Europäische Währungsunion: Lehren aus der Schuldenkrise   

erstellt am
08. 05. 12

40. Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank, 10. und 11. Mai 2012
Wien (oenb) - Staatsschuldenkrisen haben sehr weitreichende Folgen. Meist gehen sie mit Banken- und oft auch Währungskrisen einher. Die Bewältigung von Staatsschuldenkrisen stellt für die Wirtschaftspolitik daher eine außerordentliche Herausforderung dar. Zur Lösung der aktuellen europäischen Schuldenkrise wurden im Verlauf der letzten zwei Jahre entscheidende Gegenmaßnahmen und Reformen ergriffen. Doch werden diese angesichts der vielfältigen Wirkungskanäle unter Entscheidungsträgern, Experten, in den Medien und der Öffentlichkeit kontroversiell diskutiert. Unterschiede bestehen dabei sowohl hinsichtlich der Analyse der zugrundeliegenden Probleme, der Empfehlung angemessener wirtschaftspolitischer Reaktionen und darin, welche Lehren für die Zukunft gezogen werden sollen.

Die 40. Volkswirtschaftliche Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bringt hochkarätige nationale und internationale Experten und Praktiker aus Politik, Wirtschaft, Finanzwesen und Wissenschaft zusammen, um diese Thematik umfassend von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und mögliche kurz- bis längerfristige Lösungsmöglichkeiten mit all ihren Vor- und Nachteilen zu identifizieren und abzuwägen.

Nach den Eröffnungsworten von OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny wird Bundeskanzler Werner Faymann am Morgen des 10. Mai wirtschaftspolitische Herausforderungen in der Währungsunion im Spannungsfeld zwischen Solidarität und Disziplin erörtern. Mit Spannung wird auch der anschließende Vortrag des Direktoriumsmitglieds und Chefvolkswirts der Europäischen Zentralban (EZB), Peter Praet, zur Rolle der EZB beim Krisenmanagement erwartet. Klaus Regling, Chef der europäischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF), wird die europäische Antwort auf die Staatsschuldenkrise darlegen. Im Rahmen eines Kamingesprächs am Abend des ersten Konferenztages wird Maria Fekter, Bundesministerin für Finanzen, die Herausforderungen auf dem Weg zu einer gemeinsamen Fiskalpolitik im Euroraum herausarbeiten.

Systemische Aspekte bei der Bekämpfung von Finanzkrisen stehen im Zentrum der ersten Podiumsdiskussion mit Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, und Federico Sturzenegger, Präsident der Banco Ciudad de Buenos Aires und Autor eines bekannten Buches über Staatsschuldenkrisen. Die heikle Balance zwischen Risiken und Chancen von Schuldenrestrukturierungen wird am Nachmittag von den Professoren Thorsten Beck (Tilburg University) und Loriana Pelizzon (Università Ca‘Foscari di Venezia) abgewogen. Anschließend werden Professor Albrecht Ritschl (London School of Economics) und Jakob von Weizsäcker vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie die europäische Schuldenkrise in einen historischen Kontext stellen und Ideen präsentieren, wie systemische Risiken bei Schuldenrestrukturierungen eingedämmt werden können.

„Wie soll der Policy-Mix bei der Bewältigung von Staatsschuldenkrisen aussehen? Wie kann ein Gleichgewicht zwischen kurzfristigen Stabilisierungserfordernissen und langfristig wachstumsfördernden Zukunftsreformen gefunden werden?“ Diesen aktuell lebhaft diskutierten Fragen widmen sich am Morgen des 11. Mai der Chefökonom der Citigroup, Willem Buiter, und Professor Joshua Aizenman von der University of California, Santa Cruz. Zum Abschluss diskutieren schließlich die Europaparlamentarierin Sylvie Goulard und Professor Wilhelm Kohler, Universität Tübingen, wie weit, in welcher Form und durch welche Institutionen Krisenländern unter die Arme gegriffen werden soll.
     
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