Modernste Medientechnologie    

erstellt am
21. 05. 12

FH St. Pölten erweckt prähistorischen Stamm mittels modernster Medientechnik digital zu neuem Leben
St. Pölten / Mailand (fhstp) - Prähistorische Felskunst digital reanimieren - das ist das Ziel einer Ausstellung in Mailand, deren Highlights auf einer heutigen Pressekonferenz vorgestellt wurden. Zentraler Aspekt der Ausstellung wird eine Film-Installation der Fachhochschule St. Pölten sein, die einen italienischen Stamm nach 7.000 Jahren digital zu neuem Leben erweckt. Zusätzliche Sound-Installationen und ein großer Multi-Touch-Table laden ein, die weltberühmte Felskunst aus Norditalien spielerisch zu erleben und zu entdecken.

Das bekannte Triennale Design Museum Mailand wird im Oktober seine Pforten für die Ausstellung "PITOTI - Digital Rock-Art from Ancient Europe" öffnen - und damit erstmals modernste Medientechnologie mit wissenschaftlichen Ergebnissen archäologischer Forschung verknüpfen. Einen Vorab-Einblick in diesen kreativ-wissenschaftlichen Ansatz gaben VertreterInnen des Museums gemeinsam mit dem Centro Camuno di Studi Preistorici und der FH St. Pölten heute auf einer Pressekonferenz in Mailand. Dabei wurden auch die Inhalte des Films "Ambient Cinema" der FH St. Pölten vorgestellt, der den Auftakt zur Ausstellung bilden wird. Dieser lässt einen Stamm, die Camuni, aus Norditalien nach 7.000 Jahren wieder auferstehen - zumindest digital. Denn der Film bietet erstmals einem breiten Publikum, was bisher nur ausgesuchte ArchäologInnen erleben durften: die als UNESCO Weltkulturerbe geschützte Felskunst der Camuni an den steilen Felswänden des norditalienischen Tals Camonica.

"Diese als Pitoti bezeichneten Felsgravierungen können zwar nicht transportiert werden, kreative Ideen im Wechselspiel mit modernster Medientechnik ermöglichen es, sie dennoch hautnah zu erleben", erklärt FH-Prof. Dr. Frederick Baker, Dozent am Institut Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten und Mitarbeiter des Museum of Archaeology & Anthropology der University of Cambridge, GB. Diese Erfahrung bietet Dr. Baker den BesucherInnen mit seiner Film-Installation "Ambient Cinema", in der er klassische Reportage-Filmsequenzen mit Animationen und hochauflösenden Fotografien zu einem 360-Grad Gesamtkunstwerk zusammenfügt.

Pitoti Movies
Mit Projektionen an allen vier Wänden, Boden und Decke wird der Film die BesucherInnen auf die weitere Ausstellung einstimmen. "Szenen aus den Felsgravierungen lösen sich darin von ihrer steinigen Umgebung und entwickeln ein Eigenleben", erläutert Dr. Baker. Möglich wird dies z. B. durch eigens an der FH St. Pölten entwickelte Animationen. Diese basieren auf den scheinbaren Bewegungsmustern der in Fels gravierten Figuren. Actionreiche Jagd-, Kampf- und Tanzszenen sind, wie die Forschungsergebnisse von Dr. Baker und Dr. Christopher Chippindale (University of Cambridge) zeigen, zentrale Inhalte der Felszeichnungen. Die Dynamik dieser Szenen zeigt das Camonica-Tal als eine Art prähistorisches Open-Air Kino, das größte seiner Art in Europa: "State-of-the-Art Animations- und Filmtechnik erlaubt es uns, die Szenen dieses prähistorischen Films zu einem cineastischen Erlebnis für Augen und Ohren zu machen", so Dr. Baker.

Surround Sound
Schon vor 7.000 Jahren platzierten die Camuni ihre Felszeichnungen strategisch geschickt an bestimmten Orten des Camonica-Tals. Die Soundqualität der Umgebung der Felsgravuren war für die audiovisuelle Umsetzung der Forschungsergebnisse von großer Bedeutung: "Die Platzierung der Felskunst an Orten mit spezieller Akustik wie z. B. Echos zeigt, dass die Camuni schon vor 7.000 Jahren neben dem optischen Erlebnis auch den akustischen Kick suchten", so Dr. Baker. Dieser wird nun auch BesucherInnen geboten: MusikerInnen haben mit Nachbauten prähistorischer Instrumente die einzigartige Soundqualität des Camonica-Tals nachempfunden. Recording ExpertInnen der FH St. Pölten entwickelten daraus sogar einen Soundtrack zu den Felszeichnungen.

Ein zusätzliches Erlebnis wird ein preisgekrönter Multi-Touch-Tabletop Computer* mit hochauflösenden Pitoti-Grafiken den BesucherInnen bieten. Hier können sie gravierte Felsabschnitte in Handarbeit selber zusammenfügen: "Einzelne Szenen großflächiger Gravuren können so in Zusammenhang gestellt werden. So kann die Felskunst der Camuni nach 7.000 Jahren wieder als Story-in-Action begriffen werden", ergänzt Dr. Baker.

*Der Multi-Touch-Tabletop Computer wurde mit FH-Prof. DI Markus Seidl und FH-Doz. DI Dr. Peter Judmaier und StudentInnen von der FH St. Pölten entwickelt und mit dem Innovationspreis 2011 der APA-IT-Challenge ausgezeichnet.


Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den Themengebieten Medien, Informatik, Verkehr, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen werden rund 2.000 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Kompetenzfelder Medientechnik, Medienwirtschaft, IT-Sicherheit, Simulation, Schienenverkehr, Gesundheit und Soziales. Es erfolgt ein stetiger Austausch zwischen Studiengängen und Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt werden.
     
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