Lineare Systeme   

erstellt am
16. 05. 12

Regina Hadraba und Renate Lohrmann - von 3. Juni - 15. Juli 2012 im Österreichischen Papiermuseum Laakirchen-Steyrermühl
Wien/Laakirchen (hrobsky) - In der diesjährigen Ausstellung werden zwei Künstlerpositionen gezeigt, die in ihren Arbeiten der Linie große Aufmerksamkeit geben. Während bei Regina Hadraba die Linie verdeckt aufs Papier "monotypiert" wird, führen bei Renate Lohrmann die Linie über Farbflächen am Karton zur weiblichen Figur.

Regina Hadraba
Regina Hadrabas Bilder entstehen in der Technik der Monotypie. Die Künstlerin zeichnet nicht direkt auf dem Bildträger, sondern auf einem mit schwarzer Ölfarbe eingefärbten Stoff, den sie auf das Papier oder auf die Leinwand legt. Die Linien, die die Künstlerin auf dem Stoff zieht, drucken sich auf den Bildträger ab. Während der Arbeit dreht und verschiebt sie den eingefärbten Stoff, hebt ihn auch ab, um einen Teil der Arbeit zu prüfen, legt ihn wieder auf und führt die Zeichnung weiter. Dr. Andrea Fürst

Ihre Darstellungen bewegen sich zwischen klarer konzeptioneller Vorgabe mitsamt all den Geboten und Verboten, die das künstlerische Bewusstsein Hadrabas macht, und expressiven Gesten. Das Werk zeichnet sich bei aller Klarheit und bei allen Geheimnissen, die dazwischen liegen, durch einen Minimalismus aus, der einfach ahnt, wann ein paar Strichgebungen mehr den Bildrahmen sprengen könnten.

Die im nunmehr positiven Sinne als "Gekritzel" zu bezeichnenden Gesten sind intellektuelle Zeichen, die als bewusste und gleichsam sinnliche Marker dienen - es ist keine kühle Form, die uns hier ansieht, keine konzeptionelle Formstrenge, aber erst recht keine Beliebigkeit.

Es wird keine Form aufgezwungen, es wird keine Lesart oder Deutung versprochen oder versucht. Die Reduktion bewirkt Konzentration, doch das Gefühl geht immer mit auf diesen auch bildlich wortkargen, aber sehr entschiedenen Landschaftsvermessungen. Das Figurative drängt sich vor und wird im offenen Dialog reflektiert. Mag. Marcus Maida

Regina Hadrabas Arbeiten im Papiermachermuseum Steyrermühl begeben sich in jene Dimension der Zeichnung, die nicht mehr einem überschaubaren Papierformat angehört, sondern einem, dass ohne einem performativen Einsatz nicht mehr bewältigt werden kann. Die Monotypie verbleibt nicht im Auge-Hand-Radius sondern erschließt sich einem Papierformat, das durch Positionswechsel der Zeichnerin unterschiedliche Bewegungsabläufe festhält. Auf vier Meter langen Papierbahnen befinden sich unsichtbare Checkpoints, von denen aus die Künstlerin ihre Linien ausfährt, damit sich diese miteinander verbiegen, sich voneinander abreißen, wieder zusammenwachsen, verknäueln oder eng zusammen führen.

Renate Lohrmann
Wohl bekannte Bilder, übliche Begriffe werden umgesetzt, nicht übersetzt. Das althergebrachte Gefüge als Bodensatz der Gedanken ist nicht willkommen, nicht mehr hilfreich. Vorstellungen, Annahmen kippen, brechen, überlagern sich unaufhaltsam. Kein Recht auf Gewohnheit, kein Anspruch auf Verbundenheit, kein Halt in Erinnerungen, keine Gewissheit, ein Besucherstatus im eigenen Bewusstsein, befremdlich in dementer Betrachtung, gefährdet durch stereotype Invasionen. Die Vernetzung wird einmal als Sicherheitsgitter, ein andermal als inakzeptable Raumbeschränkung empfunden; den Code zu entschlüsseln; eine Unmöglichkeit.
In Steyrermühl werden Raumgitter (300 x 350 cm) gelegt mit 30 Kartons à 50 x 70 cm. Die Kartonebene bewegt sich von einer glatten bis zu einer gebrochenen / geknickten Oberfläche. Die figurativen Motive (gemalter / gezeichneter Gestus) verändern sich durch die Form des Bildträgers.
     
Informationen: http://www.papiermuseum.at    
     
zurück