My Private Passion – die Sammlung Hubert Looser   

erstellt am
25. 04. 12

Schweizer Privatsammlung wird im Bank Austria Kunstforum von 26. April bis 15. Juli 2012 im musealen Kontext gezeigt
Wien (lcg) - Die Sammlung Hubert Looser zählt zu den herausragenden Privatsammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst im Schweizer Raum, deren Schwerpunkte im Abstrakten Expressionismus, der Minimal Art sowie der Arte Povera zu finden sind. Die Anfänge der Sammlung reichen in die 1970er-Jahre zurück, als Looser sich mit dem Schweizer Surrealismus und Informel auseinandersetzte. Die kapitalen Akquisitionen erfolgten mit Pablo Picassos Sylvette-Skulptur in den frühen 1990er-Jahren sowie Meisterwerken von Alberto Giacometti, Ellsworth Kelly oder Willem de Kooning. Sein umfangreicher de Kooning-Bestand ist nicht nur das Epizentrum seiner Sammlung, sondern ist auch der umfangreichste in der Schweiz. Hubert Looser sieht seine Sammlung nun als abgeschlossen. Zu seinen letzten Erwerbungen zählt eine surrealistische Papierarbeit von Arshile Gorky, die nochmals auf die Anfänge seiner Sammlungstätigkeit verweist.

Nun verlässt die Sammlung Hubert Looser zum ersten Mal die privaten Räumlichkeiten am Zürichberg und wird im musealen Rahmen in Wien präsentiert

Das öffentliche Interesse an privaten Sammlungen scheint ungebrochen, namentlich dann, wenn es sich um Erstpräsentationen handelt. Nicht frei von Voyeurismus, zielt dieses Interesse immer auch auf die Person, die hinter einer Kunstsammlung steht, auf den Sammler und auf dessen Familie. Die Entstehungsgeschichte einer privaten Sammlung ist aufs Engste verknüpft mit persönlichen Vorlieben, mit einer individuellen Biografie und einer Entscheidungsfreiheit im Umgang mit Kunst, die die Sammlungsverantwortlichen im Museum - zumindest im Großen und Ganzen - so nicht haben: sich nicht gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigen zu müssen.

Dies ist zweifelsohne eines der Atouts jeder privaten Sammlung, umso mehr, wenn der Sammler trotz - oder vor allem wegen - jeden Eigensinns ein stringentes Sammlungskonzept zu entwickeln vermochte. Die Sammlung Hubert Looser ist dafür ein Paradebeispiel. Sie ist über mehr als vierzig Jahre historisch gewachsen und besitzt heute ein absolut internationales Profil. Sie zeugt von einer Haltung, die, scheinbar unbeirrbar von jeweiligen Hypes und Moden einem großen und in sich schlüssigem Plan verpflichtet zu sein scheint; einem Plan, dessen spiritus rector der Sammler selber, Hubert Looser, ist, dem es stets nicht nur um das passende Einzelwerk ging, sondern immer auch um Dialoge und Spannungsfelder, die zu neuen Erlebnissen mit und Erkenntnissen über Kunst zu führen imstande sind.

Die Sammlung Hubert Looser beinhaltet nicht nur große Namen und atemberaubende Kunstwerke, sie pflegt auch das weniger Bekannte, die - nur scheinbar - weniger bedeutende Anmerkung am Rande. Sie ist sperrig als Gesamtes und verwehrt sich dem oberflächlichen Verständnis eines schönen Scheins. In erster Linie ist sie ein Plädoyer für eine Kunst der essentiellen Problemstellungen nach 1945: Materialität und Prozess, das Primat der reinen Linie, Spiritualität und Sinnlichkeit. So dominieren also Minimal Art, Abstrakter Expressionismus und Informel, Arte povera oder Land Art die Sammlung; Positionen, die in der europäischen Sammlungsgeschichte eher vernachlässigt sind, zählen zu Loosers Favoriten. Dass die Sammlung heute, wo sich auch in unseren Breitengraden ein breites Publikum der Erkenntnis der immensen Bedeutung eines de Kooning oder Cy Twombly, eines Brice Marden oder David Smith nicht mehr verwehren kann, etwa eine der größten und wichtigsten Kollektionen von Willem de Kooning ihr eigen nennt, gereicht dem Sammler vielleicht zur kleinen Genugtuung für sein unkonventionelles Engagement.

Nur selten haben Werke der Sammlung Hubert Looser das Haus am Zürichberg verlassen. 2008 konnte das Kunstforum im Rahmen der Ausstellung Monet-Kandinsky-Rothko und die Folgen: Wege der abstrakten Malerei einen kapitalen Twombly aus der Sammlung zeigen. Damals haben wir begonnen, Hubert Looser und seine Sammlung kennen zu lernen. Mit der aktuellen Ausstellung wird die Sammlung Hubert Looser erstmals im musealen Rahmen präsentiert. Dies entspricht dem Wunsch des Sammlers, der das Kunstwerk keineswegs nur als privaten Besitz, als wohlbehüteten Schatz ansieht, sondern vielmehr als Kulturgut, das eines öffentlichen Austauschs bedarf. Aus "Private Passion" wird so "Public Wealth".
     
Informationen: http://www.bankaustria-kunstforum.at    
     
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