Ostermayer: Österreich hat aus seiner Geschichte gelernt   

erstellt am
25. 04. 12

Empfang von Auslandsösterreicherinnen und -österreichern des Jewish Welcome Service-Vienna
Wien (bpd) - "Wir sind verpflichtet, jeden Tag aufs Neue für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit einzutreten und autoritäre und antidemokratische Ideologien zu verhindern", sagte Staatssekretär Josef Ostermayer am 25.04. anlässlich des Empfangs des Jewish Welcome Service im Bundeskanzleramt.

"Viele Österreicherinnen und Österreicher waren aktiv am Holocaust beteiligt oder haben ihre Augen vor den Gräueltaten des Nazi-Regimes verschlossen. Niemals zuvor gab es in der Geschichte Österreichs eine ähnliche Hetzjagd und systematische Ermordung Andersgläubiger oder Minderheiten", sagte der Staatssekretär. Viele der heute Anwesenden hätten selbst Familienangehörige und Freunde verloren oder hätten nahe Verwandte, die von den schrecklichen Erlebnissen dieser Zeit berichtet hätten. "Wir wollen jedoch auch nicht jene Frauen und Männer vergessen, die den Verfolgten geholfen, für die Demokratie gekämpft und Widerstand geleistet haben. Tausende haben dafür sogar ihr Leben gelassen", so Josef Ostermayer.

"Wir sind uns unserer historischen Verantwortung bewusst, denn Österreich hat aus seiner Geschichte gelernt. Das Land, in dem wir heute leben, ist weltoffen und stolz auf seine Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Ich möchte nicht verschweigen, dass es auch heute noch rassistische und ausländerfeindliche Tendenzen gibt. Doch es ist unsere Aufgabe, diese Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen. Nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene", sagte Josef Ostermayer. Österreich hätte in der Zeit nach 1945 verabsäumt, die Täterinnen und Täter sowie die Gründe für den Aufstieg des nationalsozialistischen Gedankenguts genauer zu beleuchten und aufzuarbeiten.

"In Anbetracht unserer Geschichte sind wir stolz darauf, Teil der Europäischen Union, einem noch nie da gewesenen Friedensprojekt, zu sein. Wir wollen dabei auch eine aktive Rolle übernehmen und den europäischen Integrationsprozess vorantreiben. Dabei einen uns Grundprinzipien wie Demokratie und Freiheit. Und ich weiß, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher das genauso sieht und unterstützt", so der Staatssekretär abschließend.

Die Organisation Jewish Welcome Service wurde 1980 gegründet. Präsident ist der jeweilige Bürgermeister der Stadt Wien. Neben dem Besuchsprogramm zählen die Unterstützung von Gedenk- und Erinnerungsinitiativen sowie Information und Service für jüdische Wien-Besucherinnen und Besucher zu den Aufgaben des Jewish Welcome Service. In diesem Jahr sind vertriebene jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Israel, den USA, England, Australien und Chile von 22.-29. April zu Besuch in Wien. Das Besuchsprogramm wird von der Republik Österreich und der Stadt Wien unterstützt.
     
Informationen: http://www.jewish-welcome.at/    
     
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