67. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus  

erstellt am
08. 05. 12

Faymann: 8. Mai 1945 ist Ausgangspunkt für Europa des friedlichen Zusammenlebens
Gedenksitzung zum 67. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und Ende des 2. Weltkriegs - "Solidarität und Gemeinsamkeit sind Baustoff für Europa in Frieden
Wien (sk) - Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger haben am 08.05. zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des 2. Weltkriegs zur Veranstaltung "Umbruch - Aufbruch - Europa" ins Bundeskanzleramt geladen. Der Kanzler unterstrich in seiner Rede, dass der "8. Mai 1945 der Ausgangspunkt für eine neue Epoche und für ein Europa des friedlichen Zusammenlebens ist. Der 8. Mai ist auch die Grundlage, um aus unserer Geschichte zu lernen", sagte Faymann, der klarstellte, dass "'Niemals vergessen' und 'Wehret den Anfängen' zu den wichtigsten Säulen des bewussten Umgangs mit der Geschichte unserer Landes gehören". Hetze, Rassenwahn, Hass und "das Gegeneinander haben zur Katastrophe geführt", betonte Faymann, der unterstrich: "Die Zweite Republik ist das gelebte Gegenstück zum Totalitarismus und zur Unmenschlichkeit des NS-Regimes". Ohne das Miteinander und ohne Frieden gebe es keine Demokratie, keinen Wohlstand und keine Chancengerechtigkeit. "Solidarität und Gemeinsamkeit sind der Baustoff für ein Europa in Frieden", bekräftigte Kanzler Faymann.

Wer über unsere Geschichte spricht, könne sich nicht an Schuld und Mitschuld vorbeischwindeln, so Faymanns Absage an den Versuch, den 8. Mai als Anlass zu nehmen, ein "verharmlosendes Geschichtsbild vom 2. Weltkrieg zu zeichnen". Der 2. Weltkrieg war, so Kanzler Faymann, ein Aggressionskrieg, der Millionen Opfer gefordert hat, darunter über 6 Millionen Opfer der Shoa. Klar sei auch, dass die Alliierten das nationalsozialistische Regime in die Knie gezwungen haben. Auch mutige Frauen und Männer hätten im Widerstand aktiv an der Befreiung Österreichs mitgewirkt, so Faymann in "tiefem Respekt". Der 8. Mai 1945 markiere den Neubeginn in Europa auf der Grundlage des gemeinsamen Bekenntnisses, nie wieder solche Grausamkeiten zuzulassen, wie sie während des NS-Regimes geschahen.

Europa habe aus der Tragödie des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs gelernt, unterstrich Faymann die Bedeutung des Friedensprojekts Europäische Union. "Wer den Frieden in Europa wahren will, muss wissen, dass er die europäische Integration nicht abschaffen kann, ohne diesen Frieden zu gefährden. Nicht weniger Europa heißt die Lösung, sondern mehr europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und im Streben nach Wohlstand und sozialer Sicherheit", betonte Faymann. Ein Europa im 21. Jahrhundert, 67 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, bedeute auch, ein "unerschütterliches Bekenntnis zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit" abzugeben. Der Bundeskanzler machte auch deutlich, dass es von zentraler Bedeutung sei, dass die jungen Menschen Zugang zu den Erinnerungen an die Jahre vor 1945 bekommen. Daher sei der "Gedenkdienst eine unverzichtbare Einrichtung", sagte Faymann.

 

 Glawischnig erfreut über "Befreiungsfeier" im Bundeskanzleramt
Trotzdem weiterhin gravierende Widersprüche in Österreichs Umgang mit Vergangenheit
Wien (grüne) - Erstmalig findet am 8. Mai im Bundeskanzleramt eine Veranstaltung zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des 2. Weltkrieges statt. "Das ist ein Fortschritt für den der Republik mit seiner Vergangenheit. Glawischnig: "Ich haben mich immer gewundert, wie das offizielle Österreich seine Wiedererrichtung am 27. April feiern kann, ohne die militärische Befreiung am 8. Mai zu würdigen. Das Bewusstsein der Regierung hat sich in diesem Punkt offenbar weiterentwickelt. Das ist erfreulich."

Dieses neue Bild der Republik muss sich aber sonst manifestieren - in den Köpfen, auf öffentlichen Plätzen, in den Geschichtsbüchern - und natürlich in der Krypta am Heldenplatz, die nicht mehr zeitgemäß ist. Dort sind in Totenbüchern hunderte Namen von gefallenen Soldaten der SS und Waffen-SS aufgeführt. "Ob nun fanatisch und freiwillig oder teils gezwungen: Ihnen gebührt kein Platz in der zentralen Österreichischen Gedenkstätte unter dem Kranz des Bundeskanzlers!" Noch dazu, wo Bundespräsident und Kanzler die Krypta regelmäßig mit Staatsgästen besucht. "Wenn der Bundeskanzler es ernst meint, lässt er heuer als ersten Schritt zumindest morgen, wenn wieder Burschenschafter davor aufmarschieren, seinen Kranz in der Krypta als Zeichen des Widerstands gegen den Burschenschafteraufmarsch abnehmen."

 

Mailath: Österreich hat bei Erinnerungskultur besondere Verantwortung in Europa
Festtag der Befreiung am Heldenplatz: Zeichen für friedliches Zusammenleben
Wien (rk) - Wiens Kultur- und Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hat an der Kundgebung zum Tag der Befreiung am Heldenplatz als Festredner teilgenommen: "Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung vom NS-Regime ein Tag der Freude und Besinnung gleichermaßen. Die Alliierten befreiten Österreich vom Joch des NS-Regimes. Gleichzeitig ist das Datum der Beginn eines friedlichen Europas. Eines Europas, das auf gemeinsamen Werten und dem Bekenntnis zur Zusammenarbeit fußt."

Überall in Europa würden rechtsextreme Parteien die eigenen Länder voranstellen. Wohin solcher Egoismus und Nationalismus, gepaart mit dem Hass auf Minderheiten führe, habe Österreich schmerzlich selbst erfahren müssen: "Europa lebt von seinen wirtschaftlichen Beziehungen, die Ausgangspunkt für das europäische Projekt nach dem Krieg waren. Genauso wichtig für Europa ist aber eine gemeinsame Erinnerungskultur. Nur wenn die gemeinsam erlebte Geschichte im Gedächtnis bleibt, ist das geistige Fundament gegeben, das die Völker Europas auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten lässt", so Mailath.

Das "Totengedenken" in der Krypta bewirke hier das Gegenteil und sei ein gezieltes Statement, am 8. Mai Verantwortungen für das Entstehen des Nationalsozialismus zu relativieren.

 

Evangelische Kirche für Deserteursdenkmal
Erklärung zum Tag der Befreiung am 8. Mai
Wien (epdÖ) - Zum Tag der Befreiung am 8. Mai hat der Evangelische Oberkirchenrat A.u.H.B. in Österreich eine Erklärung veröffentlicht. Darin spricht sich das kirchenleitende Gremium für die Errichtung eines Deserteursdenkmal aus und fordert die Pfarrgemeinden auf, in geeigneter Form aller Opfer von Krieg und Nazidiktatur zu gedenken. Die Erklärung, die in der Sitzung am 8. Mai verabschiedet wurde, hat folgenden Wortlaut:

"Die Evangelische Kirche Österreichs nimmt Teil an dem gemeinsamen Erinnern und Gedenken an die Befreiung von der Zwangsherrschaft der Hitler-Diktatur im Jahr 1945. Wir denken dabei zuerst an die Opfer des Holocaust und an alle, die unter Diktatur und Krieg zu leiden hatten. Gegen ein falsch verstandenes und einseitiges "Heldengedenken" rufen wir die Erinnerung an all jene wach, denen bislang kein mahnendes Gedenken gilt. Daher sprechen wir uns mit Nachdruck für die Errichtung eines Denkmals für die Wehrdienstverweigerer, Deserteure und Widerstandskämpfer/innen aus, die sich dem Mittun in einem verbrecherischen Krieg entzogen bzw. aktiven Widerstand geleistet haben.

In vielen evangelischen Kirchen wird durch Gedenktafeln der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. Wir rufen die evangelischen Pfarrgemeinden dazu auf, in geeigneter Form auch aller Opfer von Krieg und Nazidiktatur zu gedenken. Nach christlichem Verständnis dient das Gedenken dazu, einen Beitrag für das Zusammenleben in Frieden und Gerechtigkeit für die Zukunft zu leisten. Daher treten wir entschlossen gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit auf und setzen uns für eine Gesellschaft ein, die durch Zusammenhalt und Solidarität gekennzeichnet ist."  

 

Gedenkdienst langfristig absichern
Innsbruck (maislinger) - Die erfreuliche Nachricht über die Rücknahme der Gedenkdienst-Kürzung für den Jahrgang 2012 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gedenkdienst seit 20 Jahren vom zuständigen Innenministerium als Stiefkind behandelt wurde. Nachdem es mir nach über einem Jahrzehnt 1991 gelungen war den damaligen Innenminister Franz Löschnak von der Idee eines Zivilersatzdienstes in Holocaust-Gedenkstätten zu überzeugen, begann das bis heute anhaltende Problem der fehlenden oder zu geringen Finanzierung der Zivildienstpflichtigen, die sich für einen Dienst im Ausland entschieden hatten. Die Republik Österreich wollte sich von Anfang an nicht zu einer verpflichtenden Finanzierung der Gedenkdiener bekennen und betont daher bis heute, dass die finanzielle Unterstützung der weltweit anerkannten Gedenkdiener durch das Innenministerium bzw. durch den Auslandsdienst Förderverein freiwillig erfolgt.

Die Gedenkdiener bzw. die drei Gedenkdienst-Trägerorganisationen Verein Gedenkdienst, Verein Niemals Vergessen und Verein Österreichischer Auslandsdienst müssen jedes Jahr ein Unterstützungsansuchen einreichen und können daher nur schwer langfristig planen, so Maislinger, der anregt, dass Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger sofort eine langfristige Finanzierung weiterverhandeln und dabei natürlich das Thema Gedenkdienst für Frauen einschließen.
     

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