 1970er-Jahren in Frankreich und hat sich mittlerweile auf Deutschland, die Schweiz, die Niederlande, Italien, Skandinavien und Österreich ausgeweitet. Vortragende aus insgesamt sechs Nationen werden an drei Tagen in Graz die neuesten Forschungen zur Wissenschaft und Kunst von Totentänzen präsentieren.

„Spiel mir das Lied vom Tod. 18. Jahrestagung der Europäischen Totentanzvereinigung“
Zeit: 27. bis 29. April 2012
Ort: Palais Meran, Florentinersaal, Leonhardstraße 18, 8010 Graz
     
Informationen: http://www.totentanz-online.de/tagungen/ankuendigung-2012.php
     
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