Pflegeeltern gesucht!   

erstellt am
08. 05. 12

Im Herbst startet neuer Ausbildungslehrgang für Pflegeeltern
Eisenstadt (blms) - Von den rund 54.000 burgenländischen Kindern können derzeit etwa 325 aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Familien leben. LR. Dr. Rezar: „Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendwohlfahrt berechtigte Zweifel daran haben, dass die Eltern die Erziehung zum Wohl des Kindes gewährleisten können, müssen sie handeln.“ Wenn auch eine Unterstützung in der Erziehung nicht hilft, kommen gefährdete Kinder in eine Pflegefamilie oder eine öffentliche Einrichtung. Ende 2011 waren 93 burgenländische Kinder in Pflegefamilien und 232 in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Derzeit lassen sich 21 Interessierte beim Berufsförderungsinstitut Burgenland (BFI) als Pflege bzw. Adoptiveltern ausbilden – im Herbst startet ein weiterer Lehrgang, dafür gibt es noch freie Plätze.

Erster Schritt: „Hilfe zur Erziehung“
Das Gesetzt sieht zum Schutz der Kinder vor, dass die öffentliche Jugendwohlfahrt in familiäre Beziehungen eingreifen kann, wenn die Erziehungsberechtigten das Kindeswohl objektiv gefährden. Dies ist besonders der Fall, wenn bei der Erziehung Gewalt angewendet und dem Kind körperliches oder seelisches Leid zugefügt wird. In einem ersten Schritt wird den Eltern Unterstützung zur Erziehung angeboten. Eltern von 1.035 Kindern haben Ende 2011 Unterstützung zur Erziehung in Anspruch genommen. „Wenn die Krisensituation bereits chronisch ist oder mehrere Probleme zusammentreffen, muss die Hilfe direkt zu Hause bei der Familie im Alltag ansetzen und über einen längeren Zeitraum gewährleistet sein. Das kann z.B. die sozialpädagogische Familienhilfe oder die Familienintensivbetreuung leisten“, informiert der Landesrat dazu. Ist die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Familienhelfern erfolgreich, wird die Familie für die Kinder wieder sicher und stabil.

Volle Erziehung bei Pflegeeltern und in Wohngemeinschaft
In Situationen, in denen diese Unterstützung nicht mehr ausreicht, muss die Jugendwohlfahrt die „volle Erziehung“ gewährleisten. Die gefährdeten Kinder kommen in eine Pflegefamilie oder in eine öffentliche Einrichtung - eine sozialpädagogische oder in eine sozialtherapeutische Wohngemeinschaft. 23 gibt es davon im Burgenland. Ende 2011 waren 93 burgenländische Kinder in Pflegefamilien und 232 in einer sozialpädagogischen oder sozialtherapeutischen Einrichtung untergebracht. Die Jugendwohlfahrt geht davon aus, dass eine Fremdunterbringung bei einer Pflegefamilie oder in einer Einrichtung nur eine vorübergehende Maßnahme ist. Ziel bleibt immer die Rückführung des Kindes in seine Herkunftsfamilie. „Kinder haben ein Recht auf ihre Eltern – und die Eltern haben umgekehrt auch ein Recht auf ihre Kinder“, so der Landesrat und erklärt weiters: „Wenn es im Interesse des Kindes liegt, ein Eltern-Kind-Verhältnis entstanden ist oder eine Rückführung in die Herkunftsfamilie nicht mehr möglich ist, können Pflegeeltern auch das volle Sorgerecht beantragen bzw. eine Adoption anstreben. Wenn möglich, werden leibliche Eltern, auch wenn sie zum gegebenen Zeitpunkt nicht erziehungsfähig sind, in den Erziehungsprozess miteinbezogen.“ Für die Unterstützung der Erziehung sind im Jahr 2011 5,2 Millionen Euro und für die Unterbringung der Kinder in Pflegefamilien oder Wohngemeinschaften 11,7 Millionen Euro ausgegeben worden.

Säuglinge und Kleinkinder Unterbringung vorrangig in Pflegefamilien.
„Das Burgenländische Jugendwohlfahrtsgesetz sieht vor, dass vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern Pflege und Erziehung in einer Pflegefamilie Vorrang vor einer stationären Einrichtung haben“, erklärt WHR Mag. Elvira Waniek-Kain, vom Hauptreferat Sozialwesen im Amt der Burgenländischen Landesregierung.

Pflegeelternkurse und Überprüfung des Umfelds als Voraussetzung
Um die Verantwortung für ein Pflegekind zu erhalten, ist von den künftigen Pflegeeltern ein Verfahren zu durchlaufen, wonach seitens der zuständigen Bezirkshauptmannschaft eine persönliche Eignung festgestellt wird. Erst dann kann ein Pflegeelternkurs absolviert werden. Die Vermittlung der wesentlichen rechtlichen Gegebenheiten, Entwicklungspsychologie von Kindern, Fragen des Krisen- und Konfliktmanagements im Rahmen der Pflegelternschaft und auch Einblick in den tatsächlichen praktischen Alltag von Pflegeeltern stehen dabei im Mittelpunkt. Peter Maier, Landesgeschäftsführer des BFI-Burgenland: „ Im Rahmen der 13.000 BFI-TeilnehmerInnen jährlich, nehmen die „Pflege- und Adoptiveltern“ einen besonderen Stellenwert ein. Es ‚menschelt‘ hier sehr. Wir sehen uns ja nicht nur als Organisatoren der Qualifizierung, sondern auch als neutrale Ansprechpersonen der teilnehmenden Paare. Alle wünschen sich übereinstimmend auch Weiterbildungen zu den Themen, welche die Herausforderungen des Alltags betreffen. Das zeigt, dass man Vertrauen in das BFI hat.“

Bezirkshauptmannschaft überträgt Pflege und Erziehung an Pflegeeltern
Wenn auch dieser Kurs positiv abgeschlossen ist, kann eine Bezirkshauptmannschaft, wenn Pflegeeltern gebraucht werden, auf diese Kandidaten zurückgreifen. Mittels Bescheid wird Pflege und Erziehung eines bestimmten Kindes auf die Pflegeeltern übertragen. Die Jugendwohlfahrt begleitet das Pflegekind und die Pflegeeltern im Rahmen der gesetzlich verankerten Aufsichtspflicht. Pflegeeltern können sich aber jederzeit an das Jugendamt um Rat und Hilfe wenden. Mag. Elvira Waniek-Kain gibt zu bedenken: „Zu beachten ist allerdings, dass ein Pflegekind kein „eigenes Kind“ ist. Sollte sich die Situation im Herkunftssystem des Kindes soweit gewandelt oder gebessert haben, dass das Kind auch in diesem System aufwachsen kann, so geht das Pflegekind wieder in die Obhut des Herkunftssystems über.“

Wolfgang Prenner, seit 15 Jahren Obmann des Burgenländischen Pflegeelternverbandes, abschließend dazu: „Pflegeeltern erfüllen eine wichtige Aufgabe im Sozialsystem unserer Gesellschaft. Fremde Kinder bei sich aufzunehmen, zu lieben und zu fördern wie ein eigenes Kind ist eine große Herausforderung, die Pflegeeltern gerne übernehmen. Sie erwarten sich aber bei Bedarf Unterstützung seitens der Behörden und die entsprechende Anerkennung in der Gesellschaft.“

Der nächste Pflegeelternkurs startet im Herbst, 18 Teilnehmer haben sich dafür bereits angemeldet – es gibt aber noch freie Plätze.

Weitere Informationen:
Bezirkshauptmannschaften - Referate für Jugendwohlfahrt und Pflege- und Adoptivelternverein Burgenland, Obmann Wolfgang Prenner: Tel. und Fax: 03357/43657;
e-mail: pav.bgld@netway.at
     
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