Dalai Lama besucht Österreich  

erstellt am
21. 05. 12

Konflikte durch Dialog lösen - für gutes Miteinander der Religionen arbeiten
Dalai Lama und LH Dörfler bei Pressekonferenz in Klagenfurt - Große Ehre für Kärnten - Dank für Verbundenheit und Freundschaft
Klagenfurt (lpd) - In einer gemeinsamen Pressekonferenz des Dalai Lama mit Landeshauptmann Gerhard Dörfler nahm das geistliche Oberhaupt der Tibeter am 18.05. Stellung zu zahlreichen Themen, wie Glück, Werte, Tibet, China, Religionen und Pressefreiheit. In der Walter Dermuth-Messehalle in Klagenfurt betonte der Landeshauptmann eingangs, dass der Besuch und viertägige Aufenthalt des Dalai Lama eine große Ehre für Kärnten sei und er auch persönlich sehr dankbar für dessen Lebensweisheiten sei, deren Essenz Güte und Mitgefühl sei.

"Sie haben ein Land umarmt, weil Sie eine besondere Freundschaft mit Heinrich Harrer und dessen Gattin Carina hatten bzw. haben, weil Sie sich auch in Kärnten wie zuhause fühlen", sagte Dörfler. Er dankte für diese Verbundenheit und Freundschaft sowie für die Botschaften, die alle Zuhörer bereichern. Die Worte des Dalai Lama seien gerade in einer Zeit der Atemlosigkeit und Hektik, in der Cash und Kapital anstelle von Menschlichkeit dominieren, wichtig. Auch über die Wegwerfgesellschaft und den Werteverlust habe man heute schon gemeinsam debattiert, sagte Dörfler.

Der Dalai Lama sagte, dass alle Menschen Glück und Wohlergehen finden wollen und das sei mit inneren Werten verbunden. Macht- und Gewinnstreben würden nicht ausreichen. Um diese Werte herauszustellen, seien auch die Medien besonders herausgefordert.
Die großen Religionen würden sich im gemeinsamen Ziel finden, Liebe, Mitgefühl, Genügsamkeit und Zufriedenheit zu fördern, führte der Dalai Lama aus. Trotz einzelner inhaltlicher Differenzen gebe es ein Miteinander und führte als Beispiel dafür Indien an, wo viele Religionen und Kulturen relativ friedlich zusammenleben. Es sei wichtig, für die Zukunft der Menschen, dass im Bereich der Religionen für die Gemeinsamkeit zusammengearbeitet werde.

Er hob die Bedeutung der Pressefreiheit hervor und sagte, die Medienvertreter sollten gleichsam wie Elefanten mit einem langen Rüssel sein, der sich überallhin bewege und auch hinter die Kulissen blicke. "Seien Sie ehrlich, objektiv und wahrhaftig", plädierte er.
Er sprach auch zur tibetischen Exilregierung. Hier habe man demokratische Strukturen erreicht, denn er selbst habe seine politische Verantwortung an einen gewählten Führer abgegeben. Die politische Führung durch den Dalai Lama sei damit nach vierhundert Jahren endgültig zu Ende gegangen.

Zu seinem langjährigen Kärntner Freund Heinrich Harrer sagte er, dass Tibet immer auch einen Platz in seinem Herzen gehabt habe. Harrer habe Tibet sehr positiv vermittelt, was er bereits bei seinem ersten Österreich-Besuch im Jahr 1973 durch Sympathiebekundungen erfahren habe. Gestern in Hüttenberg habe er sich wieder sehr stark an persönliche Begegnungen und Gespräche mit Heinrich Harrer erinnert.

Weiters sagte der Dalai Lama, dass sehr viele Chinesen keine unzensurierten Informationen über Tibet erhalten würden. Umso wichtiger sei es, dass sie ein Recht bekommen, um Zugang zum freien Informationsfluss zu erhalten. Damit könnten sie sich ein eigenes Urteil bilden. Auch das Rechtssystem müsse auf einen internationalen Standard gebracht werden. Er zeigte sich zuversichtlich, dass mit der entsprechenden Informationsarbeit sich auch etwas in Tibet ändern und die Tibetfrage gelöst werden könne. Es sei ihm auch offiziell zugesagt worden, dass China einen mittleren Weg hin zu einer Lösung verfolge.

Zur Frage betreffend seiner Selbstcharakterisierung sagte er, dass er viele absurde Titel, wie Halbgott oder auch Dämon, erhalten habe, er sei aber "ein einfacher buddhistischer Mönch". Eine wichtige Botschaft an die Jugend laute, Gewalt nicht mit Gewalt zu bekämpfen. Konflikte sollen durch Dialog gelöst werden. Das 20. Jahrhundert habe enorme technische Fortschnitte gehabt, leider aber auch unfassbar viel Gewalt gebracht und Opfer gefordert. Die Hoffnung liege nun bei der Jugend, diese solle über Werte nachdenken, empfahl der Dalai Lama.
   

Sie wollen ihr Wissen zum Wohle anderer einsetzen
LH Dörfler bei Zertifikatsverleihung durch den Dalai Lama an Absolventinnen und Absolventen des Tibetzentrums Hüttenberg
Klagenfurt (lpd) - Für rund 70 Absolventinnen und -absolventen der akademischen Lehrgänge des Tibetzentrums Hüttenberg war der 19.05. ein ganz besonderer und wohl unvergesslicher Tag. Sie erhielten ihre Zertifikate nämlich aus der Hand des Dalai Lama. Bei der Zeremonie am Klagenfurter Messegelände war auch Landeshauptmann Gerhard Dörfler anwesend, der zu den erfolgreichen Abschlüssen herzlich gratulierte.

"Leben Sie, was Sie hier gelernt haben, und geben Sie es weiter", so Dörfler zu den Absolventinnen und Absolventen. Er sagte, dass wohl kein anderer Ort so gut als Standort für das Tibetzentrum geeignet sei wie Knappenberg/Hüttenberg. Die Freundschaft des Dalai Lama mit Heinrich Harrer bilde das Fundament für das Projekt, das auch vom Land Kärnten unterstützt werde.

Der Landeshauptmann betonte weiters, dass wir Europäer aus den Lebensweisheiten des Dalai Lama lernen sollten. "Wir sind zu oberflächlich und zu schnell geworden. Es braucht wieder ein Mehr an Menschlichkeit, Respekt und Fairness sowie eine Geschwindigkeit, bei der man noch atmen und leben kann", so Dörfler. Er sagte zum Dalai Lama, dass durch die vielen Teilnehmer bei den Veranstaltungen und die umfangreiche Berichterstattung in den Medien ganz Kärnten von seinem Besuch spreche: "Die Menschen im Land spüren ihre Botschaften, ihr Wirken und ihr herzliches Lachen."

Der Dalai Lama ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, weiterzuforschen. Ihm sei der Austausch mit den verschiedensten Wissenschaften ein besonderes Anliegen. Der Dalai Lama erklärte, dass sich die Kurse im Tibetzentrum mit den beiden Gebieten Spiritualität und Philosophie sowie tibetische Medizin befassen. Die tibetische Medizin habe sich bereits im achten Jahrhundert zu entwickeln begonnen und werde heute vielfach erfolgreich angewendet, vor allem auch bei der Vorbeugung gegen Krankheiten.

Der evangelische Theologe sowie Zen- und Yoga-Lehrer Michael von Brück von der Ludwig-Maximilians-Universität München moderierte die Zeremonie. Er sagte, dass bereits 3.300 Studierende an über 110 Bildungsveranstaltungen des Tibetzentrums Hüttenberg teilgenommen haben. Das Tibetzentrum, das den Status einer Universität anstrebe, habe kürzlich einen Fünfjahres-Förderungsvertrag mit dem Land Kärnten unterzeichnet. Für die anwesenden Absolventinnen und Absolventen verlas der Moderator das Versprechen, dass sie ihr erworbenes Wissen in ethisch korrekter Weise zum Wohle anderer und nutzbringend für die Gesellschaft einsetzen wollen. Von Brück freute es besonders, dass auch viele Schulmediziner unter den Absolventinnen und Absolventen sind.

Bei der Zertifikatsübergabe waren außerdem der Geschäftsführer des Tibetzentrums Hüttenberg, Geshe Tenzin Dhargye, sowie aus Indien der Vizerektor der Universität für Höhere Tibetische Studien in Varanasi, Geshe Ngawang Samten, und Tenpa Choephel vom Men-Tsee-Khang College anwesend.

Informationen: http://www.tibetcenter.at
   

Höchste Kärntner Landesauszeichnung für den Dalai Lama
LH Dörfler zeichnete Seine Heiligkeit mit Landesorden in Gold aus - Vortrag zur Kunst des Glücklichseins in ausverkaufter Messehalle 1
Klagenfurt (lpd) - Über die Kunst des Glücklichseins hielt der Dalai Lama am 20.05. einen öffentlichen Vortrag in der ausverkauften Klagenfurter Messehalle 1. Dabei bedankte er sich auch bei der Kärntner Bevölkerung für ihre Freundlichkeit und das warmherzige Lächeln, mit dem sie ihm begegnet sei. Landeshauptmann Gerhard Dörfler verlieh dem geistigen Oberhaupt der Tibeter die höchste Auszeichnung des Landes, den Kärntner Landesorden in Gold.

"Die vier Tage Ihres Besuches waren Glückstage für Kärnten. Sie haben uns Spuren hinterlassen, die nicht morgen schon verwischt sein werden", sagte Dörfler bei der Verleihung. Der Landeshauptmann bedankte sich persönlich aber auch für das Land Kärnten für den bereits vierten Besuch des Dalai Lama: "Sie sind durch Ihre Freundschaft mit Heinrich Harrer mit Kärnten verwurzelt. So konnten wir alle eine außergewöhnliche Beziehung zu einem außergewöhnlichen Menschen aufbauen." Dörfler dankte dem Dalai Lama auch dafür, dass er trotz der tausenden Besucher bei seinen Veranstaltungen immer Augenblicke für einzelne Menschen, wie Kinder oder eine Frau im Rollstuhl, gefunden habe. "Viele werden Ihre Botschaften mitnehmen und morgen vielleicht schon mehr lachen als gestern", meinte der Landeshauptmann.

Als der Dalai Lama den Landesorden entgegennahm, hatte er damit ganz im Sinne seines Vortrages über das Glücklichsein sichtlich viel Spaß und Freude. Er hing sich die Auszeichnung mit einem herzlichen Lachen ans Ohr und verwendete ihn bei seinem Abgang von der Bühne als Kopfschmuck. Der Landeshauptmann erhielt aus den Händen des Dalai Lama eine Buddha-Statue als Geschenk. Bereits zu Beginn seines Vortrages hatte der Dalai Lama dem Landeshauptmann gedankt: "Seit meiner Landung am Flughafen haben Sie mir jeden Tag ihr Gesicht mit einem Lächeln und viel Freundlichkeit gezeigt." Ein amerikanischer Wissenschaftler habe ihm einmal gesagt, dass sich die Augen von Menschen öffnen würden, wen sie jemandem mit herzlichen Gefühlen gegenübertreten. Dieses Öffnen der Augen habe er auch beim Landeshauptmann gesehen, so der Dalai Lama.

Im Rahmen seines Vortrages wollte der Dalai Lama aufzeigen, wie man ein glückliches Leben im Kontext eines säkularen Weges führen kann. Er betonte, dass er den Begriff säkular im Sine der indischen Verfassung verstehe. Es sei also auf keinen Fall eine antireligiöse Haltung, sondern es gehe um den Respekt gegenüber allen Religionen und auch Menschen ohne Glauben.

Nach Ansicht des Dalai Lama leben die Menschen zu sehr auf der Ebene der Sinneseindrücke, konzentrieren sich auf das Äußere, Materielle, die temporäre und augenblickliche Befriedigung der Sinne. Das Innere - also tiefe, geistige und wichtige Erfahrungen - würde hingegen länger bleiben. Die Menschen und vor allem Kinder würden zu viel fernsehen, was schädlich für die Entwicklung der Energie und Kraft des Geistes sei. Man sollte in seinen Geist schauen, ihn ruhig und ausgeglichen halten. Die Quelle von Leid und Problemen sei nämlich meist nicht im Äußeren sondern in der inneren Haltung zu finden. Allein wenn man beobachte, wo in einem selbst Wut und Ärger aufkommen, könne man diese Gefühle und deren negative Energien bereits reduzieren.

"Wir sind soziale Wesen, keiner kann für sich glücklich sein, sondern nur im Verbund mit anderen", so der Dalai Lama weiters. Wir alle seien Teil des Ganzen und der Vorteil der Gemeinschaft sei auch unserer. Der Dalai Lama appellierte dafür, das Recht des Wohlergehens anderer anzuerkennen sowie das uns angeborene Bewusstsein für Verbundenheit und gegenseitige Zuneigung zu schärfen. Zu oft würden die Menschen künstliche Werte schaffen und die Wichtigkeit der Gefühle vergessen. So würden egoistische Gedanken entstehen und das negative Verhalten verstärke sich. Die Menschen sollten wieder mehr in der Kategorie Wir als in der Kategorie Ich denken. So würde es auch weniger Raum für Kriege und Armut geben. "Die Welt gehört und allen geleichmäßig", betonte der Dalai Lama und verwies darauf, dass negative Gedanken unser Immunsystem auffressen würden.

Auf seine herzliche und unvergleichliche Art beantwortete er noch eine Frage aus dem Publikum. Der Mitarbeiter eines großen Casinos wollte wissen, wie sein Unternehmen und er selbst mit den negativen Gefühlen umgehen könne, die entstehen, wenn Menschen spielsüchtig sind oder viel Geld verlieren. "I really don't know", meinte der Dalai Lama kurz mit einem herzhaften Lachen.

Beim seinem Vortrag waren seitens der Landesregierung auch LHStv. Uwe Scheuch, LHStv. Peter Kaiser, die Landesräte Achill Rumpold und Christian Ragger und Landesrätin Beate Prettner anwesend.
   

Danke für vier Tage des Miteinanders und der Weisheiten
LH Dörfler lud Dalai Lama zum Dank zu Wörtherseeschifffahrt und Empfang im "Hotel Schloss Seefels" ein
Klagenfurt (lpd) - Zum Abschied nach seinem viertägigen Kärntenbesuch wurde der Dalai Lama von Landeshauptmann Gerhard Dörfler zu einem Empfang im "Hotel Schloss Seefels" in Pörtschach geladen. Dorthin ging es bei herrlichem Kaiserwetter gemeinsam mit weiteren Ehrengästen per Schiff über den Wörthersee. Der Dalai Lama nahm sich vor dem Ablegen sogar noch außerprotokollarisch die Zeit, die Gäste des 1. Alpen Adria Hafenfestes in der Ostbucht zu begrüßen. Dörfler begleitete Seine Heiligkeit auch noch zum Klagenfurter Flughafen, von wo aus das geistige Oberhaupt der Tibeter weiter nach Salzburg reiste. "Dankeschön und Vergelt's Gott", bedankte sich der Landeshauptmann persönlich und im Namen des Landes für die vier Tage in Kärnten.

"Der Besuch des Dalai Lama war eine große Ehre und Bereicherung für Kärnten. Es waren Tage des Miteinanders und der Weisheiten", so Dörfler, der in den Thesen und Lebensweisheiten des Dalai Lama dauerhafte Werte sieht. Tausende Besucher, viele auch aus den Nachbarländern und -regionen seien gekommen, um den Dalai Lama bei seinen Vorträgen und öffentlichen Terminen zu sehen und zu erleben. Neben dem spirituellen Aspekt der Weisheit und der Werte sei es also auch ein äußerst positiver Impuls für den heimischen Tourismus gewesen, der die Hotels gefüllt und der Wirtschaft gut getan habe, meinte Dörfler. Besonderen Dank sprach der Landeshauptmann auch dem Geschäftsführer des Tibetzentrums Hüttenberg, Geshe Tenzin Dhargye, aus, über den die Freundschaft zwischen den Kärntnern, dem Dalai Lama und den Tibetern weiter verstärkt und gepflegt werde. Dörfler sagte auch, dass er sich freuen würde, den Dalai Lama wieder einmal in Kärnten als Gast empfangen zu können.

Beim Empfang im "Hotel Schloss Seefels" überreichte der Landeshauptmann gemeinsam mit Ski-Kaiser Franz Klammer dem Dalai Lama einen Kärntenhut, den dieser sehr erfreut entgegennahm. Seine Heiligkeit sagte, dass er den Hut gerne auf seinen Reisen verwenden werde. Auf der Schifffahrt über den Wörthersee und beim anschließenden Essen gab es viele Begegnungen zwischen dem Dalai Lama und Freunden aus Kärnten und den Nachbarländern, u. a. mit LH-Gattin Margreth und Tochter Stefanie, dem Präsidenten von Friaul-Julisch Venetien, Renzo Tondo, dem Präsidenten der kroatischen Gespanschaft Istrien, Ivan Jakovcic, LHStv. Uwe Scheuch, Landtagspräsident Josef Lobnig, US-Botschaftsrat Shawn Crowley, Österreichs Botschafter in Slowenien, Erwin Kubesch, Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider, Hüttenbergs Bürgermeister Josef Ofner, Bleds Bürgermeister Janez Fajfar, Schauspieler Maximilian Schell, Filmer Otto Retzer, den Slowenenvertretern Marjan Sturm und Bernard Sadovnik, ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard und weiteren hochrangigen Kärntner Medienvertretern.
     
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